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Glattauer, Daniel

Glattauer, Daniel

Titel: Glattauer, Daniel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Weihnachtshund
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zuzubewegen. Sie senkte die linke Schulter und ließ den
Träger des Bodys auf ihren Oberarm rutschen. Sie umfasste seine Handgelenke und
drückte fest zu, um ihm das Gefühl des Gefesseltseins zu geben und ihn
gleichzeitig dazu zu animieren, sich von den Fesseln zu befreien.
    Und doch
hielt sie ihn mit Worten noch einmal auf Distanz: »Also, was war damals los
mit dir? Warum wolltest du mich nicht küssen?«, fragte sie beinahe stimmlos und
mit gespieltem schwerem Atem. - Worte hätten jetzt alles zerstört. Für Max gab
es nur eine einzige Erwiderung, die Natalie in dieser Situation akzeptiert
hätte, auf die sie wahrscheinlich auch wartete. Da blieb nur die eine
Möglichkeit, seine Begierde stillen zu dürfen, nur dieser eine Schlüssel zu
ihrem Körper. Grausames Schicksal: Max musste Natalie küssen.
    Er schloss
die Augen und näherte sich ihrem Mund. Er spürte es warm und weich an seinen
Lippen, als immer mehr Fläche davon bedeckt wurde. Ein erster Schub eines
flauen Gefühls stieg ihm vom Magen hoch. Max hielt sich zunächst krampfhaft an
ihren Schultern fest und tastete sich dann zur Ablenkung an ihre Brüste heran.
Doch Natalie schnappte seine Hände und legte sie zu den Schultern zurück.
Diese Geste war eindeutig: Der Kuss hatte für sich zu stehen, Vorgriffe waren
nicht erlaubt. Natalies Leidenschaft verlangte ein Mindestmaß an
Beherrschtheit. Ihre Hingabe war intuitiv organisiert. Selbst am Weg zur Ekstase
gab es eine Reihenfolge von Stationen, die eingehalten werden musste. Erste
und wichtigste Station: der ekstatische Kuss.
    Max spürte
ihre Zunge an seinen Zähnen, wie sie versuchte, seine zu finden. Ein erster
eindeutiger Schub von Übelkeit stieg in ihm hoch. Er riss die Augen auf und sah
dieses schöne entspannte Gesicht, das nichts von seiner aufkommenden
Verzweiflung ahnte. Natalie war in sich versunken, bei ihr ging bereits alles
ohne Denken, ohne Absicht, ohne Hindernis. Sie gab sich dem Erlebnis hin. Für
sie war küssen purer Sex.
    Ihre Zunge
hatte seine berührt und erste Kreise darum gezogen. Max spürte den alten
erbarmungslosen Kampf in sich, Erregung gegen Übelkeit. Ein zweiter Schub aus
der Magengegend verriet ihm, wer gleich wieder der unumstrittene Sieger sein
würde. Er riss sich von Natalies Mund los und ließ sich im Sofa zurückfallen.
Er wusste, was er sich und ihr jetzt nur ja nicht antun durfte - und wartete in
depressiver Ohnmacht darauf, dass es eintrat.
    Natalie
war unfähig, das Problem zu erkennen und ahnte nicht, in welcher Gefahr sie
sich befand. Sie bewegte sich auf den willenlos Liegenden zu, beugte sich über
ihn, streifte ihren Body bis zu den Hüften hinunter, nahm seine Hände, führte
sie zu ihren Brüsten und presste sie dort fest an. Max konnte zweimal tief durchatmen,
genoss für einen Augenblick das Gefühl in den Händen und seine es verursachende
starke Erregung, ehe er ihre Zunge wieder in seinem Mund spürte.
    Nun stand
ihm das Vermächtnis der fetten Sissi bereits bis zum Hals. Er versuchte
panikartig einen Schaltknopf in seinem Gedächtnis zu finden, der ihm ein
Notprogramm einspielte. Fußball, Papstbesuch, Erdbeben, Wetteraussichten,
Deneuve, Kurt, Zähneputzen, Kreuzworträtsel ... Die Bilder tauchten wie bei
einem Diavortrag im Zeitraffer auf und verschwanden. Natalie hatte seine Wangen
zangenartig umfasst und duldete keine Bewegung seines Gesichtes mehr. Ihre
Zunge schleuderte wild und feucht herum und spielte in seinem Mund Verstecken
und Fangen.
    Max war
halb bewusstlos vor Übelkeit und der Angst vor ihren unausweichlichen Folgen.
Wenn ihn Katrin so sehen würde. Würde sie schreien? Würde sie lachen? Hätte
sie Mitleid? Würde sie ihn trösten? Seine Gedanken fanden plötzlich Halt. Max
sah sie mit ihren schwarzen kurzen Haaren, wie sie ihm die Hand schüttelte und
dabei anmutig mit dem Kopf nickte. »Hast du's schon einmal mit Stachelbeeren
probiert?«, fragte sie ihn und hob dabei kokett die Augenbrauen. - Da hatte
sie Recht. »Stachelbeerkuchen« klingt fast noch besser als »Birnenkuchen«,
dachte Max. »Und Stachelbeeren schmecken eigentlich noch mehr nach gar nichts
als Birnen«, meinte Katrin. - Natalie unterbrach ihren Kuss, leckte sein
Gesicht, öffnete seine Hemdknöpfe, fuhr ihm mit kühlen gierigen Fingern in die
Hose. Das Doppelklicken mussten die Druckknöpfe ihres Bodys gewesen sein. Die
kalten Finger arbeiteten flink und professionell und verabschiedeten sich, als
kein Platz mehr für sie da war. Ihr »jaaa« war lang,

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