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Glauben Sie noch an die Liebe

Glauben Sie noch an die Liebe

Titel: Glauben Sie noch an die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Philipp Burgard , Justus Bender
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eigentlich genügen.
    Sind Sie eine Diva?
    Vielleicht, ja. Das kommt darauf an. Wenn damit etwas Flirrendes, Strahlendes, Magisches oder Düster-Melancholisches gemeint ist, dann ja. (Lacht.) Die zickige, launische Diva ist eine Erfindung von Journalisten, denen ich allzu plumpe Fragen nicht beantworten will. Und gegen deren banale Wortschöpfungen ich mich wehre.
    Gibt es eine Sehnsucht nach Diven in Deutschland?
    Die Leute mögen das sicher. Es gibt auch viele, die mögen, was ich mache und wie ich bin, und das freut mich natürlich. Aber was da schon geschrieben wurde über mich – also nein.
    Würden Sie sagen, diese Distanzlosigkeit ist ein Phänomen unserer Tage, oder war das in den Sechzigerjahren genauso?
    Das ist neu. Aber ich glaube nicht, dass es ein Bedürfnis der Menschen ist, dauernd durch Schlüssellöcher zu gucken. Ich halte das eher für eine Entgleisung der Medien. Ich frage mich nur manchmal, woran es liegt, dass manche Journalisten so aggressiv auf mich reagieren.
    Vielleicht wollen die Journalisten, wenn sie Prominente sehen, nur Stärke, aber keine Schwäche erleben. Enttäuschen Sie diese Erwartungshaltung, indem Sie sich verletzlich zeigen?
    Solche Erwartungen sind doch absurd. Diese ARD-Dokumentation über mich war sehr persönlich und eben nicht glatt. Die einen fanden das toll, die anderen vermissten den Glamour. Aber wenn da mehr Schein gewesen wäre, hätten manche das auch wieder verteufelt.
    Nach dem Klischee leben Schauspieler für den Beifall. Ist das bei Ihnen auch so?
    Manchmal legt Hannelore Elsner eine Pause ein, bevor sie antwortet, so auch jetzt. Sie sitzt dann kerzengerade, schaut in den Himmel, zieht an ihrer Zigarette und gibt einen Seufzer von sich, während die Rauchwölkchen aus ihrem Mund steigen. Es wirkt nicht wie eine absichtsvoll einstudierte Pose, eher wie die angeborene Begabung, ein Publikum in seinen Bann zu ziehen. Ihr Blick wandert wieder zu uns. Sie lächelt, bevor sie die Frage beantwortet.
    Ich freue mich über Lob, wie jeder Mensch, und ich bin natürlich gekränkt, wenn ich gedankenlos oder lieblos kritisiert werde, wie jeder Mensch. Das ist doch völlig normal.
    Bei »normalen« Menschen findet Emotionalität nur im Privatleben statt. Erleben Sie als Schauspielerin Gefühle wie die Liebe auch im Berufsleben, wenn Sie eine Liebende spielen?
    Ja. Die ist einfach da, oder sie ist nicht da. Das ist ein allumfassendes Gefühl. Wenn man liebesfähig ist, dann beinhaltet das alles.
    Aber man liebt ja nicht alles, oder?
    Jeder, der etwas mit Leidenschaft macht, ist auch mit Liebe dabei.
    Sie haben einen hoch emotionalen Beruf, in dem Sie sich ständig in Gefühlen bewegen. Verändert es nicht die privaten Emotionen, wenn man so viel mit Emotionen spielt? Läuft man womöglich Gefahr, durch die Schauspielerei ein Gefühl für die Echtheit von Emotionen zu verlieren?
    Um Gottes willen, nein! Die Menschen sollten alle viel mehr spielen. Das ist das Schönste, was es gibt, dann lebt man in der Magie, meinetwegen auch in der Illusion. Aber diese Gefühle sind doch trotzdem wahr.
    Ist man, was die Bandbreite der Gefühle anbelangt, kompletter, weil man als Schauspielerin schon einmal in die Rolle einer Mörderin oder einer unglücklichen Ehefrau geschlüpft ist und dadurch alles schon einmal erlebt hat?
    Es ist mein Beruf, dass ich mich in andere Menschen und andere Leben hineinversetzen kann. Das sollten übrigens alle Menschen tun.
    Aber Sie haben vermutlich mehr Empathie als andere Menschen.
    Das weiß ich nicht. Ich habe davon so viel, wie jeder Mensch, finde ich, haben sollte. Was mich ausmacht, ist nur, dass ich Gefühle nicht nur empfinden, sondern sie auch umsetzen, darstellen kann. Genauso wie ein Maler, der etwas empfindet, es erlebt und dann malt.
    Wenn Sie in einem Film eine Frau spielen, die liebt – sind das echte Gefühle, die wir auf der Leinwand sehen, oder ist das nur Ihre Arbeit?
    Ich schöpfe aus der Wahrhaftigkeit, wo soll ich das denn sonst hernehmen?
    Ist das anstrengend, seine echten Gefühle in einem Film zu zeigen, weil einem der Schutz fehlt?
    Der Schutz ist immer die Rolle. Wenn ich zum Beispiel eine Rolle gespielt habe, kann ich endlos über diese Rolle sprechen, und die Menschen, die mich wirklich kennen, wissen dann, dass ich eigentlich über mich selbst spreche. Irgendwann habe ich mal gesagt, aus lauter Verzweiflung über die Ausfragerei: »Ich habe tausend Weiber in mir«, und das trifft es gut, finde ich. Eigentlich ist jeder Mensch

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