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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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erzählt.« Lynns Stimme wurde etwas lauter. »Keinen Ton von Skeeter.«
    »Dann sage ich es dir eben jetzt. Skeeter hat Bill erzählt, dass er jemanden auf dem Dachboden beobachtet habe. Er dachte, es sei sein Großvater, aber Bill wollte der Sache nachgehen.«
    »Aha.« Lynn sah ihn erwartungsvoll an. »Und, wie reimt sich das alles zusammen?«
    »Ich frage mich, ob ihn womöglich derjenige, den er auf dein Dachboden gesehen hat, umgebracht hat.«
    »Aber du hast doch gerade gesagt, dass er glaubte, seinen Großvater gesehen zu haben.«
    »Offensichtlich hat er das nicht, Lynn. Denk doch nach. Skeeter hat die Person gesehen, die Todd da oben versteckt hatte. Sie hat Skeeter entdeckt und womöglich ermordet, um sich eines Zeugen zu entledigen.«
    Lynns grauer Blick wurde ausdruckslos. Sie atmete flach, als sie sagte: »Aber Skeeter hat doch niemanden identifiziert, oder? Das hättest du mir doch erzählt. Und Bill hätte den Betreffenden verhaftet.«
    »Wie ich schon sagte, Skeeter dachte, dass sein Großvater auf dem Dachboden sei«, sagte Doug müde. »Bill hatte allerdings das Gefühl, dass Skeeter nach gründlichem Nachdenken vielleicht noch einfallen könnte, wie die Person ausgesehen hatte.«
    »Skeeter? Das glaube ich kaum.«
    »Das kann man nie genau wissen. Manchmal konnte Skeeter einen überraschen.«
    »Nun ja, jetzt nicht mehr.«
    »Nein, dafür hat jemand gesorgt.«
    Sie saßen schweigend nebeneinander. Lynn spielte mit ihrem Ehering. Douglas klopfte mit den Fingern nervös auf die Tischplatte. Ein Junge fuhr auf einem Fahrrad vorbei und rief einem Freund etwas zu. Die Frau nebenan trat aus der Tür und rief nach ihrem Hund. Endlich sahen Lynn und Doug einander an, gezwungen lächelnd. »Ich fahre ins Freiwilligenzentrum«, sagte Doug. »Kommst du mit?«
    »Ich habe frei und noch hundert Dinge hier im Haus zu erledigen«, sagte Lynn schnell. »Miss Vinson wird mir wahrscheinlich Überstunden aufbrummen, um diesen unfreiwilligen Urlaubstag wieder reinzuholen. Sie kann sich mehr überflüssige Arbeit ausdenken als irgendjemand, den ich kenne. Dabei haben wir ohnehin kaum Kunden.«
    »Ja, schade um Vinsons«, sagte Doug zerstreut. »Ich fahr jetzt los. Hab auch noch ein paar Dinge zu erledigen. Zum Abendessen bin ich wieder zurück.«
    »Es gibt Schweinerippchen. Dazu Erbsen und Pilze. Vielleicht mach ich uns auch ein paar Kekse.«
    »Gut. Sehr schön.« Er drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Bis später.«
    Lynn brachte keinen Abschiedsgruß zustande. Sie wartete, bis Doug seinen alten Wagen gestartet hatte, schlich sich ans Fenster und spähte hinaus, bis sie ihn aus der Auffahrt biegen und am Ende der Straße nach rechts um die Kurve fahren sah. Als sie sich vom Fenster abwandte, fühlte sie sich schwindlig, ihr war fast übel. Sie rieb sich die feuchten Hände. Lynn war nie überspannt gewesen. Sie war stolz darauf, selten in Panik zu geraten. Aber im Augenblick hatte sie das Gefühl, als würde sie jeden Moment umkippen. Oder zu schreien anfangen.
    Lynns Freundschaft mit Molly hatte sich schon vor Jahren abgekühlt. Molly duldete kein unfreundliches Wort gegen Rebekka, und Lynn konnte nicht umhin, bei jeder Gelegenheit über sie herzuziehen. Sie nahm es Molly übel, dass sie, anstatt sich auf ihre und Larrys Seite zu stellen, Rebekka die Treue hielt. Früher waren sie alle befreundet gewesen. Doch immerhin war Molly stets nett zu ihr gewesen. Und sie hatte es nicht leicht gehabt, als sie schwanger wurde und das Baby behalten wollte. Lynn hatte den Kleinen sogar gemocht, die wenigen Male, die sie ihn zu Gesicht bekommen hatte. Niemand wusste, wer der Vater war, obwohl jeder sich den Kopf darüber zerbrach.
    Einer, der mit Sicherheit nicht Todds Vater sein konnte, weil er zu der Zeit im Gefängnis gesessen hatte, als Molly schwanger geworden war, war Lynns Bruder Larry. Larry hatte nichts für Kinder übrig, weder für Todd noch für irgendein anderes Kind. Larry, der schon immer aufbrausend gewesen war, benahm sich in letzter Zeit wie eine tickende Zeitbombe. Und er brauchte Geld. Sie wusste zwar nicht, wofür er es brauchte, aber er brauchte welches. Und jetzt war Todd verschleppt worden.
    Lynn hatte nachgedacht, den Gedanken verworfen, erneut nachgedacht und befürchtet, er könne das Kind des Lösegeldes wegen entführt haben, inspiriert durch die Entführung Jonnie Ryans. Aber Larry würde den Jungen nicht umbringen. Er würde niemanden umbringen. Diese Gewissheit hatte sie bisher

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