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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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»Und was ist mit Leihmutterschaft?«
    »Das habe ich bisher noch nie gemacht.«
    »Bisher? Diese Frau, mit der Sie zur Uni gefahren sind, die hat Sie also gefragt …?«
    Lucy antwortete nicht sofort. Sie musterte Deborah, als versuchte sie, sie einzuschätzen. »Ich bin nicht bereit, über die Frau zu sprechen. Es handelt sich um eine sehr vertrauliche Angelegenheit. Das werden Sie sicherlich verstehen.«
    »Selbstverständlich.« Deborah dachte, jetzt wäre ein bisschen verzweifeltes Händeringen angebracht, was ihr durchaus nicht schwerfiel. »Ich bin in mehreren Kliniken gewesen. Und da habe ich erfahren, dass man, was Leihmutterschaft angeht, ganz auf sich selbst gestellt ist. Also, wenn es darum geht, eine Leihmutter zu finden.«
    »Ja«, sagte Lucy. »So ist es tatsächlich.«
    »Man hat mir geraten, mich an eine Freundin, eine Schwester, an eine Kusine oder sogar an meine eigene Mutter zu wenden. Aber wo soll ich anfangen? Was soll ich tun? Ich kann doch schlecht jedes Gespräch mit einer gebärfähigen Frau anfangen mit: ›Würdest du in Erwägung ziehen, ein Kind für mich auszutragen?‹« Plötzlich war die Verzweiflung, die sie für Lucy Keverne hatte spielen wollen, ganz echt. Sie blinzelte, um ihre Tränen zurückzuhalten. »Tut mir leid. Verzeihen Sie.«
    Das rührte Lucy Keverne offenbar, denn sie legte Deborah eine Hand auf den Arm und zog sie zu einer Bank an einem Teich, dessen Oberfläche mit Herbstlaub bedeckt war. Sie sagte: »Es ist ein idiotisches Gesetz. Es soll verhindern, dass Frauen aus Profitgier Kinder austragen. Es soll Frauen schützen. Natürlich wurde das Gesetz von Männern gemacht. Das finde ich, ehrlich gesagt, ziemlich ironisch: dass Männer Gesetze für Frauen machen. Als hätten die eine Ahnung, was gut für uns ist, wo sie doch im Allgemeinen selbst unser größtes Problem sind.«
    »Darf ich fragen …« Deborah kramte in ihrer Tasche nach einem Taschentuch. »Sie sagten, Sie sind Eispenderin … Aber wenn Sie jemanden kennen würden … Eine Frau, die Ihnen nahesteht … Eine Frau, die verzweifelt ist … Würden Sie …« Wie sollte sie einer völlig Fremden eine solche Frage stellen, dachte Deborah.
    Lucy Keverne wirkte nicht argwöhnisch, doch sie zögerte mit einer Antwort. Offenbar, dachte Deborah, waren sie in ihrem Gespräch an einem Punkt angelangt, der Lucys Verhältnis zu Alatea Fairclough berührte. Lucy selbst hatte die Möglichkeiten bereits aufgezählt: Entweder brauchte Alatea Lucy als Eispenderin oder als Leihmutter. Eine andere Möglichkeit sah Deborah nicht. Bestimmt hatten die beiden Frauen im George Childress Centre an der Uni von Lancaster keinen gemeinsamen Bekannten besucht.
    »Wie gesagt, ich bin Eispenderin«, sagte Lucy. »Zu mehr wäre ich nicht bereit.«
    »Sie würden sich also nicht als Leihmutter zur Verfügung stellen?«, fragte Deborah.
    »Nein, tut mir leid. Das würde ich … emotional nicht verkraften, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich glaube nicht, dass ich das könnte.«
    »Aber kennen Sie vielleicht jemanden? Eine Frau, mit der ich reden könnte? Eine Frau, die …?«
    Lucy betrachtete ihre Stiefel. Sie waren schön, dachte Deborah, wahrscheinlich italienisch. Aber nicht teuer. »Sie könnten sich mal die Kleinanzeigen in der Zeitschrift Conception ansehen«, sagte Lucy schließlich.
    »Sie meinen, Leihmütter werben in dieser Zeitschrift für sich?«
    »Gott, nein. Das ist ja alles illegal. Aber manchmal … Auf diese Weise finden Sie vielleicht eine Eispenderin. Und eine Frau, die bereit ist, ihre Eier zu spenden, ist vielleicht auch zu mehr bereit. Oder sie kennt eine Frau, die Ihnen helfen kann.«
    »Die ein Kind für mich austragen würde.«
    »Ja.«
    »Das ist bestimmt … unglaublich teuer.«
    »Nicht teurer, als selbst ein Kind zur Welt zu bringen, abgesehen von einer In-Vitro-Befruchtung. Eine Leihmutter darf nicht viel mehr dafür verlangen. Alles andere würde gegen das Gesetz verstoßen.«
    »Man muss also eine Frau finden, die außergewöhnlich viel Mitgefühl aufbringt«, sagte Deborah. »Die bereit ist, eine Schwangerschaft auf sich zu nehmen und sich dann von dem Kind zu trennen. Das müsste aber eine ganz außergewöhnliche Person sein.«
    »Ja, das haben Sie vollkommen recht.« Lucy Keverne stand auf und reichte Deborah die Hand. »Ich hoffe, ich habe Ihnen weiterhelfen können.«
    In gewisser Weise hatte sie das, dachte Deborah. Aber andererseits hatte sie auch wieder nicht viel erfahren. Sie stand auf und

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