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Glauben Sie noch an die Liebe

Glauben Sie noch an die Liebe

Titel: Glauben Sie noch an die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Philipp Burgard , Justus Bender
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Tag meines Lebens. Als mein Vater mich zum Altar führte, habe ich richtig tief geseufzt und hätte fast schon angefangen zu weinen, so hat mich das ergriffen.
    Zwei Jahre haben Sie in Erotikfilmen mitgespielt. Heute sind Sie mit einem Katholiken verheiratet, der Jura studiert hat. Kam Ihnen diese Wendung nicht ein bisschen absurd vor?
    Na klar, wobei ich zu dem Zeitpunkt schon fast zehn Jahre im seriösen Fach unterwegs war! Im Nachhinein betrachtet, war vieles absurd. Aber so ist das Leben.

RAINER LANGHANS
    »Sex findet nicht zwischen den Beinen statt, sondern zwischen den Ohren«
    »Kult-Hippie«, »Sex-Revoluzzer«, »Pudding-Attentäter«, »Uschi-Eroberer« – Titel wie diese kommen wohl den meisten Deutschen in den Sinn, wenn sie den Namen Rainer Langhans hören. Die Älteren haben sofort das Foto vom nackten Langhans und seinen Kommunarden vor Augen, die 1968 an eine Wand gelehnt dem Betrachter ihre nackten Hintern präsentieren. »Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment.« Auch wenn ein Reporter diesen Slogan Langhans in den Mund gelegt haben soll – damit hatte sich aus den Decken des Matratzenlagers der Kommune 1 eine Symbolfigur emporgewühlt.
    Den Jüngeren ist Langhans weniger durch seine politischen Botschaften bekannt. In ihr Bewusstsein drang er als Werbefigur eines Online-Shops für Schuhe und als einziger Bewohner des RTL-Dschungelcamps, der keine Känguruhoden verzehren musste, weil er Veganer ist.
    Jeder glaubt also, den Lockenkopf irgendwie zu kennen. Aber wie lebt der Lieblingshippie der Nation wirklich? Schon sein Wohnort überrascht. Nicht Berlin-Kreuzberg, sondern München-Schwabing. Hier lebt er mit seinen fünf Frauen, seinem »Harem«, wie er ihn nennt.
    Herr Langhans, wie oft haben Sie noch Sex?
    Sie werden sich wundern, aber ich lebe »zölibatär«.
    Zölibatär? Das klingt nach einem katholischen Priester, aber nicht nach dem Popstar der sexuellen Revolution!
    Unsere Gesellschaft kennt aber keinen passenden Begriff für mein Modell der Enthaltsamkeit. Ich habe keinen Sex.
    Was sagen denn Ihre Frauen dazu?
    Die sagen: »Wieso, du hast doch Sex!« Darauf antworte ich: »Nein, ich habe keinen Sex!« Und dann kommt natürlich die Frage: »Was ist Sex für dich?«
    Jetzt sind wir aber gespannt auf Ihre Definition von Sex!
    Sex ist für mich, wenn du durch einen körperlichen Kontakt, also durch den Austausch von Körperflüssigkeiten, durch dieses Rein-Raus, entweder eine Zeugung bewerkstelligst oder zumindest Lust suchst. Durch die Pille ist es ja heute möglich, beides voneinander zu trennen.
    Wie Sie das sagen, klingt das weder politisch noch romantisch …
    Ja, aber das ist die traditionelle Definition. Und genau das mache ich nicht. Also erstens: keine Körperflüssigkeit. Ich ergieße mich nicht in die Frau. Auf keinen Fall. Und zweitens suche ich auch keine Lust dadurch …
    Als Treffpunkt für unser Gespräch hat Langhans ein Biocafé in seiner Nachbarschaft ausgewählt. Dass wir bei einem Algen-Orangen-Drink auch über Sex sprechen würden, war ja klar. Aber dass ein über Siebzigjähriger mit einer Schonungslosigkeit über das Thema spricht, die zwei Damen am Nebentisch dazu bewegt, sich angewidert abzuwenden, und einen Herrn mittleren Alters immer näher rücken lässt, hätten wir nicht erwartet.
    Teilen Ihre Frauen Ihre Definition von Sex?
    Meine Frauen sagen: »Du steckst ihn da rein, dann ist das doch Sex.« Für mich ist das aber nur eine körperliche Berührung.
    Aber eine körperliche Berührung entsteht durch ein Gefühl von Lust, oder nicht?
    Nein, das ist genau der Punkt. Ich muss eine Situation nicht so wahrnehmen, wie die meisten Menschen sie wahrnehmen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus dem »Dschungelcamp«. Da habe ich mich in einen Sarg gelegt und mit dreißigtausend Kakerlaken überschütten lassen. Die meisten Menschen würden dabei Ekel empfinden, rausspringen und abbrechen. Ich habe die Situation aber als wunderbare Massage erlebt. Denn ich weiß, dass alles, was ich erlebe, nur geistige Hervorbringungen sind. Also ist es mir möglich, das auch physisch anders zu erleben.
    Warum lassen Sie sich dann überhaupt noch auf körperliche Berührungen ein?
    Ich habe eine ganze Weile völlig zölibatär im klassischen Sinne gelebt, es lief also gar nichts mehr in der Richtung. Das reichte mir dann doch nicht, weil ich damit einen Energiefluss abgeschnitten habe. Ich brauche aber meine gesamte Energie für dieses geistigere Leben.
    Was genau

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