Gleichklang der Herzen
den Haupteingang das Haus betrat.
„Mr. Jackson möchte Sie sprechen, falls es Ihre Zeit erlaubt“, meldete der Butler ehrerbietig.
Der Herzog gab keine Antwort. Er schritt die mit einem roten Teppich ausgelegte breite Treppe hinauf und nahm den zu Richards Zimmer führenden Gang.
Er hatte vermutet, Benedicta würde bei Richard sein, und als er eintrat, hörte er sie wirklich ausrufen: „Schachmatt!“ Worauf sie mit unverhohlenem Stolz hinzufügte: „Gewonnen! Ich habe zum ersten Mal gewonnen! Sie müssen zugeben, dass ich gut gespielt habe.“
„Sehr gut“, stimmte Richard ihr widerwillig zu. „Ich hätte besser aufpassen müssen, welchen Zug Sie mit Ihrem Läufer machten.“
Benedicta klatschte in die Hände.
„Ich wollte Sie schlagen, und ich habe es geschafft.“
Nun erst merkte sie, dass der Herzog in der Tür stand. Sie erhob sich hastig.
Richard hatte das Bett mit einem Sessel am Fenster vertauscht, wo die Sonne etwas Farbe in sein blasses Gesicht bringen würde.
Es war der zweite Tag, an dem man ihm erlaubt hatte aufzustehen, und er fühlte sich noch sehr matt.
Doch der Herzog wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Richard wieder auf den Beinen sein und sein gewohntes Leben aufnehmen würde.
„Sieh da, Onkel Nolan“, rief Richard. „Heute Morgen habe ich vergebens auf deinen Besuch gewartet. Es hieß, du wärest ausgefahren.“
„Ich musste einen Besuch machen.“
Sein Ton ließ Benedicta erschrocken aufhorchen. Benedicta meinte, ihn noch nie so streng gesehen zu haben – oder besser gesagt so gebieterisch.
So musste er im Kampf gewirkt haben, konzentriert, entschlossen, mit der Miene eines Menschen, der seines Sieges gewiss ist, auch wenn die Chancen schlecht stehen.
Benedicta hatte keine Ahnung, warum sich ihr diese Vorstellung aufdrängte, doch es war so, und sie spürte, wie eine kleine Schwäche sie zu übermannen drohte.
Sie setzte sich wieder in ihren Sessel, Richard gegenüber. Der Herzog kam näher und blieb zwischen ihnen stehen. Groß wie er war, stand er fast bedrohlich da. Benedicta sah mit ängstlichem Blick zu ihm auf.
Richard hingegen war weniger beeindruckt.
„Ich habe gut geschlafen, Onkel Nolan“, sagte er im Plauderton, „und es geht mir schon viel besser. Bald werde ich wieder im Sattel sitzen können.“
„Die Pferde stehen bereit“, erwiderte der Herzog. „Aber vielleicht können wir zunächst einmal über deine Zukunft sprechen.“
„Ja, natürlich“, zeigte Richard sich einverstanden. „Ich wollte sowieso mit dir über meine Indienpläne sprechen, sobald ich reisefähig bin.“
„Sicher weißt du noch, dass ich dir eine Alternative vorgeschlagen habe?“
„Du meinst, eine Ehe? Ich habe kein Verlangen, mich zu verheiraten, Onkel Nolan, vielen Dank. Ich möchte etwas von der Welt sehen, ehe ich sesshaft werde. Dennoch war es sehr freundlich von dir, mir den Witwensitz anzubieten.“
Das Thema war Richard sichtlich peinlich, schon wegen der Gegenwart Benedictas.
Dabei kam ihm nicht einen Augenblick in den Sinn, der Herzog könnte seinen Vorschlag, er sollte Benedicta heiraten, ernst gemeint haben. Er hielt diesen Vorschlag für ein Manöver, das dazu dienen sollte, ihn von Delyth Maulden abzulenken.
„Ich habe mir die Sache gründlich überlegt“, sagte der Herzog. „Da ihr beide, du und Benedicta, so jung seid, bin ich zu der Einsicht gekommen, dass ich besser weiß, was für euch gut ist. Daher treffe ich die Entscheidung über eure Zukunft.“
Benedicta erstarrte sichtlich. Richard fragte schmollend: „Was soll das heißen?“
„Das soll heißen, dass du nicht imstande bist, dich anständig und vernünftig zu benehmen – was du hinlänglich unter Beweis gestellt hast – und dass es noch einige Jahre dauern wird, bis du dein Leben selbst in die Hand nehmen kannst.“
Richard schnappte nach Luft, während der Herzog unbeirrt fortfuhr: „Daher habe ich als dein Vormund entschieden, dich vor weiteren gefährlichen Fehlern zu bewahren.“
Richards Widerspruchsgeist war offenbar erlahmt, sodass sich der Herzog nun an Benedicta wandte: „Gestern machte ich Ihnen einen Vorschlag“, sagte er in unverändert strengem Ton, „den Sie leider abgelehnt haben. Inzwischen bin ich zu der Einsicht gelangt, dass auch Sie zu jung und zu töricht sind, um selbst über sich zu bestimmen.“
Richard und Benedicta starrten den Herzog fassungslos an. „Ich beabsichtige daher, im Laufe der nächsten Woche in der Gazette euer
Weitere Kostenlose Bücher