Glauben Sie noch an die Liebe
Rolle wiederfinden. Debbie ist aber auch sehr durchtrieben und intrigant – das bin ich persönlich überhaupt nicht.
Sie haben aber durchaus Spaß daran, auch solche fremden, dunklen Seiten mal auszuleben …
Ja, es ist toll, so etwas spielen zu dürfen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Im Fernsehen habe ich schon Mordverdächtige und Juwelendiebinnen gespielt. Ich würde auch gern mal eine Psychopathin verkörpern, um zu erfahren, wie sich das anfühlt.
Apropos Psychopath: Stimmt es, dass es Fans gibt, die es mit ihrer Liebe zu Ihnen etwas übertreiben?
Ich habe viele tolle Fans, die mir kilometerweit hinterherreisen, bei Wind und Wetter. Bis zu einem gewissen Grad ist das schmeichelhaft, aber in Einzelfällen wird es tatsächlich anstrengend. Zu viel Nähe mag ich nicht, dann fühle ich mich bedroht. Auch in meinem heutigen Beruf als Schauspielerin gibt es diese Grenze zwischen mir als Privatperson und mir als Kunstfigur.
Sie sagten vorhin, dass Sie die Kunstfigur aus einem starken Wunsch nach Liebe heraus erschaffen haben. Damals setzten Sie Liebe mit Sexualität gleich. Hat sich Ihr Liebesbegriff inzwischen gewandelt?
Heute definiere ich Liebe ganz anders als vor zehn oder fünfzehn Jahren, weil ich mich weiterentwickelt und verändert habe. Aber damals war es in der Tat so, dass mir die Bestätigung auf sexueller Ebene am wichtigsten war. Sexualität ist auch heute mit Sicherheit ein Bestandteil einer Beziehung, aber sie steht für mich schon lange nicht mehr an oberster Stelle. Da gibt es viele andere wichtige Geschichten, die in einer Beziehung funktionieren müssen.
Was zum Beispiel?
Wir haben einen ganzen tollen Arzt, der mir das mal erklärt hat …
Haben Sie sich etwa Sorgen um Ihr Sexualleben gemacht?
Nein, überhaupt nicht! Ich habe einfach nur eine Erklärung dafür gesucht, warum Sexualität bei uns nicht an oberster Stelle steht. Und der Arzt hat uns erklärt, dass Liebe auf vielen verschiedenen Ebenen stattfindet, auf vielen verschiedenen Chakren. Der menschliche Körper ist mehr als nur Haut, Knochen und Muskeln, mehr als nur Materie. Er ist durchzogen von einer Vielzahl von Chakren, also Energiezentren. Und in diesem Stufenmodell aller Gefühle steht die Sexualität ganz unten. Es dauert lange, bis ein Paar diese verschiedenen Ebenen entdeckt und lernt, damit umzugehen. Eine der obersten Ebenen ist zum Beispiel Vertrauen. Für mich ist es heute in einer Beziehung viel wichtiger, Vertrauen zu meinem Partner zu haben, Spaß mit ihm zu haben, mich einfach fallen lassen zu können und mich wohlzufühlen.
In welchen Momenten fühlen Sie sich denn besonders wohl?
Zum Beispiel, wenn mein Mann und ich in der Sonne auf einer Bank am See sitzen und diesen wunderschönen Moment gemeinsam aufsaugen. Dabei müssen wir nicht mal miteinander sprechen. Liebe ist auch, miteinander schweigen zu können. Wir fühlen und denken unheimlich ähnlich. Manchmal merkt man das ja an den kleinen Dingen des Alltags. Gestern zum Beispiel hatte ich mir überlegt, Avocados mit Flusskrebsen zu machen. Dann ruft plötzlich mein Mann an und sagt: »Kannst du nicht noch ein paar Avocados mitbringen?« Das finde ich schon ein bisschen unheimlich, aber es zeigt, dass wir wie durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden sind.
Das ist ja der größtmögliche Gegensatz zu Ihrem »alten« Leben. Gab es einen Schlüsselmoment, in dem Sie gemerkt haben: »Sex ist nicht alles«?
Wenn man das in der Form ausgelebt hat wie ich, dann entwickelt man mit der Zeit eine große Leere. Ich hatte das Empfinden, dass man darauf nichts aufbauen kann. Irgendwann war ich mit meinem ersten Mann im Urlaub. Er war damals mein Manager, und unser ganzes Leben drehte sich nur noch um den Job. Damals habe ich erschreckenderweise festgestellt, dass wir uns nichts mehr zu sagen hatten. Es kam nichts mehr, es gab keine Berührungspunkte mehr.
Hatte das auch damit zu tun, dass Sie älter geworden waren?
Absolut. Meine beste Freundin sagte vor vielen Jahren mal zu mir: »Mein Mann und ich führen eine tolle Beziehung, aber Sexualität spielt für mich überhaupt keine Rolle.« Ich habe sie belächelt und konnte mir das überhaupt nicht vorstellen. Ich dachte, das könne gar nicht funktionieren. Aber meine Freundin ist zehn Jahre älter, sie hatte das alles einfach schon viel früher erlebt. Letztens erinnerten wir uns an dieses Gespräch, und ich sagte: »Ich bin jetzt ganz bei dir. Und ich fühle mich super damit.«
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