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Glauben Sie noch an die Liebe

Glauben Sie noch an die Liebe

Titel: Glauben Sie noch an die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Philipp Burgard , Justus Bender
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Blick aufsetze. Denn ich muss dem Fotografen ja ein sehr breites Spektrum an Mimik bieten.
    Flirten Sie für ein gutes Bild auch ein bisschen mit dem Fotografen?
    Natürlich möchte ich, dass der Fotograf mich mag, dass die Chemie zwischen uns stimmt. Und natürlich spornt dich ein Fotograf auch an, schließlich will er ja ein gutes Produkt abgeben. Wenn ich mit einer lustlosen Miene über das Set laufe, ist das natürlich nicht im Sinne des Produkts. Aber von einem echten Flirt kann nicht die Rede sein. Ich nehme echt nur die Kamera wahr. Ich spiele mit ihr und glaube nicht, dass der Fotograf sich da als Person angesprochen fühlt.
    Sie posieren in Reizwäsche und glauben ernsthaft, dass der Fotograf nur die Schärfe seiner Kamera im Sinn hat?
    Ich hüpfe den halben Tag lang halb nackt vor den Fotografen herum, und meine Posen sind tatsächlich sehr verführerisch. Aber solch ein Fotoshooting steht zu neunundneunzig Prozent auf einer professionellen Basis, und für ein gutes Produkt muss ich den Kollegen auch vertrauen können.
    Was genau meinen Sie mit Vertrauen?
    Ich muss das Gefühl haben, dass der Fotograf mich in diesem intimen Moment als Model betrachtet und nicht als Frau. Und ich glaube, die meisten Fotografen sind ziemlich abgehärtet. (Lacht.)
    Sie sagten vorhin, für Ihren Mann sei Ihre Arbeit schon ganz normal. War er wirklich noch nie eifersüchtig?
    Ganz am Anfang wollte er schon gerne alles ziemlich genau wissen, wenn ich gemeinsam mit männlichen Models Fotos gemacht habe. Aber gleichzeitig wusste er immer, dass er ohnehin nichts dagegen machen konnte, weil es nun mal mein Job ist. Und im Grunde ist es auch egal, ob ich in Südafrika mit Männern zusammenarbeite oder nebenan – wenn ich wollte, könnte ich ihn jetzt auch in einem Café um die Ecke betrügen. Davon abgesehen – jeder Mensch arbeitet in seinem Job mit anderen Leuten zusammen.
    Aber in der Modebranche arbeitet man mit den Schönen, Kreativen und Reichen zusammen. Sind die Verführungen da nicht ungleich größer?
    Das mag sein, aber ich weiß ja, was ich an meinem Mann habe, und er weiß, was er an mir hat. Außerdem hat er mich am Anfang meiner Karriere oft begleitet und viele Leute kennengelernt, mit denen ich zusammenarbeite. Er weiß deshalb, dass es an einem Set wahnsinnig professionell zugeht. Und mein Mann weiß, dass die meisten männlichen Models nicht besonders verführerisch sind.
    Die Models, mit denen Sie zusammenarbeiten, werden als die schönsten Männer der Welt gefeiert. Und Sie finden sie nicht besonders verführerisch?
    Genau. Die meisten männlichen Models sind Waschlappen. Sie beschäftigen sich den ganzen Tag nur mit ihrem Aussehen und damit, welche Fotos sie in ihrem Portfolio haben. Als ich in Paris, Mailand und New York lebte, habe ich viele auch privat kennengelernt. Mit den meisten kannst du dich gar nicht richtig unterhalten, weil sie immer nur das Thema Modeln draufhaben. Solch einen Mann würde ich nie haben wollen.
    Wie zum Beweis, dass sie in dieser Glitzerwelt nur eine Besucherin ist, die dort ihrem Broterwerb nachgeht und nicht mitspielt auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten und der Magermodels, bestellt Franziska Knuppe ein Wiener Schnitzel mit lauwarmem Kartoffel-Gurken-Salat und Preiselbeeren. Und tatsächlich möchte man ihr auf Anhieb abnehmen, dass sie das gemütliche Café Heider mit seinen goldgefassten Spiegeln, Bordürentapeten und großen Samtsofas im Zweifel einem coolen Schickimickirestaurant in New York jederzeit vorziehen würde und dass sie das verkörpert, was in der Modebranche als Schimpfwort gilt: Bodenständigkeit.
    Lässt es Sie wirklich völlig kalt, wenn Sie bei einer international beachteten Gala über den roten Teppich flanieren?
    Natürlich ist das verführerisch, wenn du über den roten Teppich läufst, und fünfzig Fotografen schreien hinter dir her, weil sie ein Foto von dir wollen. Diese Aufmerksamkeit, diese Bewunderung gibt dir schon einen Adrenalinstoß, und du fühlst dich wohl dabei, das gebe ich gerne zu. Man muss also vorsichtig damit umgehen, weil man sonst abhebt. Es gibt ja einige, die aufgrund dieses Ruhmes ein bisschen austicken.
    Wie verhindern Sie, dass Sie selbst »austicken«?
    Mein Mann und ich ziehen uns gegenseitig rechtzeitig runter, im positiven Sinne. Ich habe im Grunde zwei Leben: Ich habe mein öffentliches Leben, meinen Job, durch den ich mich vor Fotografen und auf Veranstaltungen bewege und im Fernsehen auftrete. Dieses Leben ist sehr anstrengend.

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