Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
tun.«
Nicholas erbleichte. Blitzschnell ging er alle Möglichkeiten durch, das sah Manette ihm deutlich an.
Dann murmelte er: »Montenegro.«
»Wer?«, fragte Bernard.
Aber so schnell, wie Nicholas gekommen war, so plötzlich war er verschwunden.
LANCASTER – LANCASHIRE
Während Deborah mit Zed Benjamin im Auto saß und darauf wartete, dass Alatea und ihre Begleiterin zum Invalidenheim zurückkehrten, klingelte ihr Handy. Sie vermutete, dass es Simon war, und überlegte schon, ob sie das Gespräch annehmen oder es auf die Mailbox umleiten lassen sollte, um nicht in Gegenwart des Journalisten ein »offizielles« Gespräch vortäuschen zu müssen, aber ein Blick aufs Display sagte ihr, dass es Tommy war. Damit würde sie umgehen können, sagte sie sich.
»Mein Chef«, sagte sie zu Zed, dann nahm sie das Gespräch entgegen. »Inspector Lynley, hallo.«
»Wie förmlich.«
»Aber selbstverständlich«, erwiderte sie fröhlich, ohne den Blick von dem Invalidenheim abzuwenden. Sie spürte, dass Zed sie anschaute.
»Ich habe mich mit Simon getroffen«, sagte Lynley.
»Damit hatte ich gerechnet.«
»Er ist auf uns beide nicht besonders gut zu sprechen. Auf mich nicht, weil ich dich in die Sache mit hineingezogen habe, und auf dich nicht, weil du gegen seinen Willen weiterermittelst. Wo steckst du überhaupt?«
»In Lancaster.«
»Was in aller Welt machst du denn in Lancaster? Und wie bist du dahin gekommen?«
»Wie meinen Sie das?«
»Deborah, was soll das? Simon hat mich von eurem Hotel aus angerufen.«
»Sie sagten doch, Sie hätten sich getroffen.«
»Das war später. Er ist zum Hotel zurückgefahren. Du warst weg, aber dein Mietwagen stand noch da. Er macht sich ziemliche Sorgen.«
»Aber nicht genug, um mich anzurufen.«
»Herrgott noch mal, Deb. Jetzt sei nicht so streng mit dem Mann. Er weiß, dass du wütend auf ihn bist und sowieso nicht rangehen würdest, wenn sein Name auf dem Display erscheint. Also, was machst du in Lancaster? Und wie bist du dahin gekommen?«
Sie hatte nicht vor, Zed Benjamin zu erwähnen. »Alatea Fairclough ist hier. Sie hat sich mit einer Frau getroffen und ist mir ihr zur Uni gefahren. Jetzt warte ich darauf, dass die beiden wieder auftauchen, weil ich mit ihr reden will. Nicht mit Alatea, mit der anderen.«
»Deb.« Sie hörte ihm an, dass er nicht so recht wusste, wie er mit der Situation umgehen sollte. Sollte er an ihre Vernunft appellieren? Auf ihre Zeit als Liebespaar anspielen? Er befand sich ihr gegenüber in einer interessanten Position, dachte sie.
Er sagte: »Simon möchte, dass du mit ihm nach London zurückkehrst. Er macht sich Sorgen.«
»Das wäre im Moment eine unkluge Entscheidung. Ich bin hier etwas Wichtigem auf der Spur.«
»Genau deswegen macht er sich ja solche Sorgen. Du bist schon einmal einem Mörder verdammt nah gekommen.«
Guernsey, dachte sie. So wie Humphrey Bogart und Ingrid Bergman ihr Paris hatten, würden Simon und sie immer ihr Guernsey haben. Okay, sie hatte etwas abbekommen. Aber sie hatte es überlebt. Sie war nicht einmal ansatzweise in Lebensgefahr gewesen. Und die jetzige Situation war weiß Gott nicht mit damals vergleichbar, als sie in einem Erdloch gehockt hatte und jemand eine Handgranate aus dem Krieg in der Hand gehalten hatte. Sie sagte: »Sie sind also nicht derselben Meinung wie die Forensiker?«
»Wovon redest du? Über Simons Schlussfolgerungen bezüglich der Geschehnisse im Bootshaus?« Das Telefongespräch gestaltete sich zunehmend verwirrend für Lynley, dachte Deborah. »Gegen die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Todesursache lässt sich schwerlich argumentieren, Deb.«
»Aber man kann die Dinge so oder so betrachten«, sagte sie.
»Da gebe ich dir recht. Und offenbar hegst du irgendeinen Verdacht gegen Alatea Fairclough. Ich habe übrigens Barbara Havers auf sie angesetzt.«
»Sie sehen also …«
»Wie gesagt, ich gebe dir recht. Aber ehrlich gesagt, mache ich mir Sorgen um Simon.«
»Sie glauben, dass er sich irrt?«
»Nicht notwendigerweise. Er macht sich viel zu große Sorgen um dich, und das macht einen manchmal blind für Dinge, die direkt vor einem liegen. Trotz allem kann ich nicht zulassen, dass du …«
»Was meinen Sie mit zulassen?«
»Das war dumm ausgedrückt. So kommen wir nicht weiter. Was soll ich sagen – ich kenne dich. Aber versprich mir wenigstens, dass du auf dich aufpasst.«
»Selbstverständlich. Und Sie?«
»Es gibt hier noch ein paar lose Enden, die ich verknoten muss.
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