Glaub nicht es sei vorbei
wahre Version zu erzählen?«
»Versprochen, aber selbst für mich, die ich einiges gewohnt bin, war das Ganze absurd. Wie geht's Sonia?«
»Ein paar Verbrennungen von diesem Elektroschocker. Eine Prellung. Ein paar gezerrte Bänder im Bereich des Nackens. Ein schwerer Schock. Ihre Mutter ist jetzt bei ihr, das scheint sie ein wenig zu beruhigen. Natürlich behalten wir sie über Nacht hier und machen noch ein paar Tests.«
»Ich bin so erleichtert, dass sie lebt. Wann darf ich nach Hause?«
»Morgen.«
»Was? Warum nicht heute Nacht?«
»Weil du nicht Superwoman bist, auch wenn du das nicht wahrhaben willst. Die Anstrengungen der letzten Woche sind nicht spurlos an dir vorübergegangen. Du bist zweimal umgekippt. Und einmal hattest du beinahe einen Schock.«
»Ich hasse Krankenhäuser, Clay.«
»Tut mir Leid, aber das wird dir nichts nützen. Ich werde dir ein Schlafmittel geben, und wenn du wieder aufwachst, ist es heller Morgen und, du kannst nach Hause gehen.«
»Kannst du Sean hereinschmuggeln?«
»Nicht, ohne mir großen Ärger einzuhandeln.« Er besah sich ihr Handgelenk. »Über kurz oder lang wirst du nur noch aus Nähten bestehen.«
Rebekka runzelte die Stirn. »Der Beobachter hat nicht versucht, mich umzubringen.«
»Der Beobachter?«
»Ich konnte mit seinen Augen sehen, deshalb habe ich Sonias Angreifer so wahrgenommen. Auf alle Fälle war der Zweck dieser Schnitte nicht, mich zu ermorden. Ich verstehe nicht, warum er es getan hat.«
»Er wollte dir einen Denkzettel verpassen.«
»Einen Denkzettel?« Clay nickte. »Zuerst beweist du dein Talent zum Privatdetektiv, und jetzt entdeckst du auch noch deine psychologische Ader.«
»Ich gebe zu, dass meine Interessen sehr breit gefächert sind«, sagte Clay feierlich. Er bemühte sich zwar um einen beiläufigen Ton, aber seine Augen waren dunkel vor Sorge. »Ich weiß nicht, wie ich auf diese Theorie mit dem Denkzettel komme, aber sie erscheint mir ganz logisch. Du hast Recht — er hat mit Sicherheit nicht versucht, dich mit diesen oberflächlichen Schnitten zu töten. Sie sind zum Glück ja nicht einmal, tief genug, um Sehnen und Bänder zu verletzen und einen dauerhaften Schaden anzurichten. Aber Narben werden auf jeden Fall zurückbleiben.«
»Ich habe schon zu dieser netten Krankenschwester Myra Kessel gesagt, dass alle glauben werden, ich hätte mir die Pulsadern aufgeschnitten.«
»Ganz genau. Diese Narben sorgen dafür, dass die Leute dich für suizidgefährdet, für psychisch labil halten. Der Angreifer wollte dich bestrafen, weil du seinen Mordversuch vereitelt hast.«
»Oh, ich hatte ja keine Ahnung, wie klug du bist.«
»Ich versuche, meine erstaunliche Kombinationsgabe hinter meinem jungenhaften Charme zu verstecken.«
»Und es gelingt dir ausgezeichnet.«
»Nun, wie ich sehe, bist du wieder ganz die Alte. Ich hatte schon Angst, du würdest nach diesem Erlebnis ein ernsthaftes, fügsames Mädchen werden.« Er warf ihr einen schiefen Blick zu. »Oder du würdest dich gar in mich verlieben?«
»Ich glaube, mir wird schon wieder schummrig«, sagte Rebekka und schloss lächelnd die Augen.
2
Bill und G. C. Curry standen auf der vorderen Veranda von. Jean Wrights Haus und klingelten zum dritten Mal. Zum ersten Mal seit Tagen stand der Lieferwagen der Reporter nicht auf der Straßenseite gegenüber. Er befand sich auf dem Krankenhausparkplatz, und die allgegenwärtige Kelly Keene spukte durch die Flure, um Informationen über den Angriff auf Sonia Ellis zu bekommen.
Eine Siamkatze mit unglaublich blauen Augen hüpfte auf den Fenstersims und starrte sie an. »Die Katze, von der Sonia behauptet hat, Jean Wright hätte sie in der fraglichen Nacht ins Haus gelassen«, sagte Bill.
»Sonia hat nicht gesagt, dass Wright sie ins Haus gelassen habe«, widersprach ihm Curry höflich. »Sie sagte, sie habe gesehen, wie jemand die Katze hineingelassen habe.«
»Jemand mit kurzem dunklem Haar, Schwesternschuhen und Wrights Stimme. Ich wünschte, ich hätte der Aussage des Mädchens mehr Beachtung geschenkt.«
»Von Jean keine Spur?«, fragte eine weibliche Stimme.
Bill fuhr zusammen und hoffte, dass Curry es nicht bemerkt hatte. Molly war leise hinter ihn getreten. »Kein Licht. Die Tür ist verschlossen. Und wann, sagtest du, hast du sie zum letzten Mal gesehen?«
»So gegen sechs. Vielleicht ein bisschen später. Sie hat einen Anruf erhalten. Sie sagte, dass ihre Schwester sie sehen wolle. Jean hat zwar nicht gesagt, was los sei,
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