Glauben Sie noch an die Liebe
führen Sie sehr intensive Gespräche?
Ja, das ist mir wichtig. Ich mag es nicht, so daherzuquatschen.
Es gibt Menschen, die sind nicht sehr genau, die denken nicht so viel nach. Für solche Menschen sind Sie dann wahrscheinlich anstrengend, oder?
Das kann schon sein.
Finden Sie im Gegenzug die ungenauen Menschen anstrengend?
Das ist doch ganz natürlich. Menschen, die mich nicht verstehen, sind für mich anstrengend. Manche, vor allem manche Journalisten, behaupten immer, dass es für sie mit mir anstrengend sei. Dabei ist es für mich genauso anstrengend!
Finden Sie dieses Interview anstrengend?
Ja. Ich muss Sie doch dauernd animieren. Ich kenne Sie doch überhaupt nicht. Und da sitzen wir hier zusammen und reden über so private und intime Dinge. Das ist anstrengend. Ich will doch kein Geschwätz in die Welt senden.
Was macht für Sie ein gelungenes Gespräch aus?
Das ist wie ein Flow, wie in der Jazzmusik. Auf einmal fließt es, auf einmal ist es wahr. Das ist dann Magie. Das ist schön.
Bedeutet Liebe, verstanden zu werden?
Ja. Es gibt den archaischen Ausdruck: Er erkannte sie. Das trifft es sehr gut.
Sind Sie ein einsamer Mensch?
Ich finde Einsamkeit etwas sehr Schönes. Das Alleinsein ist mir sehr wichtig, es ist gut für mich. Ich brauche das. Ich bin ein Fremdling.
Was ist ein Fremdling?
Ich fühle mich oft außerhalb. Aber das ist nicht schlimm, denn für mich ist das ein vertrautes Gefühl.
War es denn mal schlimm, früher?
Na ja, vielleicht hat sich so meine Melancholie entwickelt. Sich außerhalb zu fühlen, ist aber auch schön. Ich bin einfach nicht jemand, der dauernd mit Menschen zusammen sein möchte, auch nicht mit Freunden. Das kann ich nicht.
Es gibt sicher viele, die gerne mit Ihnen befreundet wären. Welche Menschen schaffen es, zu Ihnen durchzudringen?
Solche Menschen, die mir die Zeit lassen, die ich für mich brauche, und die wirklich guten Freunde verstehen das auch. Ich kann nicht anders, so bin ich eben.
Aber wenn Sie sich tatsächlich mit Freunden treffen, sind Sie wahrscheinlich voll da, oder?
Ja, ich gebe mich dann völlig aus.
Ist das nicht dieselbe Form von menschlicher Energie, die man auch in der Schauspielerei verbraucht, und fehlt die einem dann im Privatleben nach einem langen Drehtag?
Eigentlich ja. Man kann nicht unterscheiden zwischen privater Energie und beruflicher Energie. Die Energie erneuert sich natürlich immer wieder. Da stehe ich dann manchmal tagelang da und schaue nur aus dem Fenster. Das brauche ich, um mich zu regenerieren. Da sage ich den anderen, ich hätte keine Zeit.
Verstehen das alle Freunde?
Meine Freunde wissen, dass ich anrufe, wenn ich kann.
Sie haben in Ihrem Buch geschrieben, dass Sie Ihren Bruder und Ihren Vater früh verloren haben. Hat dieser Verlust Einfluss gehabt auf die Art, wie Sie Freundschaften und Beziehungen pflegen?
Das weiß ich nicht. In Beziehungen denke ich nicht über so was nach, da bin ich einfach emotional. Ich analysiere da nichts.
Dann halten Sie vermutlich nichts von Vernunftehen, in denen die Emotionalität verflogen ist?
Ich wollte nie, dass es lau wird. Ich glaube immer noch an die wirkliche Liebe, und die sollte immer bestehen. Aber es sollte mit der Zeit mehr werden und nicht weniger. Es ist jedes Mal traurig, wenn eine Liebe abflacht. Ich habe Beziehungen immer beendet, wenn das passiert ist.
Ist es schwer, an die ewige Liebe zu glauben, wenn man mehrere Trennungen hinter sich hat?
Man sollte immer wieder an die große Liebe glauben.
Aber wie erhält man sich diesen Optimismus?
Das ist mein kindliches Gemüt. Man muss immer wieder von vorne anfangen. Ich will das einfach so.
ECKART VON HIRSCHHAUSEN
»Die Idee der perfekten Liebe macht uns unglücklich«
Eckart von Hirschhausen betritt den Frühstücksraum eines Hamburger Luxushotels an der Alster so, wie andere Menschen morgens das Badezimmer verlassen – mit tropfnassen Haaren, einem Handtuch um die Schultern, in einem grauen Sweatshirt und mit geröteten Augen. Während sich am Nachbartisch drei Geschäftsleute in dunklen Anzügen beim Frühstück über Geldfragen austauschen, setzt sich Hirschhausen leicht stöhnend auf den lederbezogenen Stuhl und lässt seinen Blick über die Alster schweifen. An der Selbstverständlichkeit, mit der er es sich bequem macht, merkt man schnell, dass er sich in Häusern dieser Kategorie zu Hause fühlen muss. Wir treffen den Kabarettisten und Entertainer, der eigentlich Mediziner ist, am Rande seiner
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