Gleichklang der Herzen
nicht weit kommen.“
Er wartete ab, bis ihr die volle Bedeutung seiner Worte aufgegangen war. Dann erst fuhr er mit schneidender Stimme fort: „Es existieren schwere Strafen für Erpresser, darunter beispielsweise öffentliche Auspeitschung und lebenslängliche Verbannung. Denken Sie daran, dass Sie mich in Gegenwart eines Zeugen bedrohten, und glauben Sie ja nicht, ich würde zögern, Sie vor Gericht zu bringen.“
„Das würden Sie nicht wagen!“ Ihre Worte klangen wie ein Zischen.
„Wer mich kennt, wird Ihnen bestätigen, dass ich nicht feige bin, wenn es gilt, die Offensive gegen einen Feind zu eröffnen.“
„Sie bluffen doch nur!“, tobte Lady Delyth. „Entweder Sie finden sich damit ab, dass ich Richards Frau werde, oder aber ich fahre von hier aus direkt zum Sheriff!“
„In diesem Fall wird meine Anzeige wegen Erpressung den Behörden morgen vorliegen. Da die hiesigen Gerichtstage in wenigen Wochen stattfinden, wird jemand, der unter so schwerwiegender Anklage steht, sich sehr schnell im Gefängnis ,Old Bailey’ wiederfinden.“
Lady Delyth sah ein, dass sie geschlagen war.
Die ruhige, selbstsichere Haltung des Herzogs und dazu die Gewissheit, dass sie, selbst wenn sie wollte, nicht imstande sein würde, einen kostspieligen und langwierigen Prozess durchzustehen, bewirkten, dass sie einen Moment lang hilflos dastand.
Doch sie fasste sich wieder und änderte ihre Taktik.
„Euer Gnaden, ich muss Protest einlegen“, sagte sie anklagend. „Sie haben meine Version der Geschichte noch nicht gehört. Soviel ich weiß, darf sich der gemeinste Verbrecher verteidigen.“
„Für Ausflüchte ist es zu spät“, äußerte der Herzog sarkastisch.
„Aber nicht zu spät, um zu erklären, dass ich unschuldig bin an dem, was geschah, ehe Richard in mein Zimmer kam“, sagte Lady Delyth ganz leise. „Sir Joceline verfügte über große Körperkraft. Er hat mich überwältigt. Ich konnte mich seiner nicht erwehren.“
Da lachte der Herzog laut auf. Sein Lachen klang sehr angenehm.
„Vielleicht würden Ihnen Idioten als Geschworene diese Geschichte abnehmen“, sagte er ironisch. „Mich können Sie damit nicht beeindrucken. Ich würde Ihrem Lügengespinst nicht glauben, und wenn Sie hundert Zeugen beibringen könnten.“
Er ging auf die Tür zu und öffnete sie.
„Damit wäre alles gesagt. Ich nehme an, Ihre Kutsche wartet auf Sie.“
Lady Delyth zögerte. Dann aber ging sie langsam zur Tür. Vor dem Herzog blieb sie stehen und sagte zu ihm, während sich ihre Augen zu Schlitzen verengten: „Gott steh mir bei, eines Tages werde ich es Ihnen heimzahlen.“
Er würdigte sie keiner Antwort, machte nur eine ironische Verbeugung, worauf er die Salontür schloss. Der Butler geleitete Lady Delyth zu ihrem Gefährt.
„Sie haben mich schon wieder geschlagen!“, rief Benedicta aus. „Was habe ich falsch gemacht“
„Sie hätten einfach mit Ihrem Pferd ziehen sollen“, gab Richard als Antwort zurück.
Seine Stimme klang noch matt, und sein Gesicht war bleich, wie er da in seinen Kissen lehnte. Doch war nicht zu leugnen, dass er in den vergangenen zehn Tagen kräftiger geworden war und dass seine Genesung große Fortschritte machte.
Benedictas Besuche waren zunächst nur ganz kurz gewesen, als er endlich fieberfrei war. Dann hatte sie angefangen, ihm aus den Sportseiten der Zeitungen vorzulesen, und als er sich schließlich im Bett aufsetzen konnte, hatte sie herausgefunden, dass er ein leidenschaftlicher Schachspieler war.
„Mein Vater hat in den Schulferien stets mit mir Schach gespielt“, erklärte er. „Damals habe ich das Spiel gehasst, während ich es jetzt unterhaltsam finde.“
„Ich habe es immer gemocht, weil es ein so altes Spiel ist“, entgegnete Benedicta. „Mich fasziniert die Vorstellung, dass man es bereits vor fünftausend Jahren in Indien gespielt hat, als unsere Vorfahren hier in England noch Wilde waren.“
Richard musste lachen, worauf er heftige Schmerzen in der Brust spürte und hustete, sodass Hawkins hereingelaufen kam.
„Sie dürfen mich nicht zum Lachen bringen“, mahnte Richard sie hinterher. „Hawkins bestraft mich dann wie ein kleines Kind. Ich habe es satt, ständig den Betthimmel über mir anzustarren.“
Doch Benedicta brachte ihn immer wieder zum Lachen, weil sie so lustige Dinge sagte und anders war als alle Mädchen, denen er bisher begegnet war.
Jetzt bemerkte er: „Mein Vater sagte immer, das Spiel stamme aus Persien.“
„Ich glaube, es
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