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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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die anderen wussten nichts über sie, und sie und Nicholas hatten sehr schnell geheiratet. Daraus schloss seine Familie offenbar, dass Alatea hinter irgendetwas her war, und das konnte nur das Familienvermögen sein. Vor allem Nicholas’ Vetter Ian war dieser Überzeugung gewesen, denn er hatte Bernard Faircloughs Geld verwaltet.
    Nicholas’ Angehörige kamen gar nicht auf die Idee, dass Alatea ihren Mann lieben könnte. Sie hatte sich alle Mühe gegeben, ihnen zu zeigen, wie sehr sie Nicholas liebte. Sie hatte ihnen nicht den geringsten Grund gegeben, an ihrer Liebe zu Nicholas zu zweifeln, und irgendwann hatte sie den Eindruck gewonnen, sie alle überzeugt zu haben.
    Eigentlich wäre das ganze Theater gar nicht nötig gewesen, denn sie liebte ihren Mann tatsächlich. Sie betete ihn an. Und, Herrgott noch mal, sie war bestimmt nicht die erste Frau auf der Welt, die sich in einen Mann verliebt hatte, der weniger attraktiv war als sie. Das passierte jeden Tag. Dass sie also immer wieder so skeptisch angesehen wurde … Das musste aufhören. Sie wusste nur nicht, wie sie das bewerkstelligen sollte.
    Alatea wusste, dass sie ihre Ängste irgendwie in den Griff bekommen musste. Es konnte nicht so weitergehen, dass sie bei jedem Pups zusammenzuckte. Es war keine Sünde, das Leben mit Nicholas zu genießen. Sie hatte es nicht darauf angelegt. Es war ihr in den Schoß gefallen. Das musste doch bedeuten, dass dies der richtige Weg für sie war.
    Trotzdem lag die Zeitschrift Conception jetzt oben auf dem Stapel. Trotzdem hatte die Frau aus London sie so merkwürdig angesehen. Woher sollten sie wissen, wer diese Deborah wirklich war, warum sie hier war, was sie vorhatte? Sie wussten es nicht. Sie mussten es herausfinden. Zumindest glaubte Alatea das.
    Sie stellte die Kaffeetassen auf das Tablett und trug es in die Küche. Neben dem Telefon lag immer noch der Zettel, auf dem sie die Nachricht von Deborah St. James notiert hatte. Den Namen der Firma, für die Deborah arbeitete, hatte sie nicht auf den Zettel geschrieben, aber sie hatte ihn zum Glück nicht vergessen. Das war immerhin ein Ansatzpunkt.
    Sie ging nach oben. In einem der ehemaligen winzigen Dienstbotenzimmer hatte Alatea ihr Planungsbüro eingerichtet, während am Haus gearbeitet wurde. In dieses Zimmer zog sie sich gern zurück, und hier stand auch ihr Laptop.
    Es dauerte ewig, sich von hier aus ins Internet einzuloggen, aber irgendwann klappte es. Eine Zeitlang starrte sie auf den Bildschirm, dann begann sie zu tippen.
    BRYANBARROW – CUMBRIA
    Es war ganz einfach gewesen, die Schule zu schwänzen. Schließlich würde ihn niemand, der seine fünf Sinne beisammenhatte, in dem Zustand nach Ulverston fahren wollen. Er war einfach im Bett liegen geblieben, hatte sich den Bauch gehalten und gestöhnt, Manette müsse ihm am Abend zuvor irgendwas vorgesetzt haben, das er nicht vertragen hatte. Außerdem hatte er behauptet, er hätte sich im Lauf der Nacht schon zweimal übergeben. Wie erwartet, war Gracie daraufhin zu Kaveh gerannt und hatte gerufen: »Timmy hat gekotzt! Timmy ist krank!« Ein bisschen schlechtes Gewissen hatte er schon gehabt, denn es war nicht zu überhören gewesen, dass er Gracie Angst eingejagt hatte. Die arme Kleine. Natürlich fürchtete sie, dass plötzlich noch einer aus der Familie abkratzen könnte.
    Gracie sollte sich endlich mal beruhigen. Jeden Tag starben Leute. Das konnte man nicht verhindern, indem man sie rund um die Uhr betüddelte. Außerdem hatte Gracie, soweit er das beurteilen konnte, im Moment wirklich größere Probleme, als zu fürchten, dass noch jemand aus der Familie sterben könnte. Sie sollte sich lieber den Kopf darüber zerbrechen, was zum Teufel aus ihr werden sollte, jetzt, wo ihr Vater tot war und ihre Mutter keine Anstalten machte, sie und ihren Bruder zu sich zu nehmen.
    Na ja, wenigstens waren sie nicht die Einzigen, die sich fragen mussten, was aus ihnen werden würde, dachte Tim. Denn es war nur eine Frage der Zeit, bis die Familie Kaveh vor die Tür setzen würde. Dann würde er sich eine neue Bleibe suchen müssen und einen neuen Schwanz, von dem er sich ficken lassen konnte. Dann kannst du wieder dahin verschwinden, wo mein Dad dich aufgegabelt hat, Kaveh, du Arsch .
    Tim konnte den Moment kaum erwarten. Und wie sich herausstellte, war er nicht der Einzige.
    Als Kaveh eben mit Gracie zum Auto gegangen war, hatte der alte George Cowley ihm aufgelauert, das hatte Tim von seinem Zimmerfenster aus beobachtet.

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