Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
hob sie nacheinander auf: Architektur, Innenarchitektur, Gartenbau. Dann hielt sie plötzlich inne. Eine Zeitschrift trug den Titel Conception . Empfängnis.
Deborah hatte diese Zeitschrift schon oft in den Wartezimmern von Gynäkologen liegen sehen, aber darin geblättert hatte sie noch nie. Vielleicht, dachte sie, gab es etwas, das sie und Nicholas Faircloughs Frau verband, und das könnte sich als hilfreich erweisen.
Sie schlug die Zeitschrift auf. Es gab Artikel zu Themen, wie sie in einem solchen Blatt zu erwarten waren: die richtige Ernährung während der Schwangerschaft, Vitaminpräparate für die Zeit vor der Empfängnis, Kindbettdepressionen und damit verbundene Probleme, Interviews mit Hebammen, die Kunst des Stillens. Dann fiel ihr auf, dass im hinteren Teil einige Seiten fehlten. Sie waren herausgerissen worden.
Sie hörte Schritte auf dem Korridor. Schnell legte sie die Zeitschrift auf den Tisch zurück und stand auf. »Alatea Vasquez del Torres Fairclough«, verkündete Nicholas. Dann musste er lachen. »Verzeih mir, es macht mir einfach Spaß, deinen vollen Namen auszusprechen. Allie, das ist Deborah St. James.«
Die Frau, dachte Deborah, sah ziemlich exotisch aus: dunkelhäutig mit fast schwarzen Augen und ausgeprägten Wangenknochen. Krauses, kaffeebraunes Haar, das um ihren Kopf wogte und in dem riesige goldene Ohrringe aufblitzten, wenn sie sich bewegte. Ein eklatanter Gegensatz zu Nicholas Fairclough, ehemaliger Junkie und schwarzes Schaf der Familie.
Alatea kam auf Deborah zu und streckte ihr die Hand entgegen. Sie hatte große Hände mit langen, schmalen Fingern. »Nicky hat mir versichert, dass Sie vollkommen harmlos sind«, sagte sie lächelnd. Sie sprach mit einem starken Akzent. »Er hat Ihnen ja schon erzählt, dass mir die Sache nicht ganz geheuer ist.«
»Was? Meine Harmlosigkeit oder das Projekt?«, fragte Deborah.
»Nehmen wir doch Platz, dann können wir uns in Ruhe unterhalten«, sagte Nicholas hastig, als fürchtete er, seine Frau würde Deborahs Scherz nicht verstehen. »Ich habe Kaffee gemacht, Allie.«
Alatea schenkte ihnen ein. Sie trug goldene Armreifen – passend zu den Ohrringen –, und sie klimperten an ihrem Handgelenk. Sie zögerte kurz, als ihr Blick auf die Zeitschriften fiel, und schaute Deborah an. Deborah schenkte ihr ein, wie sie hoffte, ermunterndes Lächeln.
Alatea sagte: »Ich habe mich über Ihr Filmprojekt gewundert, Ms. St. James.«
»Bitte nennen Sie mich Deborah.«
»Wie Sie wünschen. Das Projekt, das Nicholas hier oben betreibt, ist ziemlich klein. Mich würde interessieren, wie Sie davon erfahren haben.«
Auf die Frage war Deborah vorbereitet. Tommy hatte in Bezug auf die Faircloughs seine Hausaufgaben gemacht und etwas zutage gefördert, was ihr als logische Erklärung dienen konnte. »Ich bin nicht selbst darauf gestoßen«, sagte sie. »Ich fahre einfach dorthin, wo man mich hinschickt, und führe die Vorabrecherchen durch für die Filmemacher von Query Productions. Wie die ausgerechnet auf Sie gekommen sind, Nicholas, weiß ich nicht genau, aber ich glaube, es hatte etwas mit dem Artikel über das Haus Ihrer Eltern zu tun.«
»Dieser Journalist schon wieder«, sagte Nicholas zu seiner Frau. Dann wandte er sich an Deborah: »Jemand hat einen Artikel über Ireleth Hall geschrieben, den Wohnsitz meiner Eltern. Es ist ein historisches Gemäuer mit Formschnittgarten am Lake Windermere, das meine Mutter zurückgekauft hat. Sie hat diesem Journalisten von unserem Haus erzählt, und da es sich um ein architektonisch interessantes Objekt handelt, ist er rübergefahren, um es sich anzusehen. Warum, weiß ich auch nicht so genau. Vielleicht wollte er in seinem Artikel auch so etwas erwähnen wie die Restaurierung historischer Gebäude liegt den Faircloughs im Blut oder was weiß ich. Dieses Haus hier hat mein Vater uns geschenkt, und einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Allie und mir wäre ein neueres Haus mit allem modernen Komfort lieber gewesen, nicht wahr, Darling?«
»Es ist ein wunderschönes Haus«, antwortete Alatea. »Ich schätze mich glücklich, dass ich hier wohnen kann.«
»Das liegt daran, dass für dich das Glas immer halbvoll ist«, sagte er. »Was mich wohl zu einem echten Glückspilz macht.«
»Bei einer der ersten Besprechungen in London«, sagte Deborah zu Alatea, »als wir angefangen haben, Ideen zu sammeln, hat einer der Produzenten das Wehrturmprojekt von Middlebarrow ins Gespräch gebracht. Ehrlich gesagt,
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