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Gleichklang der Herzen

Gleichklang der Herzen

Titel: Gleichklang der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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Blick an, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Lord Tring trug Abendkleidung, hatte aber über die hautengen, mit einem Steg versehenen Beinkleider Reitstiefel gezogen. Sein kompliziert gebundenes Krawattentuch war verrutscht und zerdrückt.
    Sein Haar, das er wie der Prinzregent nach Windstoßmanier trug, fiel ihm zerrauft in die Stirn.
    „Einen schönen guten Abend, Tring“, begrüßte ihn der Herzog ganz ruhig. „Was führt Sie zu dieser nächtlichen Stunde zu mir?“
    Der junge Mann vergewisserte sich mit einem Blick über die Schulter, ob der Diener bereits die Tür geschlossen hatte. Dann erst sagte er mit seltsam unsicherer Stimme: „Ich musste kommen, Sir! Sie sind der einzige Mensch, der weiß, was zu tun ist, und der mit dieser Situation fertig werden kann.“
    Der Herzog erkannte, dass der junge Mann ihn wie einen Offizier und Vorgesetzten ansprach. Er konnte in seinen Augen ein Vertrauen lesen, das ihm sehr wohl bekannt war und das ihn stets rührte.
    „Beruhigen Sie sich, und trinken Sie etwas“, sagte er. „Und dann erzählen Sie mir, was passiert ist.“
    Lord Tring trat hastig an den Tisch mit den Getränken. Er schien einen Schluck bitter nötig zu haben.
    Er schenkte sich einen großen Brandy ein und trank das Glas in einem Zug leer. Mit unsicherer Hand strich er sich das Haar aus der Stirn und trat nun wieder vor den Herzog hin.
    „Es geht um Richard, Sir.“
    „Richard?“, rief der Herzog aus. „Was ist mit ihm?“
    Lord Tring tat einen tiefen Atemzug, ehe er antwortete: „Er hat Sir Joceline Gadsby erschossen und anschließend versucht, sich selbst zu töten.“
    Der Herzog bewahrte die Ruhe, während er Lord Tring durchdringend musterte, so als versuche er, in dessen Gesicht für die eben gehörten Worte eine Bestätigung zu finden.
    Es vergingen einige Augenblicke, ehe er, immer noch ganz ruhig, sagte: „Setzen Sie sich. Sie sehen aus, als hätten Sie einen Gewaltritt hinter sich.“
    Lord Tring ließ sich in einen Sessel sinken, als ob seine Beine ihm den Dienst versagten.
    „Als ich sah, was passiert war“, stöhnte er, „da wusste ich, dass Sie der einzige Mensch sind, der helfen kann.“
    „Warum hat Richard Gadsby erschossen?“, fragte der Herzog.
    Er hatte den Baron als unangenehmen und geschwätzigen Kerl in Erinnerung, dem er bei „White’s“ stets aus dem Weg gegangen war.
    Er hielt den Mann für einen Außenseiter und fragte sich, wie dieser überhaupt in den Club aufgenommen worden war. Und in diesem Augenblick wurde ihm klar, was Lord Tring antworten würde.
    „Richard ertappte ihn“, sagte Seine Lordschaft peinlich berührt. „Er ertappte ihn mit Lady Delyth.“
    „Wo?“
    „Im … im Bett, Sir.“
    Bis jetzt hatte der Herzog gestanden, aber nun setzte er sich ebenfalls.
    „Berichten Sie von Anfang an!“, befahl er.
    „Richard kam vor zwei Tagen zu mir auf Besuch“, erzählte Lord Tring. „Am Abend seiner Ankunft gab er seine Verlobung mit Lady Delyth bekannt. Natürlich ließen wir das junge Paar hochleben und wünschten ihm viel Glück.“
    „Natürlich!“, warf der Herzog sarkastisch ein.
    „Einige der anwesenden Herren behaupteten, ihr Herz wäre gebrochen. Sie versuchten, halb im Scherz, Lady Delyth umzustimmen.“
    Was ihnen gewiss nicht gelang, dachte der Herzog bei sich, während Lord Tring fortfuhr: „Es sollte sich herausstellen, dass Sir Joceline ein … ein alter Freund von Lady Delyth war, der sich durch ihre Verlobung gekränkt fühlte.“
    Der Herzog wusste sehr wohl, dass die Umschreibung ,alter Freund’, die Lord Tring gebraucht hatte, nichts anderes bedeutete, als dass der Betreffende, wie so viele andere, der Liebhaber von Delyth Maulden gewesen war. Nur gehörte er zu jenem Männertyp, der sich mit einem ,Nein’ als Antwort nicht zufriedengab, selbst dann nicht, wenn sie mit einem anderen verlobt war.
    „Was hat sich heute zugetragen?“, wollte der Herzog wissen.
    „Wir gingen alle früh zu Bett, weil die meisten von uns morgen am Rennen teilnehmen wollten. Ich ging als Letzter hinauf und hatte mich noch nicht ausgezogen, weil ich noch mit meinem Kammerdiener besprach, was ich morgen anziehen wollte.
    Und während wir miteinander berieten, hörte ich plötzlich einen Knall. Im ersten Moment dachte ich, es wäre eine Explosion, und als ich noch überlegte, wie es wohl dazu gekommen sein könnte, krachte es von Neuem. In einem der Räume im ersten Stock, ganz in der Nähe, musste jemand einen Schuss abgegeben haben. Ich riss

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