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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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auswerfen ließ, blieb ihm jedoch vor Schreck der Mund offen stehen.
    Jean hatte sich A Whiter Shade of Pale von Procol Harum angehört.

13.Kapitel
1

    Mittwoch, 8.15 Uhr

    Rebekka hatte eine furchtbare Nacht hinter sich. Wer sich einbildete, er würde im Krankenhaus Ruhe haben, war nicht ganz bei Trost. Die alte Dame im Nebenzimmer hatte unentwegt um Hilfe geschrien, weil sie angeblich vergewaltigt wurde. Man hatte ihr eine Beruhigungsspritze verabreicht, doch auch danach hatte sie noch lautstark mit einem imaginären Mann gerungen, der sich über ihren schrumpeligen Körper hermachen wollte.
    Im Stationszimmer plapperten unentwegt die Nachtschwestern. Eine war in Hochstimmung, weil sie sich mit einem Arzt verabredet hatte, eine andere deprimiert, weil sie schwanger war. Zwei weitere Schwestern schwelgten in Erinnerungen an besonders grausame Unfälle, die der Schwangeren schrille Schreckenslaute entlockten. Und wenn Rebekka trotz des Lärms doch einmal kurz eingedöst war, riss eine Schwester die Tür auf, um nach ihr zu sehen.
    Gegen Morgen war Rebekka erschöpft und reizbar. Als Clay auftauchte, fuhr sie ihn an: »Was willst du denn schon wieder? Mein Gehirn rausoperieren und herausfinden, warum ich hellsehen kann?«
    »Anscheinend haben wir nicht gut geschlafen«, meinte Clay liebenswürdig. »Wenn wir unsere Zunge nicht im Zaun halten, kriegen wir keinen Lutscher zum Abschied.«
    »Darf ich denn endlich hier raus?«
    »Du bist zu bissig, um dich hier zu behalten, und mir fallen einfach keine Tests mehr für dich ein. Wenn ich mir allerdings das Hirn zermartern würde, käme ich bestimmt noch auf ein paar Foltermöglichkeiten.«
    »Bloß keine Umstände meinetwegen. Wie geht's Sonia?« »Physisch geht's dir gut. Emotional ist sie allerdings noch ein wenig wackelig. Sie würde dich gern sehen, bevor du gehst.«
    »Ich möchte sie auch sehen. Ich hätte früher in der Bibliothek  sein sollen.«
    Clay schüttelte den Kopf. »Da hast du ihr auf spektakuläre Weise das Leben gerettet und bist noch immer nicht zufrieden.« 
    »Zu Hause werde ich mich besser fühlen.«
    »Ich fahre dich hin.«
    »Musst du denn nicht arbeiten?«
    »Ich habe eine 24-Stunden-Schicht hinter mir und einen Tag frei, um mich zu erholen.«
    War Clay ihr zuliebe die Nacht über hier geblieben?, fragte sich Rebekka. Natürlich nicht. Wie egozentrisch von ihr. Er war Sonias wegen geblieben. Trotzdem war sie froh, dass er sie heimfahren wollte, obwohl sie sich ohne weiteres ein Taxi hätte nehmen können.
    Dreißig Minuten später war sie geduscht und angezogen. Ohne Make-up, ohne heiße Wickler, um ihr Haar einigermaßen in Form zu bringen, und in der zerknitterten Kleidung von gestern sah sie aus, als hätte sie die ganze Nacht durchgefeiert, aber das ließ sich nun einmal nicht ändern.
    Bevor sie das Krankenhaus verließ, sah Rebekka kurz nach Sonia. Das Mädchen sah matt und mitgenommen aus, hatte aber schon wieder neuen Mut gefasst.
    »Ihr Bruder hat sich wirklich heldenhaft verhalten, um Sie zu retten«, sagte Rebekka.
    Sonia brachte ein Lächeln zustande. »Ist das nicht absurd? Cory, ein Held. Er ist hinterher auf dem Fahrrad zum Krankenhaus gefahren. Wer hat schon mal einen radelnden Helden gesehen!«
    »Die gibt's wahrscheinlich in allen Formen und Farben, sogar als dürre Vierzehnjährige.«
    »Ja.« Sonia biss sich auf die Lippen und winkte Rebekka näher zu sich. »Ich habe zwar kein Recht, Sie nach dem, was Sie gestern Nacht für mich getan haben, auch noch um einen Gefallen zu bitten, aber ... «
    »Ich kann Visionen nicht willentlich herbeiführen, Sonia.« Sonia blickte sie verständnislos an. »Ich weiß nicht, wer Sie angegriffen hat, und ich kann nicht nach Hause fahren und sein Gesicht heraufbeschwören.«
    »Ich erwarte ja gar nicht, dass Sie den Mörder finden. Sie sollen es nicht einmal versuchen. Er könnte Sie töten.« Sie runzelte die Stirn. »Ich mache mir Sorgen um Randy. Randy Messer, mein Freund. Alle Leute sind gegen ihn, und ich habe Angst, dass sie den Angriff von gestern ihm in die Schuhe schieben könnten.«
    Rebekka sah sie ruhig an. »Sonia, bist du sicher, dass Randy nichts mit Todds Entführung oder dem Angriff auf dich zu tun hat?«
    »Absolut sicher!«, entgegnete Sonia wild. »Aber die Polizei hat ihn schon vernommen. Und jetzt ...« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich habe nichts von ihm gehört, bestimmt hat er große Angst. Könnten Sie ihn vielleicht für mich finden und ihm sagen, dass

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