Glauben Sie noch an die Liebe
viel mehr als nur einer. Aber vielleicht habe ich besonders viele Möglichkeiten, weil ich viel Fantasie habe und eine große Begabung, mich in andere hineinzuversetzen.
Ist diese Sensibilität manchmal eine Last?
So schlimm ist es auch wieder nicht. (Lacht.) Würde ich denn sonst mit zwei wildfremden jungen Männern wie Ihnen in einem voll besetzten Restaurant über so intime Dinge wie die Liebe und das Leben reden?
Warum sprechen Sie – wie die meisten Menschen – nicht gerne vor anderen über Ihre Gefühle? Fürchten Sie das Urteil?
Ich fürchte mich nicht vor einem Urteil. Ich fürchte mich vor der Art und Weise, wie so etwas an die Öffentlichkeit gebracht wird und durch die Vervielfältigung entwertet und verfälscht wird, ich habe das oft genug erlebt. Angenommen zum Beispiel, ich würde sagen: »Es gibt jemanden, in den ich verliebt bin, und es geht mir gut.« Dann steht am nächsten Tag in einer Boulevardzeitung: »Endlich ist sie glücklich!«
Vielleicht stachelt es das Interesse der Öffentlichkeit noch an, dass Sie so zurückhaltend sind.
Ich bin überhaupt nicht zurückhaltend, ich zerre nur nicht alles gleich in die Öffentlichkeit. Es gibt Dinge, die nur mir gehören. Bei so etwas Persönlichem wie zum Beispiel einer Hochzeit, Familienfesten oder Ferien bin ich nicht der Meinung, dass ich eine öffentliche Person bin und es alle etwas angeht. Bei meiner Hochzeit vor Jahren hieß es zum Beispiel, ich hätte heimlich geheiratet. Aber ich habe natürlich nicht heimlich geheiratet, alle meine Menschen wusste es. Ich habe nur nicht die Presse angerufen.
Das Interesse der Menschen rührt wahrscheinlich daher, dass sie sich mit Ihnen vergleichen wollen. Wer selbst gerade geheiratet hat, liest gerne, wie es bei anderen war. Können Sie das nachvollziehen?
Schon, aber es ist mir wurscht, ob es dieses Interesse gibt. Ich will es einfach nicht bedienen.
Vergleichen Sie sich nicht mit anderen Menschen?
Nein, ich bin nicht so. Klatsch und Tuscheleien können ja sehr amüsant sein, und ich kenne viele intellektuelle Menschen, die das interessiert. Mich aber interessiert das nicht.
Sie lesen auch keine Biografien?
Doch. Aber nicht aus Neugierde, weil ich durchs Schlüsselloch gucken will. Sondern weil ich interessante Menschen eben interessant finde.
In diesem Moment schleicht sich Elsners Sohn Dominik von hinten heran, legt den Zeigefinger auf seine Lippen und zwinkert uns zu. Er begrüßt seine Mutter mit einem Kuss. »Hallo, mein Schatz«, sagt Hannelore Elsner, »schön, dass du da bist!« Dominik ist 1981 geboren, er ist Student der Fotografie und heißt mit Nachnamen Elstner, wie einst seine Mutter, bevor sie das »t« wegließ, weil sie der Meinung war, »Elsner« klinge besser. Dominik setzt sich neben seine Mutter.
Frau Elsner, ist »Liebe« das richtige Wort, um die Leidenschaft für Ihren Beruf zu beschreiben?
Ja, das ist Liebe.
Leiden Sie auch manchmal?
Manchmal leide ich schon, so, wie viele Menschen mit anstrengenden Berufen hin und wieder leiden. Na ja, ich bin den ganzen Tag am Set, komme abends um zehn ins Hotel und lese vielleicht noch bis zwei Uhr nachts Manuskripte, um zum Beispiel die Aufnahme eines Hörbuchs vorzubereiten. Oder es ist ein Abend, und es rufen Freunde an, die etwas unternehmen wollen. Dann muss ich häufig sagen: »Nein, ich kann jetzt einfach nicht.« So was schmerzt natürlich. Abersobald ich drehe, ist alles wieder gut.
Vermissen Sie nichts, wenn Sie drehen?
Doch. Wie gesagt, ich habe wegen meines Berufs schon viele schöne private Dinge versäumt: Geburtstage von Freunden, Hochzeiten, große Feste. Im Nachhinein, oft Jahre später, denke ich immer noch: Gott, wie schade, dass ich das nicht erlebt habe. Das ist eben der Preis.
Denken Sie in solchen Momenten darüber nach, ob es sich gelohnt hat, dass Sie Schauspielerin geworden sind?
Aber nein. Mein Beruf ist mein Leben! Da kann ich mich doch nicht fragen, ob sich das gelohnt hat. Natürlich hat es sich gelohnt! Ich habe mich auch nie gefragt, ob es sich finanziell lohnt. Einige Filme habe ich sogar umsonst gemacht.
Haben Sie manchmal Nein zu Rollenangeboten gesagt, um Zeit mit Ihrem Sohn verbringen zu können?
Als Dominik klein war, waren die Ferien immer tabu. Aber ich hatte oft das Glück, dass ich fast nie Angebote ablehnen musste, bei denen ich es später bereut hätte.
Hatten Ihre Ehemänner immer Verständnis für Ihre Arbeitszeiten?
Die Ehemänner! (Lacht.) Ja, wissen Sie, mit Männern, die
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