Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Gothic-Tussi mit Nasenring und Augenbrauenpiercings, die dauernd von jemandem auf ihrem Handy angerufen wurde, der offenbar nicht glaubte, dass sie in einem Internetcafé saß, denn sie fauchte immer wieder: »Herrgott noch mal, dann komm her und überzeug dich selbst, Clive … Stell dich nicht so bescheuert an. Ich schreib keine E-Mails an niemand. Wie auch, wenn du mich dauernd anrufst?«
    In dieser Atmosphäre versuchte Barbara, sich zu konzentrieren. Und sie versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass die Maus aussah, als sei sie noch nie in ihrem Leben desinfiziert worden. So gut es ging, berührte sie auch die vor Dreck starrende Tastatur beim Tippen nur mit den Fingernägeln, obwohl die dafür eigentlich viel zu kurz waren.
    Nachdem sie ein paar unergiebige Spuren verfolgt hatte, fand sie einen Artikel über den Bürgermeister von Santa María und so weiter, der ein Foto enthielt. Es sah aus wie ein Jubiläumsfoto – vielleicht ein Schulabschluss? –, aber auf jeden Fall schien es ein Foto von einer Familienfeier zu sein, denn sie hatten sich alle auf den Stufen eines unidentifizierbaren Gebäudes aufgestellt: der Bürgermeister, seine Frau und ihre fünf gemeinsamen Söhne. Barbara betrachtete das Foto genauer.
    Auch ohne eine Übersetzung des Textes war ihr eins sofort klar: Als im Himmel die Schönheit verteilt wurde, hatten die fünf Brüder ganz laut Hier! gerufen. Barbara las ihre Namen: Carlos, Miguel, Ángel, Santiago und Diego. Der Älteste war neunzehn, der Jüngste sieben Jahre alt. Aber dann entdeckte Barbara, dass das Foto bereits vor zwanzig Jahren aufgenommen worden war, was bedeutete, dass mindestens die drei ältesten Söhne mittlerweile verheiratet sein konnten, einer von ihnen vielleicht mit Alatea. Wenn Barbara Nkatas Rat richtig verstanden hatte, bestand der nächste Schritt jetzt darin, die fünf Söhne zu überprüfen. Sie fing mit Carlos an.
    Er war leichter zu finden als erwartet, aber er war nicht verheiratet, sondern zu ihrer Überraschung katholischer Priester. Sie fand einen Artikel über seine Priesterweihe, wieder mit einem Foto von der ganzen Familie, die diesmal auf den Stufen einer Kirche posierte. Carlos’ Mutter klammerte sich an seinen Arm und schaute ihn voller Bewunderung an, sein Vater grinste breit, eine Zigarre im Mundwinkel, während die Brüder dreinblickten, als wären sie von all dem Zirkus eher peinlich berührt. Carlos konnte sie also abhaken, dachte Barbara.
    Sie nahm sich Miguel vor. Auch diesmal brauchte sie nicht lange. Es ging so leicht, dass Barbara sich fragte, warum sie eigentlich nicht seit Jahren ihre Nachbarn ausspionierte. Sie fand ein Foto von Miguels Verlobung. Seine Zukünftige erinnerte Barbara an einen afghanischen Windhund, viel Haar, schmales Gesicht und eine verdächtig fliehende Stirn, was nicht gerade auf übermäßig viel Grips schließen ließ. Miguel war Zahnarzt, vermutete Barbara. Oder er brauchte einen Zahnarzt – das konnte sie mit Hilfe ihres kleinen Wörterbuchs nicht genau eruieren. Aber es schien auch keine Rolle zu spielen, denn es brachte sie keinen Schritt näher an Informationen über Alatea.
    Sie wollte gerade Ángels Namen als Suchbegriff eingeben, als die ersten Takte von Peggy Sue ertönten. Sie klappte ihr Handy auf und sagte: »Havers.« Azhar hatte endlich jemanden aufgetrieben, der ihr die spanischen Texte übersetzen konnte. »Wo sind Sie gerade, Barbara?«, fragte er.
    »In einem Internetcafé gleich um die Ecke vom British Museum«, sagte sie. »Ich komme zu Ihnen, das ist einfacher. Gibt’s bei Ihnen eine Cafeteria oder so was?«
    Er schwieg einen Moment. Schließlich sagte er, es gebe ein Weinlokal am Torrington Place in der Nähe von Chenies Mews und der Gower Street. Dort könnten sie sich in einer Viertelstunde treffen.
    »Alles klar«, sagte sie. »Das finde ich.« Sie druckte die Dokumente, die sie gefunden hatte, schnell aus und ging damit nach vorne, wo der junge Mann an der Kasse ihr einen exorbitanten Preis nannte. »Farbdrucker«, sagte er nur, als Barbara protestierte.
    »Farbwucher würd ich eher sagen«, entgegnete Barbara, schob die Ausdrucke in einen großen Briefumschlag und ging in Richtung Torrington Street. In dem Weinlokal, das leicht zu finden war, wartete Azhar am Tresen auf sie. Neben ihm stand eine langbeinige junge Frau in einer Strickjacke aus Kaschmir, deren üppige schwarze Locken ihre Schultern umspielten.
    Die junge Frau hieß Engracia, ein Nachname wurde nicht genannt, und sie

Weitere Kostenlose Bücher