Glaub nicht es sei vorbei
beruhigt.
Jetzt hatte jemand Skeeter Dobbs ermordet, nachdem dieser Todds Entführer im Möbelhaus Klein beobachtet hatte. Vielleicht hatte der Kidnapper Skeeter auf dem Gewissen, vielleicht auch nicht. Und vielleicht hatte Larry überhaupt nichts mit Todds Entführung zu tun. Würde er tatsächlich einen solch gefährlichen Plan ausbrüten? Nein, so dumm war er nicht.
Außer wenn er trank, und genau das tat er seit einem Monat bis zum Umfallen.
»0 Gott«, stöhnte Lynn, weil sie das Gefühl hatte, sich gleich übergeben zu müssen. Sie hatte ihren großen Bruder immer vergöttert und sich entsetzlich schuldig gefühlt, als man ihn angeschossen und ins Gefängnis gesteckt hatte. Sie und Doug hatten nichts mit den Einbrüchen zu tun gehabt, aber Larry hatte Recht — sie hatten sich einen Teil der Beute geholt. Und Larry hatte als Einziger bezahlt. Er war nicht mehr derselbe, seit er angeschossen worden und im Gefängnis gewesen war. Sie erkannte ihn nicht wieder.
Lynn holte tief Luft, versuchte, sich wieder in den Griff zu bekommen. Es half niemandem, wenn sie in Panik geriet, sagte sie sich. Sie würde nicht mehr klar denken, nicht mehr effektiv handeln können, und Larry brauchte ihre Hilfe womöglich dringender denn je. Wenn dem so war, wollte sie für ihn da sein.
Sie ging ans Telefon und wählte Larrys Nummer. Niemand da. Das war gut. Das bedeutete, dass er in der Werkstatt war. Sie griff sich Handtasche und Autoschlüssel und fuhr zu Maloney's.
4
Montag, 18.45 Uhr
Rebekka warf einen letzten Blick in den Spiegel, strich sich das blassgrüne Kleid glatt, gab Sean noch einen Kauknochen, um ihn für den Abend zu beschäftigen, schloss die Schlafzimmertür und ging nach unten. Als sie an Franks Arbeitszimmer vorbeiging, rief er sie zu sich. Sie blieb in der Tür stehen.
»Wie hübsch du aussiehst. Das Kleid gefällt mir.«
Rebekka drehte sich für ihn im Kreis, wie schon als junges Mädchen, wenn sie sich für eine besondere Gelegenheit zurechtgemacht hatte. »Danke, Sir.«
»Wir werden dich beim Abendessen vermissen.«
Rebekka bezweifelte dies. Ihre Mutter war den ganzen Tag lang bissig und reizbar gewesen, zuerst weil Walt zu früh den Rasen gemäht und sie geweckt hatte, dann weil Betty sie überreden wollte, eine Kleinigkeit zu essen, und schließlich war Rebekka an der Reihe gewesen, weil sie gerade verfügbar war. Nach ihrem dritten Ausbruch hatte sie sich mit Kopfschmerzen in ihrem Zimmer verschanzt. »Ein wahrer Sonnenschein«, hatte Rebekka bemerkt. Sie hatte versucht, die Launen ihrer Mutter stoisch über sich ergehen zu lassen, und war gescheitert. Ihre Stimme klang gekränkt.
»Liebes, es ist schon vier Uhr nachmittags, und deine Mutter hat seit gestern Nachmittag nichts mehr getrunken«, hatte Betty ihr sanft zu bedenken gegeben.
»Woher weißt du das?«
»Sie hat's mir gesagt. Sie sagte, ich solle sie ignorieren, wenn sie übler Laune wäre. Und du solltest dasselbe tun. Es ist schwer für sie, aber sie tut, was sie kann.«
Jetzt schien Frank sich auf ein angenehmes Abendessen mit Suzanne zu freuen. Rebekka hatte Mitleid mit ihm, obwohl sie wusste, dass Mitleid seinen Stolz verletzte. »Ein eigenartiges Gefühl, in Sinclair auszugehen«, sagte sie unbekümmert.
»Es wird dich auf andere Gedanken bringen.« Das schwächer werdende Abendlicht schien ihm auf das schwarze, von Silberfäden durchzogene Haar. »Bis jetzt war dein Aufenthalt hier nicht gerade angenehm.«
»Ich war noch keine große Hilfe. Ich sollte eigentlich gar nicht ausgehen.«
»Unsinn. Vielleicht gewinnst du ja neue Erkenntnisse nach diesem Tapetenwechsel.« Frank lehnte sich lächelnd zurück. »Wieso gehst du nicht nach oben, und ich öffne dem jungen Bellamy die Tür. Auf diese Weise verschaffst du dir einen tollen Auftritt.«
Rebekka versuchte, ein Funkeln in ihre Augen zu zaubern. »Das klingt toll! Und darf ich eine Stunde länger fortbleiben als sonst?«
»So erwachsen bist du nun auch wieder nicht. Zumindest nicht in meinen Augen.«
Es läutete an der Tür. »Sieh da, der junge Bellamy!«, zwitscherte Rebekka.
Frank lachte leise. »Ich habe dich vermisst, Rebekka. Viel Spaß heute Abend.«
Zehn Minuten später saß sie in Clays Wagen und sah ihn widerwillig an. »Zu Dormaine's? Clay, da kann ich nicht hin. Ich habe das Lokal. Samstagnacht doch beinahe umgefahren.«
»Doch nicht das Lokal. Nur den alten, preisgekrönten Baum auf dem Rasen.«
»Das ist natürlich halb so schlimm. Wozu mache ich mir
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