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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Christophs. Sie wusste keine bessere Möglichkeit, Melanie zu überzeugen, als es ihr zu beweisen.
    »Weißt du, was Uhrwerkmenschen sind?«, fragte sie.
    Melanie hob verwirrt die Brauen. »Wie in der Geschichte vom Sandmann ?«
    Camilla nickte.
    Hilflos schüttelte Melanie den Kopf. »Roboter?«
    Camilla trat zu Amelie. Die Puppe drehte sich mit einem Tablett in der Hand um und sah sie erstaunt an. »Drehst du dich bitte mal mit dem Rücken zu mir?«
    Amelie tauschte einen Blick mit Amadeo und stellte daraufhin das Tablett ab. »Das mache ich selbst«, entgegnete sie streng, als Camilla sich an dem Reißverschluss ihres Kleides zu schaffen machte. Sie streifte sich den Stoff über den Kopf.
    Amelies Torso sah fast vollständig menschlich aus, bis auf den kleinen Unterschied, dass der Oberkörper unterhalb ihres Busens mit einer transparenten Kunststoffschicht abgedeckt war, hinter der sich hektische Rädchen drehten. Federn und Bänder bedienten einen essenziellen Teil der äußeren Gliedmaße. Fasziniert betrachtete Camilla Amelies Innenleben. Sie legte ihre Finger behutsam auf die Bauchdecke der Puppe, die scheinbar nichts dagegen hatte. Camilla kam nicht umhin, den Sandmann für dieses außergewöhnliche Geschöpf zu bewundern. Amelie und jede ihrer Schwestern waren einzigartig. Maschinen, die lebten, einen eigenen Willen und eigene Gefühle besaßen.
    »Von wem seid ihr alle gebaut worden?«, fragte sie.
    Amelie legte ihr einen Finger unter das Kinn. Camilla richtete sich auf.
    »Nathanael hat uns konstruiert. Nach unserer Befreiung haben sich die Ingenieure, die Amadeo um sich scharte, um die effiziente Modifizierung unserer Körper gekümmert.«
    »Aber wie lebt ihr?« Camilla bebte innerlich. Sie wollte alles über die Uhrwerkmenschen erfahren.
    Amelie hob die Schultern. »Das kann ich nicht beantworten. Ich weiß, dass wir abgeschaltet werden, wenn die Seele, die uns Leben verleiht, stirbt.«
    »Magie?«, fragte Camilla befremdet.
    »Ich glaube nicht.« Amelie lächelte. »Gibt es so etwas überhaupt?«
    »Aber wie sonst?«
    »Der göttliche Funke«, sagte Amadeo.
    Sie fuhr herum. »Unfug. Alles lässt sich logisch erklären, also auch das.«
    Belustigt winkte der Alte ab. Seine überhebliche Art heizte ihren Zorn an.
    »Sie kennen das Geheimnis. Schließlich bauen Sie den Uhrwerkmenschen die Augen ein.«
    Sein Lächeln gefror. »Dieses Wissen sollte auch geheim bleiben«, entgegnete er brüsk.
    Camilla setzte zu einer geharnischten Entgegnung an, bis ihr auffiel, dass Melanie die Szene blass verfolgte.
    Die Ärztin saß reglos da. Sie konnte ihre Erschütterung in Melanies Augen ablesen. Nach einigen Sekunden drehte sie sich zu Amadeo um. »Das ist vollkommen unmöglich.«
    »Amadeo, Sie schulden Melanie und uns Antworten.« Camilla musste sich zusammenreißen, nicht lauter zu reden, als sie es bereits tat.
    Der Alte spannte sich, schwieg aber.
    Unbeirrt fragte Camilla weiter. »Warum haben Sie Ihren Tod vorgetäuscht?«
    Sekunden hing ihre Aufforderung unbeantwortet in der Luft. Schließlich lockerten sich seine aufeinandergepressten Lippen. »Ich war krank, todkrank, als ich nach Ancienne Cologne kam. Nathanael hat sich um mich gekümmert und mir ein neues Leben ermöglicht.«
    Das Geständnis erschütterte sie. »Sind Sie eine Maschine?«
    Er schüttelte knapp den Kopf. »Ich bin ein Mensch.«
    »Aber was ist Ihr Geheimnis?« Camilla brüllte fast.
    Die Stille, die eintrat, schien greifbar zu sein.
    Alle Blicke lagen auf ihr.
    Chris erhob sich und trat zu Camilla und Amelie. Er legte der Puppe die Hand auf den Unterarm.
    »Vielen Dank«, flüsterte er.
    Amelie nickte knapp und zog sich wieder an.
    Camilla fühlte brennende Wut. Sie beruhigte sich erst, als Chris sie zu sich zog.
    »Lass dich nicht reizen.«
    »Es wäre wohl gut«, sagte Amadeo kühl, »wenn wir zum eigentlichen Thema zurückkämen: Was ist vorhin in der Bibliothek passiert?«
    Während Chris von dem Zusammentreffen mit dem Sandmann berichtete, schwieg Camilla eisern. Nach einer Weile begann sie zu frieren. Erschöpfung und Schock forderten ihren Tribut. Die ganze Zeit pochte die Frage, weshalb Amadeo den Schlüssel zur Bibliothek besaß, in ihrem Hinterkopf. Trotz allem wagte Camilla nicht, sie auszusprechen.
    Verschiedene Punkte störten sie an dem Alten. Er manipulierte Menschen mit Worten und Geschichten.
    Geschichten? Er schrieb Erlebnisse und Wahrheiten nieder. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob Amadeo sie nicht

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