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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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fragte sich, worauf zum Teufel die Ardery hinauswollte. Schließlich hatte sie nichts mit Lynley. Und falls die Ardery irgendetwas in der Richtung annahm, war sie wirklich nicht ganz bei Trost.
    »Wo ist er, Sergeant?«, fragte Isabelle Ardery ganz direkt. »Sie wissen es, nicht wahr?«
    Barbara zögerte. Die Wahrheit war, dass sie es wusste. Die Wahrheit war aber auch, dass Lynley es ihr nicht gesagt hatte. Sie war durch den Namen Bernard Fairclough darauf gekommen. Also antwortete sie: »Er hat es mir nicht gesagt, Chefin.«
    Aber Ardery hatte bereits ihre eigenen Schlüsse gezogen. Sie sagte: »Verstehe«, und das in einem Ton, der Barbara sagte, dass sie sich etwas anderes zusammenreimte als die Wahrheit. »Danke Sergeant«, fügte Ardery hinzu. »Vielen Dank.«
    Dann ging sie. Barbara hätte hinter ihr herrufen können, ehe sie die Tür der Bibliothek erreichte. Sie hätte alles klarstellen können. Doch sie entschied sich dagegen. Und sie fragte sich auch nicht, warum sie ihre Chefin etwas glauben ließ, was absolut nicht stimmte.
    Sie machte sich wieder an die Arbeit. Alatea Vasquez del Torres, dachte sie. Ihre Identität galt es zu ermitteln. Das war im Moment das Problem, und nicht Isabelle Ardery.
    MILNTHORPE – CUMBRIA
    St. James musste der Tatsache ins Auge sehen, dass seine Frau schlicht und einfach Angst hatte. Angst, dass er sie beide in eine Zukunft katapultieren wollte, die zu viele Unwägbarkeiten mit sich brachte. Widerstrebend hatte er zugeben müssen, dass sie nicht ganz unrecht hatte. Bei einer offenen Adoption nahmen sie nicht nur ein Kind in ihr Leben auf, sondern auch eine leibliche Mutter, einen leiblichen Vater, leibliche Großeltern auf beiden Seiten, und der Himmel wusste, wen sonst noch alles. Es war nicht einfach damit getan, dass man von einer Sozialarbeiterin einen Säugling entgegennahm. Klar hoffte man, dass das Kind später einmal nicht das Bedürfnis entwickelte, seine leibliche Familie ausfindig zu machen, und sich von einem abwandte. In dieser Hinsicht hatte Deborah vollkommen recht. Aber er hatte ebenfalls recht: Egal, auf welche Weise man zu Eltern wurde, eine Erfolgsgarantie gab es nie.
    Sein Bruder drängte ihn, endlich eine Entscheidung zu treffen. Dieses junge Mädchen in Southampton könne nicht ewig warten, hatte David gesagt. Es gab noch mehr interessierte Paare. »Komm schon, Simon. Ja oder nein. Das passt doch überhaupt nicht zu dir, dich vor einer Entscheidung zu drücken.«
    Also hatte St. James noch einmal mit Deborah gesprochen. Und auch diesmal war sie unnachgiebig geblieben. Eine Viertelstunde lange hatten sie über alle Aspekte diskutiert, dann war er zu einem Spaziergang aufgebrochen. Sie waren nicht im Streit auseinandergegangen, doch nach der hitzigen Auseinandersetzung mussten sie sich beide erst einmal beruhigen.
    Vom Crow & Eagle aus ging er in Richtung Arnside, auf der Straße, die am Fluss Bela entlang und schließlich am Watt von Milnthorpe Sands vorbeiführte. Er versuchte, an nichts zu denken, sondern nur die regenfeuchte Luft einzuatmen. Er musste sich das Thema Adoption endgültig aus dem Kopf schlagen. Wenn er es nicht tat – und wenn Deborah es nicht tat –, würde es ihre Ehe vergiften.
    Diese verdammte Zeitschrift hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Barbara hatte ihnen die gewünschte Ausgabe geschickt, und Deborah hatte sie von vorne bis hinten gelesen. Ein bestimmter Artikel hatte sie von der Leihmuttermethode überzeugt: sein Sperma, ihr Ei, eine Petrischale und eine Leihmutter eben. Sie hatte einen Bericht über eine Frau gelesen, die aus lauter Altruismus gegenüber anderen Frauen sechs fremde Kinder ausgetragen hatte. »Es wäre unser Kind«, hatte sie immer wieder gesagt. »Deins und meins.« Ja und nein, dachte er. Auch diese Möglichkeit barg Gefahren.
    Es war ein sonniger Tag, nachdem es die ganze Nacht wie aus Eimern geschüttet hatte. Die Luft war sauber und klar, und am Himmel türmten sich herrliche Gebirge aus grauen Kumuluswolken. Draußen im Watt suchten die Nachzügler der Vogelschwärme, die den Winter in Afrika oder dem Mittelmeerraum verbrachten, immer noch nach Ringelwürmern, Krebsen und Muscheln. St. James sah Regenpfeifer und Strandläufer in dem Gewimmel, aber die anderen Vögel hätte er nicht benennen können. Eine Zeitlang beobachtete er sie und beneidete sie um ihr einfaches Leben. Dann drehte er sich um und ging zurück in den Ort.
    Als er das Gasthaus erreichte, fuhr Lynley gerade auf den Parkplatz. St.

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