Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
Vom Netzwerk:
Skeeter zufolge war Carson mächtig unruhig.
    »Aber Skeeter schwört, dass es diesmal anders war im Hotel. Er sagt, dass Carson sich letzte Nacht komisch benommen hat, dass er auf dem verlassenen Dachboden war.« Curry zuckte die Schultern. »Ich weiß zwar, dass er einen Sprung in der Schüssel hat, aber das mit dem Dachboden hat mich stutzig gemacht. Außerdem hat er sich draußen vor die Tür gepflanzt und will um keinen Preis vor morgen früh weggehen, wenn er Sie nicht vorher sprechen kann.«
    »Ich kann ihm ja ein paar Minuten zuhören, wir kommen ohnehin nicht weiter. Ich sitze nur hier und verbrauche Luft. Schicken Sie mir Skeeter rein.«
    Kurz darauf kam Skeeter hereingeschlurft. Der eine Schuh hatte eine lose Sohle, sodass er beim Gehen klaffte und eine Socke zum Vorschein brachte, die irgendwann einmal weiß gewesen sein mochte. Er trug eine Khakihose, eindeutig ein Geschenk, weil sie ihm viel zu groß, an den Säumen zweimal umgeschlagen und am Bund von einen abgewetzten rosaroten Frauengürtel festgehalten war. Über dem dünnen, ausgewaschenen Oberhemd trug er ein Sakko aus den zwanziger Jahren, das für den spindeldürren Skeeter viel zu kurz war. Der Saum reichte ihm nicht einmal bis zur Hüfte, und die Ärmel waren nur dreiviertel lang. Bill glaubte, dass dieses Sakko seinem Großvater gehört haben musste, weil Skeeter es schon als junger Mann getragen hatte. Einmal hatte Bill ihn genötigt, es auszuziehen, nachdem ihn ein paar Raufbolde übel zusammengeschlagen hatten, und da hatte er ein Etikett von Saville Row im Nacken eingenäht gesehen. Skeeter trug es auch im Sommer, sogar bei Temperaturen über dreißig Grad im Schatten und unerträglich hoher Luftfeuchtigkeit.
    »Wie geht's, Chief Garrett?«, fragte Skeeter. »Hat Deputy Curry Ihnen erzählt, was ich gesehen hab?«
    »Ein wenig. Möchten Sie Kaffee, Skeeter?«
    Skeeter schien darüber nachzudenken. »Na also gut, kann ja nicht schaden.«
    »Und wir haben auch frisches Gebäck hier. Wie wär's mit einem Doughnut oder einem Danish?«
    Der Mann war dürr wie ein Gerippe, und seine Wangenknochen traten unter seiner grauen Haut hervor wie bei einer Leiche. Wieder dachte er nach, eine reine Formalität, da Bill ja wusste, dass er großen Hunger hatte. »Einen Danish hätte ich gern. Ich mag ausländischen Kuchen.«
    Bill goss ein wenig Milch in einen Pappbecher und füllte ihn dann mit frischem Kaffee. Er legte ein aprikotfarbenes Stück Blätterteig auf einen Pappteller und überreichte beides Skeeter. Der Mann lächelte und entblößte dabei schmutzige, schiefe Zähne. »Serviette, bitte schön.« Bill gab ihm eine Papierserviette. Skeeter vergaß nie seine guten Manieren, nicht einmal, wenn er sternhagelvoll war.
    Bill setzte sich an den Schreibtisch und zupfte an einer Topfpflanze herum. Skeeter nahm ein paar Bissen von seinem Stück Blätterteig.
    »Er hat sich komisch benommen letzte Nacht.«
    Bills Aufmerksamkeit galt schlagartig wieder Skeeter. »Wer hat sich komisch benommen?«
    »Großvater.«
    »Also waren Sie letzte Nacht vor Kleins Möbelhaus?«
    Skeeter sah ihn aufgebracht an. »Sie meinen wohl das Dobbs Hotel. Es befindet sich seit über einem Jahrhundert im Besitz meiner Familie.«
    »Na schön. Das Dobbs Hotel. Wo genau waren Sie?«
    »Ich habe auf den Stufen vor Vinsons Drogerie gesessen. Hab ein bisschen Luft geschnappt, wissen Sie. Es war eine hübsche Nacht.«
    Es hatte heftig gewittert. Skeeter hatte den Regen und die Blitze im Eingangsbereich der Drogerie abgewartet, und zwar in Gesellschaft einer Flasche billigen Weins. Diese Erkenntnis weckte in Bill ein Gefühl der Trostlosigkeit.
    »Sprechen Sie weiter, Skeeter.«
    »Könnte ich wohl noch ein Stück dieses ausländischen Kuchens haben?«
    »Sicher. Versuchen Sie das hier. Es ist mit Äpfeln gefüllt. Die mag ich am liebsten.«
    Skeeters schmutzige Hand zitterte, als er nach dem Teller griff, den Bill ihm reichte, um auf diese Weise zu verhindern, dass Skeeter in die Schachtel mit den Gebäckstücken fasste. 
    »Es war kurz vor zehn Uhr«, sagte Skeeter abrupt. »Der Regen hatte aufgehört. Ich habe auf die Uhr des Gerichtsgebäudes gesehen. Mit der Uhrzeit nehme ich es sehr genau. Mein Großvater ist eine Minute nach sieben Uhr aus dem Fenster gesprungen. Am Abend.«
    »Das ist interessant, Skeeter. Sehen Sie Ihren Großvater normalerweise gegen Abend im Hotel?«
    Skeeter sah ihn missbilligend an. »Das sagte ich Ihnen bereits. Er schreitet vor dem großen Fenster in

Weitere Kostenlose Bücher