Glauben Sie noch an die Liebe
meinen Sie mit diesem »geistigeren Leben«?
Heute nennt man das Minimalist oder Asket. Oder ökologisch. Ich versuche, das Materielle stark zu reduzieren und dafür möglichst viel Geist zu leben. Der wahre Künstler, der wirkliche Ekstatiker oder Mystiker, wird seine Aufmerksamkeit von den Dingen und dem Körper abziehen. Er wird »arm« sein. Geld verhindert das geistige Sein.
Um uns zu zeigen, wie asketisch er lebt, und weil es im Biocafé etwas lauter geworden ist, lädt Rainer Langhans uns zu sich nach Hause ein. Vor dem Mehrfamilienhaus steht sein rostiges Damenfahrrad. Auch von den fünfzigtausend Euro Gage, die er von RTL für seinen Ausflug in den Dschungel bekommen haben soll, will er sich kein neues kaufen. Vor den Wohnungstüren im ersten und zweiten Stock stehen Kinderschuhe, an einer Tür hat jemand den Familiennamen mit bunten Holzbuchstaben festgeklebt. Der Rebell lebt also inmitten von Spießbürgern.
Langhans wohnt im dritten Stock. Auf den ersten Blick lässt sich in seiner Einzimmerwohnung nichts entdecken, was den Anforderungen eines fünfköpfigen Harems gerecht werden könnte. Die Wände sind weiß und kahl. Hier denkt man an Kühlschrank, nicht an Kamasutra. Möbel hat Langhans nicht. Seine fünf Leinengewänder, die er im Wechsel trägt, hängen an einem Haken hinter der Wohnungstür. Vergeblich suchen wir das Bett. In der Mitte des Raumes liegt nur eine Matratze, auf der sich der Hausherr jetzt ausstreckt. Wir nehmen neben ihm auf dem Fußboden Platz. Und dann nennt Langhans den Ort, den wir uns als spirituellen Tempel, als legendäres Liebesnest ausgemalt hatten, auch noch seine »Mönchszelle«.
Wie finden es denn Ihre Frauen, »keinen« Sex mit Ihnen zu haben?
»Du bist nicht richtig leidenschaftlich. Du empfindest ja gar nichts«, sagen sie. Denn ich dringe ja in die Frau ein, bleibe aber dabei außerhalb des Körpers. Weder suche ich die Lust, die dadurch möglich ist, weil natürlich die Nerven funken, noch suche ich eine Zeugung. Ich halte also den Samen zurück. Das kann man alles trainieren. Auch gegen nächtliche Ergüsse gibt es Übungen. Letztlich ist es eine Art Tantrismus: Mein Weg ist eine Suche, die ganz bewusst durch den Körper in den Geist führt.
Gehen Sie diesen Weg mit allen fünf Frauen, sind Sie mit allen gleich eng liiert?
Meine Beziehungen mit den Frauen bemessen sich daran, wie viel sie von dieser Suche, von dieser Konsequenz jeden Tag leben wollen. Sie fragen sich: »Will ich mich heute mehr mit dieser Suche beschäftigen oder weniger?« Und dann nehmen sie mit mir Kontakt auf.
Heißt das, Sie wohnen gar nicht alle zusammen? Wäre ja auch etwas eng hier …
Wir wollen wohl nicht physisch zusammen sein. Die Frauen wohnen alle drei, vier Schritte entfernt.
Warum ziehen Sie denn nicht zusammen, wie damals in der Kommune 1?
Es klingt paradox, aber würden wir zusammenziehen, dann würden wir das Trennende, das Lieblose verstärken.
Jetzt müssen Sie uns auf die Sprünge helfen!
Indem man die Körper getrennt hält, kann man viel leichter diesen geistigen Zusammenhang herstellen. Das funktioniert übrigens sehr gut im Internet. Das Internet ist eine Vorstufe zur völlig entmaterialisierten, geistigen Kommunikation. Wir konditionieren uns im Grunde genommen zu einer Art Telepathie, zu Fernliebe, zu dieser großen Art von Verschmolzenheit, die wir eigentlich schon immer hatten.
Heißt das, Sie scharen nie alle fünf Frauen gleichzeitig um sich?
Natürlich setzen wir uns viel zusammen. Sehr intensiv war das nach meiner Rückkehr aus dem Dschungelcamp. Da haben wir unsere Erfahrungen, die auch die Frauen sehr geteilt haben, besprochen. Denn sie haben die Sendung ja nicht nur im Fernsehen angesehen, sie haben auch einen täglichen Blog geschrieben, eine Facebook-Gruppe gegründet und in der taz jeden zweiten Tag etwas dazu veröffentlicht. Eine der Frauen hat mich nach Australien begleitet, Interviews gegeben und mit den Münchner Frauen täglich Kontakt gehalten.
Welches Ziel stand hinter diesen Aktivitäten?
Die Frauen wollten darüber mit anderen Leuten kommunizieren. Was ist denn die höchste Stufe von Kommunikation? Liebe. Und die höchste Stufe von Liebe ist Verschmolzensein.
Kommen manchmal neue Frauen hinzu, die auch mit Ihnen verschmelzen wollen?
Klar. Kürzlich kam wieder eine Frau zu uns, also zu mir zunächst. »Ich möchte unbedingt mit dir zusammen sein, das habe ich mir immer gewünscht!« Sie ist Psychologin, steht im Beruf. Dann gab es
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