Glencoe - Historischer Roman
Og.«
In den anderen Hütten besteigen die anderen Kerle ihre Weiber wie Wildkater. Kerle, die Kinderwiegen stehlen und Gedärm aufschlitzen, feiern ihre Niederlagen über Weiberschenkeln wie Triumphe, und ich bekomme den Namen meiner Frau nicht zwischen den klappernden Zähnen heraus!
Ihre Hand fuhr unter den Stoff, der nass auf seinem Rücken klebte. Als sie ihn streichelte, die Wirbel hinab, bemerkte er, wie sehr ihm der erstarrte Rücken schmerzte. Er hatte alles erwartet – Schelten, Schreien, strafendes Schweigen, sogar Gleichmut –, nicht aber, gestreichelt zu werden.
»Ich habe geglaubt, der Tod holt dich mir weg«, sagte sie. Ihre Hand weckte seine Haut aus der Starre, wärmte sie einen Herzschlag lang. Dann stand die Hand still. »Dreh dich um, Sandy Og.«
In den anderen Hütten nehmen sich die anderen Kerle, was sie für das Ihre halten, ich aber habe Angst, dass meine Frau vor mir erschrickt. Er tat nichts. Blieb sitzen. Schick mich zum Teufel, Sarah. Was für ein elender Feigling bin ich?
Sie legte ihm die Hände auf die Wangen. Sarah, seine Frau, die ihn seit Duncans Geburt nie aus freien Stücken berührt hatte. An seinen Wangen drehte sie ihn zu sich herum. Das Licht der Kerze war hell, und ihr Gesicht war ganz genau so, wie er es sich ausgemalt hatte, monatelang. Nur kleinste Einzelheiten fehlten, die Härchen, die sich in ihre Stirn ringelten, das Beben der Nasenflügel, die Fältchen in den Augenwinkeln.
Mit einem Finger zog sie eine seiner Brauen nach. »Zieh das nasse Hemd aus.« Sie berührte seinen Bauch, hob die Hand mit seinem Atem.
In den anderen Hütten lieben die anderen Kerle ihre Frauen.Und in wieder anderen Hütten liegen Frauen allein. Deren Männer lieben keine mehr, denen sind die Lenden längst verfault.
Die seinen lebten. Mit einer Kraft, als verlachten sie den Tod.
Verdammt! Wer hat eigentlich bestimmt, dass ich in dieser Familie unentwegt den Schafskopf gebe? In mir heulen Wölfe. Er sprang auf und riss sich mit zwei Bewegungen alles vom Leib: nasses Leinen, nasse Wolle, Leder. Griff nach ihr, hob sie auf, presste ihren zarten an seinen schweren Leib. Küsste sie überall, zerriss ihr das Hemd vor der Brust. Er trug sie drei Schritte weit und legte sie neben sein Kind aufs Bett. Ihre weiße Schönheit tanzte im Kerzenschein, noch einmal sah er sie an, dann fiel der Wolf, der in ihm war, das heulende Tier, über sie her.
»Sandy Og.« Ihre Stimme war gegen den Schlag ihrer Herzen ein Flüstern.
Er öffnete den Mund und stieß die Antwort heraus. »Sarah. Sarah.«
Dann nahm er sie. Liebte sie. Noch und noch und noch.
Die Schreibstube, in der Rob die Verwaltung seiner Güter versah, hatte keine Vorhänge mehr, kein Pult und keinen Lehnstuhl, und den wackligen Tisch, auf dem sich die geretteten Papiere stapelten, hatten ihm die Mägde aus der Küche hochgetragen. Er würde die Mägde entlassen müssen, denn er besaß keinen Viertelshilling mehr für ihren Lohn. Auch würde er nicht mehr lange vorgeben können, hier Arbeit zu verrichten, denn die Verbrecher hatten ihm nicht nur die Haushaltsbücher, sondern auch Leuchter, Federn und Tintenfässer fortgeschleppt. Um jeden der Gegenstände, die ihm noch so leuchtend vor Augen standen, hätte er weinen können wie um einen Freund.
Er war nur einen Tag lang in Inverlochy gewesen, weil Argyll ihn dazu genötigt hatte, und den einen Tag hatten dieTeufel genutzt. Ich wünsche, Euch jemanden vorzustellen, hatte Argyll in seiner Einladung geschrieben, auf Englisch. Der Chief der Campbells schrieb ihm nie ein gälisches Wort. Die Bekanntschaft, so scheint mir, dürfte von beiderseitigem Nutzen sein. Warum er sich in Inverlochy aufhielt, zwischen den Ufern des Loch Linnhe und dem Fuß des furchteinflößenden Ben Nevis, stand nicht darin. Rob war dennoch geritten, und Helen hatte ihn darin bestärkt. Argyll war es wert, bei Laune gehalten zu werden, und zudem verfügte Rob ja über General Cannons Schutzbrief. Er durfte sein Tal mithin guten Gewissens verlassen. Seit er an den Schafen verdiente, hielt Rob sich wieder einen Reitknecht und auch einen Gillimore, die nahm er mit, dazu einige bewaffnete Männer. Nicht weil er auf dem Weg etwas zu fürchten hatte, sondern weil man vor Argyll nicht wie ein Landstreicher erschien.
Vor gut dreißig Jahren, in den Tagen Cromwells, hatte in Inverlochy, einem Landstrich, der fest in den Händen des Clan Cameron lag, eine Garnison gestanden. Der Sassenach hatte einem Stuart-König den
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