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Gleichklang der Herzen

Gleichklang der Herzen

Titel: Gleichklang der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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äußerst wichtig. Bitte, kommen Sie sofort herunter!“
    Ihre gepflegte Aussprache und ihr bestimmter Ton taten ihre Wirkung.
    „Ich komme“, sagte er und schloss das Fenster.
    Voller Todesangst behielt Ravella die Straße im Auge. Von einem Augenblick zum anderen könnten die Zigeuner ihre Flucht entdecken und sich auf ihre Spur setzen. Sie würden alles versuchen, um wieder ihrer habhaft zu werden. Sie wussten genau, was ihnen bevorstand, wenn sie vor Gericht erscheinen mussten.
    Nach einer Pause, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, hörte sie drinnen im Treppenhaus schwere Schritte. Die Haustür öffnete sich, und der Dorfpolizist stand vor ihr. Die Nachtmütze hatte er noch auf seinem kahlen Schädel, die Hose schlotterte um seine nackten Beine und Füße.
    „Na, was ist los?“, fragte er. Als er Ravellas Lumpen sah, fügte er hinzu: „Wer bist du? Wie kannst du mich mitten in der Nacht aufwecken?“
    „Ich bin das Mündel des Herzogs von Melcombe. Zigeuner haben mich entführt. Ich bitte Sie, mich unverzüglich in Sicherheitshaft zu nehmen.“
    „Was soll das alles heißen? Es ist jetzt nicht der Augenblick, mir einen Bären aufzubinden. Scher dich fort!“
    „Ich binde Ihnen keinen Bären auf“, sagte Ravella ernst. „Bitte, glauben Sie mir doch. Ich möchte, dass Sie mir Schutz gewähren und den Herzog benachrichtigen.“
    Der Polizist betrachtete ihr wildes Haar und ihr Gesicht, das verweint und schmutzig aussah.
    „Du bist selbst eine Zigeunerin“, sagte er verächtlich. „Fort mit dir!“
    „Das bin ich nicht! Sie müssen mich anhören!“
    „Ich gehe wieder zu Bett“, verkündete der Mann. „Wenn du hier weiter herumhängst, wirst du es mit dem Gesetz zu tun bekommen.“
    Schon wollte er die Haustür wieder schließen. Verzweifelt sah Ravella ein, dass sie ihn so nicht überzeugen konnte. Sie bückte sich und hob einen schweren Stein auf, der zur Einfassung eines Blumenbeetes im Vorgarten gehörte.
    „Ich wünsche, dass Sie mich im Rundhaus einsperren!“, rief sie.
    Er antwortete nicht und machte die Haustür zu. Ravella umklammerte den Stein und schleuderte ihn dann mit aller Kraft gegen das Fenster neben dem Eingang. Glas splitterte, und der Polizist kam mit überraschender Eile wieder zum Vorschein.
    „Was machst du da? Das tust du absichtlich. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.“
    „Ja, ich habe es absichtlich getan. Schließen Sie mich nun ein?“
    Der Polizist schob die Nachtmütze zurück und kratzte sich auf dem Kopf.
    „Verdammt! Wenn ich nur wüsste, was ich tun soll.“
    „Wenn Sie mich nicht einsperren, werde ich jedes Fenster Ihres Hauses einwerfen. Keines bleibt heil.“
    „Du bist verrückt. Bei dir stimmt es im Kopf nicht“, sagte der Polizist, langte in die Hosentasche und zog einen großen Schlüssel heraus.
    „Das ist doch die verrückteste Sache, die ich je gehört habe! Will sich selbst einsperren lassen! Ausgerechnet ein Herzog soll der Vormund sein! Ich glaube kein Wort davon.“
    Vor sich hin brummend ging er voran. Am Gefängnis angelangt, öffnete er die schwere, eisenbeschlagene Tür. Feuchtigkeit und Schimmelgeruch schlug ihnen entgegen. Wahrscheinlich waren die Zellen selten besetzt. Es gab zwei davon. Sie gingen von einem schmalen Gang ab und hatten vergitterte Türen.
    „Geh da hinein!“, sagte der Polizist und zeigte auf die linke Zelle. „Morgen werde ich Sir John zu dir schicken. Ich warne dich, Sir John hat nichts übrig für fahrendes Volk.“
    „Ich hoffe, Sie werden ihn mir auch schicken“, sagte sie. „Fenster einwerfen! Zeit meines Lebens ist mir so etwas nicht vorgekommen!“
    Er schloss die Zellentür ab und wollte gehen.
    „Einen Augenblick!“, rief Ravella. „Sagen Sie mir bitte, wie das Dorf heißt, in dem ich bin.“
    „Wenn du nicht mal weißt, wo du bist, gehörst du bestimmt zu den Zigeunern, und verrückt bist du außerdem“, brummte der Polizist. „Dies ist Lynke Green, jawohl. Bist du nun zufrieden?“
    „Das bin ich, danke“, sagte Ravella.
    Er stand nun an der Tür und sah auf die Straße. „Da kommen einige von diesen ekelhaften Zigeunern“, meinte er. „Die Hälfte aller Hühner in der Nachbarschaft wird bis zum Morgen geklaut sein. Verdammt!“
    „Schließen Sie das Gefängnis zu!“, flehte Ravella. „Schließen Sie mich ganz schnell ein!“
    „Das wollte ich ja gerade tun“, sagte der Polizist, und sie hörte, wie die schwere Tür hinter ihm zuschlug.
    Sie stand jetzt im Dunklen. Der Boden unter

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