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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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anvertraut. Geruhsame Nacht wünsche ich.« Mit einer weiteren Verbeugung verließ er den Raum.
    »Was fällt dir ein?« Rob schrie Helen an, ohne sich darum zu scheren, ob Breadalbane noch im Haus war. »Mich nicht zu holen, wenn der Vetter kommt und etwas von mir will!«
    »Der war ganz zufrieden«, entgegnete Helen ungewohnt ruhig. »Es war ihm recht, mit mir vorliebzunehmen, und du warst wie immer mit Würfeln, Wein und Weibern beschäftigt.«
    Ohne es zu wollen, sprang Rob vor seine Frau und schlug ihr ins Gesicht – ein, zwei, drei Mal, wie Schüsse hallende Schläge. »Du sollst mich nicht reizen, Helen. Wie oft habe ich dir das gesagt?«
    Es hatte eine Zeit gegeben, als sie unter seinen Schlägen geschrien hatte. Sie hatte gewinselt und gejammert, sich auf die Knie geworfen und ihn angebettelt, aufzuhören. Jetzt aber blieb sie ohne Regung stehen.
    Er schlug sie noch einmal.
    Immer noch ruhig wischte Helen sich einen Tropfen Blut von der Lippe, betrachtete den Faden Rot auf ihrem Handrücken, als könne sie nicht glauben, dass aus so dünnen Lippen Blut floss.
    »Warum musst du mich denn reizen, he? Warum kannst du einem Mann nicht seinen Frieden lassen, wenn er ihn nötig hat und auch verdient?« Langsam kam Rob zu sich.
    »Ja, ja, Robert«, sprach sie dahin, »selbstredend hast du deinen Frieden nötig und verdient, und wenn es dir passt, gehe ich jetzt schlafen.« Noch immer wich sie seinem Blick nicht aus. »Bin ja nur wegen der Nachricht von Argyll noch auf.«
    Er erschrak. »Was ist mit der?«
    Ruhig ging sie an ihm vorbei. Erst an der Tür drehte sie sich um. »Argyll lässt ausrichten, dass er sein Regiment in gebotener Eile aufstellt und hofft, es rechtzeitig in Marsch setzen zu können, um sich General MacKay anzuschließen. Der steht in Perth mit drei Regimentern zu Fuß und einem von Dragonern. Ich hoffe, ich habe das alles richtig im Gedächtnis behalten.«
    »Komm zur Sache.« Rob ballte die Faust. Sein Herz jagte.
    »Schlag doch zu, Rob. Damit änderst du ja nichts.«
    » Woran ändere ich nichts?« Er packte sie an den Schultern. »Helen, Helen, warum hörst du nie, was ich dir sage? Eine Frau soll ihrem Mann doch trauen – warum traust du mir denn nicht?«
    »Habe ich Grund dazu?«
    Die Faust drosch zu. Helens Kopf schlug gegen den Türrahmen.
    Rob wartete darauf, dass ihm schwarz vor Augen wurde, doch die gnädige Schwärze blieb aus. Er sah alles klar: ihreWange, die sich verfärbte, das Auge, das sie zukniff, das helle Haar, nicht recht blond, nicht recht weiß, das schweißnass an ihrer Stirn klebte. Erschöpft lehnte er sich gegen die Wand. »Du bist schuld. Du treibst mich dazu! Weißt du, wie hart es für einen Mann ist, in Schande zu leben?«
    »Nein«, murmelte sie, »das weiß ich nicht.«
    »Aber es ist ja vorbei. Die dunklen Zeiten sind vorbei. Wir rappeln uns noch einmal auf. Wir haben die Schafe, in Schafen ist Geld, sagt Argyll.«
    »In Schafen, Rob?« Ihr Auge war noch immer geschlossen, das Lid, das seine Faust getroffen hatte, zitterte. »Mit Schafen rappeln wir uns auf, das hat Argyll gesagt und du hast es geglaubt?« Ehe er antworten konnte, sprach sie weiter. »Lass mich berichten, was Argyll dir durch Breadalbane bestellen lässt: Er strebt an, mit MacKay auf Atholl zu ziehen und die Festung Blair einzunehmen. Wer seine Leute ihm zuführt, wird es nicht bereuen. Er spricht nicht nur in seinem Namen, sondern auch in dem des Königs.«
    »Welches Königs? Jamie?«
    »Stell dich nicht dumm, Rob. Um zu Jamie zu halten, braucht es einen Mann von Ehre, wie deine Nichte ihn genommen hat, aber Ehre muss ein Mann sich leisten können. Du weißt, was Argylls Botschaft bedeutet: Einer wie du bringt’s nicht mit Schafen zu was, sondern durch Verrat.«
    »Das verlangst du nicht von mir, das nicht.« Seine Stimme kippte. »Du hast einen saftlosen Wicht aus mir gemacht, du und meine Mutter mit eurem ewigen Drängen und Fordern, aber das geht zu weit.«
    »Tatsächlich?«
    Er stöhnte, schloss die Augen, ließ Lichtfunken und Dunkel um sich kreisen. Dann ging er mit schnellen Schritten zum Tisch und schenkte sich einen Becher Wein ein. »Auf Jamie Stuart, König von Schottland.« Weil die Worte ihm so zögerlich über die Lippen kamen, wiederholte er sie: »Auf KönigJamie, lang möge er über uns herrschen!« Er schüttete sich den Inhalt des Bechers bis auf den letzten Tropfen in die Kehle.
    »Ich lege mich schlafen«, sagte Helen. »Wenn du gehst, lösch die Kerzen, das Mädchen

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