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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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überstehen.«
    Chris wandte sich ab. Er antwortete nicht.
    Behutsam strich sie ihm durch das feuchte, schmutzige Haar.
    »Das ist die Welt hier unten.« Er wirkte müde.
    »Du müsstest da leben, wo die Luft gut und sauber ist und du dich erholen kannst.«
    Er lächelte bitter. »Das geht wohl kaum.«
    »Ich mache mir Sorgen um dich.«
    Er ergriff ihre Finger und küsste sie liebevoll. »Ich verspreche dir, mehr auf mich zu achten, Liebes.«
    Die Treppe raubte Camilla genauso viel Kraft wie Chris. Der Stein war feucht und die Stufen unverhältnismäßig steil. Mehrfach rutschte sie weg. Chris, der sich etwas erholt hatte, ergriff ihre Hand. Er gab ihr Sicherheit. Dankbar sah sie ihn an. Dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie mehrere Stunden liefen. Jeder Schritt gerann zu reiner Qual.
    Nach einiger Zeit bemerkte sie, dass die Temperaturen stiegen. Ihre Beine wogen schwer wie Blei. Stiche in ihrem Rücken und Verspannungen in den Muskeln begleiteten Camilla.
    Als sie einen betonierten Gang erreichten, waren sie beide nass geschwitzt und außer Atem. Camilla erkannte den Ort sofort wieder. Das war die unfertige Bahnstation, in der sie die Leiche gefunden hatte. Sie leuchtete in den Schacht hinab. »Hier bin ich vor einigen Tagen fast hineingefallen.«
    Chris drehte sich um seine Achse. »Das ist ein Teil des Waisentunnels.«
    Camilla erinnerte sich an das erste Gespräch mit Olympia. Hier befand sich das Versteck des Sandmanns.
    Angst überfiel sie wieder. Hoffentlich war das keine Falle.
    Chris’ Atmung beruhigte sich langsam. »Hier ist irgendwo der Zugang zu der Bunkeranlage. Ich vermute, dass der Sandmann dort seinen Unterschlupf hat.« Er sah sich um.
    Camilla deutete nach links. »Dort drüben ist der Bahnhof. Ganz in der Nähe habe ich …« Sie eilte voran bis an die Stelle des Belüftungsschachtes, an der sie Theresas Leiche gefunden hatte. Bis auf das verkrustete Blut gab es keine Hinweise mehr.
    Chris ging in die Knie und sah über den Boden. »Warum hat er sie hier abgeladen?«
    Das war ihr auch nicht klar. »Vielleicht ist sie ihm entkommen.« Sie schauderte bei dem Gedanken. Schrecklich, der Freiheit so nah zu sein und doch zu sterben. Sie ballte die Fäuste. Ein Leben ohne Theresa wartete auf sie. Ihr Herz zog sich zusammen. Die Leere, die ihre Freundin hinterließ, würde Olympia nicht auffüllen können. Eine kurze, glühende Welle Zorn auf Nathanael und Grimm überspülte Camilla. Ihre Faust schloss sich um den Griff des Messers. Sie würde keinerlei Skrupel spüren, wenn sie Grimm die Klinge in die Schläfe rammte. Viel eher empfand sie bei der imaginären Handlung tiefe Erleichterung.
    »Camilla!«
    Sie fuhr zusammen.
    »Sorry.«
    Er nickte. »Lass dich nicht irritieren.«
    »Das ist nicht so einfach.« Der Ort war einfach unerträglich. Sie schaltete die Lampe wieder ein und trat aus dem Luftschacht. Chris folgte ihr langsamer.
    Camilla ließ den Lichtstrahl über die Gleisanlagen huschen. Sie trat an die Bahnsteigkante heran und sprang hinab. Ihre Muskeln protestierten. »Weißt du, wie lang der Tunnel ist?«
    »Einen knappen Kilometer, denke ich.« Chris deutete in eine Richtung. »Da drüben gibt es einen Gleisanschluss an das normale Tunnelnetz. Der wird nur zu betriebseigenen Fahrten genutzt.«
    Camilla sah ihn an. »Dann war ich also genaugenommen die ganze Zeit nah an der Freiheit?«
    Er nickte und schüttelte zugleich den Kopf. »Du hättest große Chancen gehabt, in den Bahnanlagen draufzugehen.«
    Aus Frankfurt kannte sie diverse schwere Unfälle in den U-Bahnschächten. Die Züge hatten oft Ausfall wegen Personen, die überfahren wurden.
    »Hier irgendwo muss der Eingang sein.«
    Irritiert fuhr sie zu ihm herum. »Was meinst du?«
    »Der Bunkerzugang«, entgegnete Chris, während er sich nach rechts wandte. Sie folgte ihm und leuchtete zwischen den Stützen hindurch. Nichts als schmutzige, feuchte Wände aus Beton schälten sich aus dem Dunkel.
    Chris ging darauf zu. Nach knapp hundert Metern endete der Tunnel vor einer schmalen, rostigen Tür, die vielleicht dreißig Zentimeter oberhalb der Schienen in die Wand eingelassen worden war. Wie fast überall waren das Metall und der Beton mit Graffiti besprüht worden.
    »Das ist der Bunkerzugang«, flüsterte Chris.
     

Kapitel 13
    Nathanael
     
     
    C amilla trat an die Tür und legte das Ohr dagegen. Sie hörte absolut nichts. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Unerträgliche Anspannung nahm von ihr Besitz. Ihre Knie wurden

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