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Gleichklang der Herzen

Gleichklang der Herzen

Titel: Gleichklang der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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Dame erschreckt, Wroxham“, sagte er tadelnd. „Können Sie mir eine Erklärung dafür geben? Sie schweigen? Dann sind Sie vielleicht so freundlich, mich meinem Mündel vorzustellen.“
    „Ihr Mündel!“, rief die Dame. „Sind Sie der Herzog von Melcombe?“
    „Zu Ihren Diensten, Miss Shane.“
    „Sie sind mein Vormund. Gott sei Dank. Nehmen Sie mich bitte sofort mit.“
    Sie drängte sich beinahe an ihn, und Wroxham ging fluchend weg. Im Dunklen konnte der Herzog nur sehen, dass Miss Shane klein war und einen schlichten Schutenhut trug. Ihre Stimme war hell und sanft.
    „Haben Sie kein Gepäck?“, fragte er.
    „Nur ein Bündel.“
    Ein Diener holte es, und der Herzog setzte sich neben sie in den Wagen. Der Kutscher nahm den Weg nach Lynke.
    „Da ich tatsächlich Ihr Vormund bin, sind Sie vielleicht so gütig, mir eine Erklärung zu geben“, fing der Herzog an. „Was hatten Sie im Wagen von Lord Wroxham zu suchen?“
    „Ich war auf dem Weg zu Ihnen“, sagte Ravella. „Lord Wroxham erklärte mir, dass er mein Vetter sei und mich zu Ihnen nach London bringen wolle. Als wir später im Wagen saßen …“
    Da der Herzog auf seiner Frage beharrte, schlug sie die Hände vors Gesicht und bekämpfte ihre aufsteigenden Tränen.
    „Ich glaube, er ist verrückt. Er wollte mich heiraten.“
    „Sie hatten ihm geglaubt, dass er Sie zu mir nach London bringen wollte?“
    „Natürlich. Ich wollte ihm nur zu gern glauben, denn ich dachte, ich käme sonst nie aus dieser entsetzlichen Schule weg. Davon hatte ich Ihnen in mehreren Briefen geschrieben.“
    Jetzt erinnerte sich der Herzog daran, dass er Hawthorn verboten hatte, ihn mit Miss Shanes Angelegenheiten zu belästigen.
    „Ich fühlte mich wie im Gefängnis“, fuhr Ravella fort. „Früher, bei meinem Vater, war ich so frei gewesen. Ich hasste sie alle, die Lehrerinnen und die ständig dumm kichernden jungen Mädchen.“
    „Hawthorn war wohl nicht sehr klug bei seiner Auswahl gewesen“, gab der Herzog zu. „Jetzt ist die Lage anders, wie Sie wohl schon gehört haben.“
    Das war nicht der Fall. Vermutlich würde Hawthorns Brief erst morgen in Miss Primington’s Akademie für junge Damen ankommen.
    „Hat Ihnen Wroxham nicht sein plötzliches Interesse für Sie erklärt?“, forschte der Herzog weiter.
    „Nein. Er sagte nur, dass er mich auf jeden Fall heiraten wollte. Dann küsste er mich.“
    Das klang so angewidert, dass der Herzog lächeln musste. „Sie mögen nicht, dass man Sie küsst.“
    „Ich fand es grässlich. Mir wurde ganz übel. Er ist ein Tier. Wäre ich ein Mann, dann hätte ich ihn umgebracht.“
    Nach diesem leidenschaftlichen Protest tastete Ravella im dunklen Wagen nach der Hand des Herzogs und flüsterte: „Es waren nicht nur seine Küsse! Was er mir sagte … und dann seine Hände! Er war sehr kräftig, und ich hatte solche Angst.“
    „Waren Sie froh, als ich auftauchte?“
    „Das ist gar kein Wort dafür. Ich hatte Sie mir so oft vorgestellt, hatte gewusst, dass Sie gut zu mir sein würden. Nun kamen Sie gerade, als ich Sie am dringendsten brauchte. Dafür werde ich Ihnen immer danken und brauche mich jetzt nie mehr zu fürchten.“
    Der Herzog ging nicht weiter darauf ein. „Abgesehen von meiner Vormundschaft muss ich Ihnen den Wechsel erklären. Sie sind eine Erbin. Ihr Onkel, der Vater des jungen Lord Wroxham, hat Ihnen sein Vermögen hinterlassen.“
    „Soll das ein Scherz sein?“
    „Gewiss nicht.“
    „Aber warum?“
    „Er wollte nicht, dass sein Sohn Alister erbte.“
    „Aber die Wroxhams haben nie etwas von uns wissen wollen. Sie verargten meiner Mutter die Heirat mit einem Mann, der nicht reich war und keinen hohen Titel besaß. Ich will das Geld nicht, das uns vorenthalten wurde, als wir es am dringendsten brauchten.“
    Der Herzog traute seinen Ohren nicht, sagte aber milde: „So ehrenwert Ihre Absicht ist, kann ich Ihnen als Vormund die Verfügung über Ihr Geld erst gestatten, wenn Sie 21 sind oder heiraten wollen.“
    Ravella dachte nach. „Deshalb hat Lord Wroxham …“
    „Genau. Und andere werden es auch versuchen.“
    „Bitte, bitte, erlauben Sie, dass ich bei Ihnen bleibe“, flehte Ravella. „Ich habe so oft an Sie gedacht und habe doch sonst niemanden auf der Welt. Warum sollte ich nun als Erbin neue Bekanntschaften suchen, da ich Sie habe, der sich um mich kümmert.“
    Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben verschlug es dem Herzog die Sprache. Sie näherten sich Lynke. Er erklärte ihr,

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