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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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an ihrem Gesicht, dass sie noch keine dreißig war. Sie trug eine modische Brille, die ihre hübschen Wangenknochen betonte. Außerdem trug sie ein modernes Hörgerät, wie Deborah auffiel. Hätte sie ihr langes Haar offen getragen, wären die feinen Kabel, die in ihren Ohren verschwanden, überhaupt nicht aufgefallen.
    Sie legte den Kopf schief und fragte: »Was kann ich für Sie tun?« Dann streckte sie die Hand aus und fügte hinzu: »Lucy Keverne.«
    »Können wir irgendwo ungestört reden?«, fragte Deborah. »Es geht um eine Privatangelegenheit.«
    Lucy Keverne runzelte die Stirn. »Eine Privatangelegenheit? Falls Sie hier sind, um einen Heimplatz für einen Verwandten zu beantragen, bin ich die falsche Person.«
    »Nein, nein, darum geht es nicht. Es hat mit der Universität in Lancaster zu tun«, sagte Deborah. Es war ein Schuss ins Blaue, doch offenbar hatte sie ins Schwarze getroffen.
    »Wer sind Sie?« Lucy klang leicht beunruhigt. »Wer hat Sie hergeschickt?«
    »Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?«, fragte Deborah noch einmal. »Haben Sie vielleicht ein Büro?«
    Lucy Keverne schaute kurz zu dem Mann am Empfangstresen hinüber, während sie überlegte. Schließlich sagte sie: »Also gut, kommen Sie mit.« Sie führte Deborah in einen Wintergarten, von dem aus man in einen unerwartet großen Garten schaute. Mehrere alte Männer saßen dort über ihre Zeitung gebeugt, und zwei spielten an einem niedrigen Tisch Cribbage.
    Sie gingen in den Garten hinaus. »Von wem haben Sie meinen Namen?«, wollte Lucy wissen.
    »Ist das wichtig?«, fragte Deborah. »Ich brauche Hilfe, und ich dachte, die könnte ich von Ihnen bekommen.«
    »Sie müssen sich schon ein bisschen genauer ausdrücken.«
    »Natürlich«, sagte Deborah. »Ich möchte mich gern mit Ihnen über Fortpflanzung unterhalten. Ich versuche schon seit Jahren, ein Kind zu bekommen. Jetzt hat sich herausgestellt, dass ich nicht schwanger werden kann.«
    »Das tut mir leid. Das muss sehr schwer für Sie sein. Aber wie kommen Sie auf die Idee, dass ich Ihnen helfen könnte?«
    »Weil Sie mit einer anderen Frau zum George Childress Centre gegangen sind. Ich habe Sie gesehen und bin Ihnen gefolgt in der Hoffnung, mit Ihnen reden zu können.«
    Lucys Augen wurden schmal. Wahrscheinlich überlegte sie, wie gefährlich Deborah ihr werden konnte. Bisher verständigten sie sich mit einer Art von Code, alles war vollkommen legal. Aber es war eine Gratwanderung, und ein einziger Schritt konnte sie in die Illegalität führen.
    »Wir waren zu zweit«, sagte Lucy. »Warum sind Sie mir gefolgt und nicht der anderen Frau?«
    »Ich hab’s drauf ankommen lassen.«
    »Weil ich Ihnen fruchtbarer vorkam?«
    »Nein, entspannter. Weniger verzweifelt. Nach ein paar Jahren kennt man die Blicke. Den Gesichtsausdruck. Irgendwie gierig. Das kriegt man bei einer anderen Frau mit, es ist wie ein biologischer Code. Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Wer es nicht erlebt hat, sieht es nicht. Ich weiß, wovon ich spreche.«
    »Okay, gut möglich. Aber ich weiß trotzdem nicht, was Sie von mir wollen.«
    Die Wahrheit, dachte Deborah. Aber sie wusste nicht, wie sie es anstellen sollte. Noch einmal versuchte sie es mit einem Teil ihrer eigenen Wahrheit. »Ich suche nach einer Leihmutter«, sagte sie. »Und ich glaube, Sie können mir helfen, eine zu finden.«
    Lucy musterte Deborah. Sie waren einem Weg gefolgt, der zu einer großen Urne am Ende des Gartens führte. Jetzt blieb Lucy stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie haben sich wohl nicht sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, nicht wahr?«
    »Offensichtlich nicht.«
    »Also, dann rate ich Ihnen, es zu tun. Es gibt Eispenderinnen, Samenspender, Leihmutterschaft mit dem Ei der biologischen Mutter und dem Samen eines Spenders, mit dem Ei der Leihmutter und dem Samen des biologischen Vaters und so weiter. Wenn Sie sich auf die eine oder andere Weise für diesen Weg entscheiden, müssen Sie als Erstes verstehen, wie das alles funktioniert. Und Sie müssen sich mit den juristischen Implikationen beschäftigen.«
    Deborah nickte. »Sind Sie … Können Sie … Ich weiß nicht recht, wie ich es formulieren soll … Aber welche Rolle übernehmen Sie in der Regel?«
    »Ich bin Eispenderin«, sagte Lucy.
    Deborah erschauderte. Was für ein unpersönlicher, klinischer Ausdruck. Aber sie hatte gefragt, welche Rolle Lucy in der Regel übernahm. Vielleicht war sie ja auch offen für andere Rollen.

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