Gleichklang der Herzen
Versuchen Sie, das Beste aus der Situation zu machen. Vielleicht finden wir eine Lösung. Ich weiß es noch nicht. Aber wenn Sie sich in der Öffentlichkeit mit Achtung und im Privatleben mit Freundlichkeit begegnen, wird es für Sie beide vielleicht nicht so schwierig, wie Sie im Augenblick fürchten.“
Romana sah ihn fragend an.
„Ich will es versuchen“, antwortete sie zögernd. „Es tut mir leid, dass ich geweint habe.“
„Ich bin sicher, dass Sie nicht anders konnten. Und wie ich schon sagte, Sie haben sich bisher ungewöhnlich tapfer verhalten.“
Er erhob sich.
„Mylord, ich war eigentlich gekommen, um Ihnen zu sagen, dass einer der Reitknechte von Lord Lovell mit einer Nachricht hier ist. Lord Lovell lässt fragen, ob er Sie morgen sprechen kann. Es geht um die Grenze zwischen Ihren beiden Besitztümern. Seine Lordschaft bedauert außerordentlich, dass er Sie wegen dieser Angelegenheit in Ihren Flitterwochen stören muss. Er lässt versprechen, dass er Ihre Zeit nur eine halbe Stunde in Anspruch nehmen wird.“
„Ja, natürlich. Lassen Sie Seiner Lordschaft ausrichten, dass ich sehr erfreut bin, ihn hier begrüßen zu können. Zu jeder Zeit, die ihm passt“, erwiderte der Marquis.
Mister Barnham verbeugte sich und verließ den Salon.
Die Tür schloss sich hinter ihm. Schweigend saßen der Marquis und Romana zusammen, ohne einander anzusehen. Doch war sich jeder von ihnen der Gegenwart des anderen voll bewusst.
Dann machte der Marquis den Versuch, als Erster zu sprechen: „Ich denke, dass Barnham die Angelegenheit zwischen uns geklärt hat. Ich will in Zukunft versuchen, freundlicher zu Ihnen zu sein, Romana.“
„Danke“, flüsterte sie kaum hörbar.
Er streckte ihr seine Hand entgegen und bemerkte ihr Zögern, ehe sie ihre Hand in die seine legte. Als ihre Finger sich berührten, spürte er, dass sie noch immer Angst hatte.
Er hatte ihr die Hand küssen wollen, um damit den seltsamen Bund zwischen ihnen zu besiegeln, doch ihm war klar, dass er sie nur noch mehr verunsichern würde. Daher gab er ihre Hand wieder frei und ging zu einem Tisch mit Getränken hinüber.
Und während er sich einen Drink nahm, dachte er darüber nach, dass unter seinen häufigen und intensiven Begegnungen mit Frauen, die ihn fast alle leidenschaftlich geliebt hatten, noch nie eine Frau gewesen war, die Angst vor ihm gehabt hatte.
Der Marquis zog an den Zügeln und hielt sein Pferd an. Romana tat es ihm nach.
„Ich habe Sie hierher gebracht, weil ich gehört habe, dass man an klaren Tagen von hier aus ungefähr fünfzig Meilen weit sehen kann. Ich bezweifle das zwar, aber die Leute auf dem Lande mögen solche Geschichten.“
Romana lachte.
„Die haben immer ihre Geschichten, die sie wieder und wieder erzählen, so lange, bis sie wirklich selbst daran glauben.“
„Und Sie werden feststellen, dass Sarne voll davon ist. Hier gibt es zum Beispiel einen Baum. Und wenn man in einer Vollmondnacht darunter steht, heißt es, dass man sich in den Menschen verliebt, der einem als Erster begegnet. Und im Park ist eine Wunschquelle, die, wie man mir erzählte, immer Wunder wirkt. Nur dass die Wünsche, wenn sie sich erfüllen, nicht genau das bringen, was man sich gewünscht hatte.“
Wieder lachte Romana.
„Das kann ich mir vorstellen. Das ist bei allen Wünschen und bei allen Gebeten so.“
„Gebete?“, fragte der Marquis.
„Meine Mutter hat mir als Kind immer geraten, dass ich bei einem Wunsch, den ich in einem Gebet ausspreche, sagen soll: ,Wie es dir, Gott, gefällt.’ Sie meinte immer, dass Gott besser als wir wüsste, was gut für uns sei.“
„Ich glaube, das stimmt“, erwiderte der Marquis nachdenklich. „Ich habe bis jetzt nie darüber nachgedacht.“
Und er stellte fest, dass es lange her war, seit in einem Gespräch mit einer Frau von Gott die Rede gewesen war. Aber wieder in den letzten beiden Tagen schon beobachtet hatte, war Romana sowieso völlig anders als alle Frauen, die er bisher kennengelernt hatte.
In den zurückliegenden Tagen hatte er Romana sehr kritisch beobachtet, und dennoch hatte er nicht das Geringste an ihr aussetzen können. Er hatte ihr Schloss Sarne gezeigt, danach waren sie zusammen ausgeritten und zu den Gütern gefahren, damit sie die wichtigsten seiner Angestellten kennenlernte.
Doch vermied er es, ihr nähere Fragen über Nicole de Prêt oder über sie selbst zu stellen, um sie nicht erneut zu beunruhigen.
Nicht einen Moment lang hatte er daran gezweifelt,
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