Glauben Sie noch an die Liebe
Ihrer »wilden« Zeit konnten Sie aufgrund Ihres Jobs Ihrem ersten Mann gar nicht treu sein, er hat Sie ja überhaupt erst in die Szene gebracht. Treue im bürgerlichen Sinne spielte also keine übergeordnete Rolle. Hat sich das mit Ihrem heutigen Verständnis von Liebe geändert?
Unbedingt. Ich finde Treue extrem wichtig, und ich bin erstaunlicherweise unheimlich eifersüchtig geworden. (Lacht .) Das ist nicht krankhaft oder so. Aber so verrückt und ausschweifend, wie ich damals war, so besitzergreifend, so eifersüchtig bin ich heute. Frauen glauben ja manchmal zu wissen, dass eine andere Frau ihren Mann ein bisschen intensiver angeschaut hat als normal. Doch das Vertrauen ist in jedem Fall da, sonst kann ich mich ja direkt erschießen. (Lacht.)
Wie zeigen Sie Ihrem Mann am liebsten, wie sehr Sie ihn lieben?
Ich schreibe sehr gerne Briefe. Vor allem in der Anfangszeit, als wir beide uns gerade kennengelernt hatten, aber noch eine Fernbeziehung führten, haben wir uns unendlich viel geschrieben. Und immer auf Papier.
Ein Liebesbrief per E-Mail hat also nicht die gleiche Wirkung?
Klar könnten wir uns auch Mails schreiben, aber dann würde das Überraschungsmoment fehlen, die Freude des Versendens und das Warten auf den Moment, bis der Empfänger deine Zeilen liest. Und ein Brief auf Papier ist viel nachhaltiger. Man kann ihn eben nicht so einfach löschen, er ist beständig. Bei uns geht es meistens um die Beschreibung der Sehnsucht. Wir sind beide viel unterwegs. Und wenn der eine auf Reisen geht, dann liegt für den anderen oft was auf dem Kopfkissen.
Was war das Schönste, das Ihr Mann Ihnen bisher geschrieben hat?
Das waren persönliche Zitate und Erinnerungen an einen ganz besonderen Urlaub in Wien, die er in ein wunderschönes Fotobuch geschrieben hat. Mein Mann fotografiert leidenschaftlich gern. Vorne drauf war ein Foto von der Tür der Votivkirche, und darunter hatte er geschrieben: »Der Schlüssel zum Glück.« Mein Mann hat mir dort den Heiratsantrag gemacht.
Jetzt sind wir aber gespannt, wie der Antrag aussah …
Mein Mann wusste, dass ich Wien liebe, aber noch nie ausreichend Zeit hatte, um mir die Stadt richtig anzusehen. Deshalb hat er sich ein tolles Sightseeing-Programm ausgedacht, natürlich mit Schloss Schönbrunn. Er wusste, dass ich schon immer mal auf Sisis Spuren wandeln wollte. Der Tag war wunderbar. Abends gab es dann den Heiratsantrag, sehr klassisch, sehr schön …
Michaela Schaffrath steigen Tränen in die Augen, so gerührt ist sie auch vier Jahre nach dem Antrag noch. Sie schämt sich dieser Tränen nicht, sondern sucht in aller Ruhe ein Taschentuch.
Wie haben Sie sich eigentlich kennengelernt?
Mein Mann war seinerzeit Pressesprecher für eine Show eines bekannten österreichischen Multimediakünstlers, und ich war zur Premiere eingeladen. Ein Fernsehsender wollte ein Interview mit mir machen, sprach meinen Mann an und dieser dann mich. So sind wir das erste Mal in Kontakt gekommen und uns begegnet.
War es Liebe auf den ersten Blick?
Nein, es war keine Liebe auf den ersten Blick, sondern erst mal ganz unspektakulär und professionell.
Wie ging es dann weiter?
Für mich war er erst mal nur der Pressesprecher und supernett. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Aber vor Ort haben wir gar nicht so viel Zeit miteinander verbracht. Ich habe ihn dann hinterher per E-Mail kontaktiert.
Weil Ihnen erst nach der Verabschiedung auffiel, dass Sie gerade Ihren Traummann getroffen hatten?
Nein, weil ich von ihm ein Werbegeschenk für meine Freundin Simone wollte. (Lacht.) Und als wir uns so hin und her schrieben, fand ich ihn immer sympathischer. Irgendwann haben wir uns dann wiedergetroffen.
Was hat Sie anfangs an Ihrem späteren Mann am meisten begeistert?
Er hat mich einfach als Mensch wahrgenommen. Als die Michi halt. Und nach einem halben Jahr hat er mich wirklich aufgefangen, als ich gerade eine Krise hatte. Erst da habe ich richtig gemerkt, dass mir so ein Typ Mann noch nie begegnet war.
Sind Sie gläubig?
Ja, ich bete vor jeder Theatervorstellung und fast jeden Abend. Einfach aus Demut und Dankbarkeit für dieses Leben und die Liebe zu meinem Mann, die Gott mir geschenkt hat. Wir haben uns zwar leider relativ spät kennengelernt, aber vielleicht ist es auch gut so. Vor zwanzig Jahren hätte ich ihm womöglich noch nicht so gefallen. Wir sind aus Dankbarkeit beide wieder in die Kirche eingetreten.
Wie war die kirchliche Trauung?
Die Hochzeit war der glücklichste
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