Glaub nicht es sei vorbei
überhaupt Sorgen?«
»Das möchte ich auch gerne wissen.« Clay grinste. »Es hat in Strömen geregnet und du hattest einen Unfall. Es ist ja nicht so, als hättest du den Baum mit Absicht gerammt. Und auf diese Weise hast du Gelegenheit, dich bei Peter Dormaine zu entschuldigen.«
»Außerdem muss ich ihm sagen, dass meine Versicherung für den Schaden aufkommen wird, obwohl ich mir denken könnte, dass Frank das bereits geregelt hat. Aber wenn ich persönlich bei ihm erscheine, wirkt es ehrlicher.« Sie seufzte. »Also schön, Dr. Bellamy, auf zu Dormaine's.«
Rebekka war schon den ganzen Tag nervös wegen dieser Verabredung und schalt sich für ihr albernes, oberflächliches Benehmen. Schließlich wurde Todd immer noch vermisst. Wie konnte sie da an irgendetwas anderes denken? Wie konnte sie überhaupt den Wunsch haben, in einem Restaurant zu essen? Dann rief sie sich ins Gedächtnis, dass dies ja keine gewöhnliche Verabredung war. Clay war der einzige wirklich objektive Mensch in ihrem Umfeld. Sie musste mit jemandem reden, der einigermaßen unbeteiligt war, weniger emotional verstrickt als ihre Verwandten.
Als Peter Dormaine vor zwei Jahren an der Ecke First Avenue und Grove Street sein Restaurant im Art-Deco-Stil eröffnet hatte, hatten ihm die meisten Leute prophezeit, dass er scheitern würde. Sogar Frank hatte anfangs befürchtet, dass Peter sein elegantes Etablissement nach spätestens einem Jahr würde schließen müssen. Er hatte deshalb einmal monatlich mit Suzanne dort zu Abend gegessen, das Betriebsfest seiner Firma im großen Speisesaal abgehalten und das Lokal all seinen Freunden empfohlen. »Wir müssen die Unternehmen vor Ort unterstützen«, hatte er Rebekka erzählt. »Sinclair ist eine schöne Stadt. Wir möchten doch, dass sie floriert.
»Bist du oft hier?«, fragte Rebekka, als sie mit Clay auf den Eingang zuging, und hätte sich sofort am liebsten auf die Zunge gebissen. Ebenso gut hätte sie ihn fragen können, ob er sich mit vielen Frauen verabredete. Sie bekam heiße Ohren.
»Ich war schon zweimal hier«, antwortete Clay leichthin, als hätte er ihre Indiskretion nicht bemerkt. »Ich schäme mich ein wenig, dass ich noch nicht öfter hier war in diesem Jahr, denn ich kenne Peter schon ziemlich lange. Aber mein Stundenplan ist derzeit ziemlich voll.«
Sie traten durch die Flügeltür in die Eingangshalle, deren schwarzweißer Fliesenboden aussah wie aus blankem Marmor. An einer Wand stand eine Couch in hellem Apricot; vier Sessel, gepolstert in amethystfarbenem Satin, waren um einen quadratischen Glastisch platziert. Über der Couch hing ein gerahmtes Filmplakat, und ein opulenter Lüster zauberte bunte Lichtsprenkel an die Wände.
In den folgenden Minuten wurde ihre Tischreservierung bestätigt und ihnen ihr Tisch zugewiesen. »Hier ist es wunderschön«, raunte Rebekka, nachdem der Ober ihnen die Speisekarten gebracht hatte und wieder entschwunden war.
»Ziemlich beeindruckend.«
Sie bewunderten die klaren Linien des großen Saals, der in Apricot- und Amethysttönen gehalten war. Purpurfarbene Gladiolen waren in schlanke Kristallvasen getaucht. Ein ausladender weißer offener Kamin beherrschte eine Seite des Raums, und darüber reflektierte ein breiter Spiegel mit silbernem Rahmen die Tische und elegant gekleideten Gäste. Als akustische Untermalung der gepflegten Atmosphäre hörte man das Lied Someone to Watch over Me.
»Ich werde mich hier einquartieren«, sagte Rebekka.
Clay lächelte. »Besser als McDonald's, was?«
Der Ober kam zurück und nahm ihre Weinbestellung entgegen. »Habe ich dir schon gesagt, wie hübsch du aussiehst?«, fragte Clay, nachdem der Ober wieder verschwunden war.
»Danke. Ich habe nicht viel Kleidung eingepackt.«
»Das grüne Kleid betont deine Augen. Ich glaube, mir ist noch nie aufgefallen, wie grün sie sind.«
Rebekka lachte. »Ich habe meinen Vater innig geliebt, aber als ich klein war, habe ich es ihm doch sehr verübelt, dass ich sein rotes Haar und die grünen Augen und nicht das hellblonde Haar und die blauen Augen meiner Mutter geerbt hatte. Aber mittlerweile trage ich sein Vermächtnis mit Fassung.«
»Deinen Vater habe ich nie kennen gelernt.«
»Ich glaube, du hättest ihn gemocht. Jeder mochte ihn.« Sie lächelte. »Er war ein lebenslustiger, geselliger Mensch. Deshalb waren die Leute ziemlich überrascht, als er Grace Healthcare übernahm und auch noch erfolgreich war. Wenigstens hat Mutter mir das so erzählt.
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