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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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paar der Dinge, die Hyultif für sie erledigte, wußte niemand sonst Bescheid. Wenn sie sich ihre Macht als eine Kette vorstellte, dann war ihre Abhängigkeit von Hyultif und seinen Diensten eines der wenigen schwachen Glieder.
    Sie folgte ihm aus dem Saal, durch die Halle und hinunter in den Keller, wo er seinen Arbeitsraum hatte. Er mochte die Unordnung und die Dunkelheit, den Geruch von Moder, Schimmel und verrottenden Blättern. Das waren die typischen Merkmale seiner Rasse, deren letztes noch lebendes Exemplar er war. Er mochte dreckige Wände, Würmer und andere schleimige Wesen. Sein Heim, das er sich selbst in einer Ecke eines alten Weinkellers gegraben hatte, war ein einziges Labyrinth, in dem es alles gab, was er brauchte.
    Er führte sie hinein. Die Eingangstür war zu ihrer Bequemlichkeit vergrößert worden, und er bedeutete ihr, in dem breiten Sessel mit der hohen Lehne Platz zu nehmen, den er extra für sie angeschafft hatte. Dann entzündete er eine kleine Lampe - ein weiteres Zugeständnis an Aidris’ Bequemlichkeit.
    Ohne lange Vorrede erklärte er: »Die Omen sind schlecht, Mutter.« Aidris hatte ihn gelehrt, sie Mutter zu nennen, wenn sie allein waren. Sie besaß weder einen Lebensgefährten noch Nachkommen und würde auch keine haben. Sie wollte nicht ihrem eigenen Ende das Leben schenken. Einer von ihnen könnte genauso intelligent und ehrgeizig werden wie sie. Das galt es unter allen Umständen zu vermeiden. Wenn Aidris darüber nachdachte, wie sie Hyultif großgezogen hatte und was für Namen er ihr wohl geben würde, wenn er die Wahrheit über seine Herkunft erfuhr, dann amüsierte sie sich immer außerordentlich über seine Sorge um ihr Wohlbefinden.
    Sie nickte und wartete.
    Hyultif rührte sich nicht, während er Aidris einen Augenblick lang mit zur Seite geneigtem Kopf betrachtete. Seine Ohren bewegten sich vor und zurück… vor und zurück. Seine feuchte schwarze Nase zuckte, und seine Nüstern waren gebläht. Mühsam kämpfte er gegen seine Nervosität an, aber nun, wo sie allein waren, wurde seine Erregung noch offensichtlicher. Schließlich stieß er einen kurzen Seufzer aus und rumpelte zu dem Regal, wo er seine Instrumente aufbewahrte. Kurz darauf kehrte er mit einem Gefäß zurück, das mit einer penetrant riechenden, bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt war. Vorsichtig, um nichts zu verschütten, setzte er es auf den Tisch.
    Aidris wartete geduldig… sie hatte alle Zeit der Welt.
    Als nächstes nahm Hyultif einen runden Spiegel aus schwarzem Glas und mit hölzernem Griff aus dem Schrank. Aidris hatte den schwarzen Spiegel noch nie gesehen. Sie wußte nicht, warum, doch das Instrument erschien ihr irgendwie unheimlich.
    Hyultif legte den Spiegel auf die Flüssigkeit. Die wäßrige Oberfläche wurde nicht durchbrochen, sondern deformierte sich nur, so daß ein bernsteinfarbener Wulst am Rand des Spiegels entstand. Die Flüssigkeit veränderte sich und nahm den süßlichen Geruch toten Fleisches an. Aidris unterdrückte ein Würgen. Der Gestank war unerträglich. Hyultif schien sich nicht daran zu stören.
    Aidris’ Nase und Mund begannen zu jucken. Es fühlte sich an, als ob Insekten auf ihrem Gesicht herumtanzten. Ohne Zweifel hatte Hyultifs Magie etwas mit dem Juckreiz zu tun, genau wie mit dem Gestank, den er nicht zu bemerken schien und dessen Existenz sie sich weigerte anzuerkennen.
    Einen Augenblick lang wartete er und beobachtete sie. Neugierig. Erwartungsvoll. Er wollte irgendeine Reaktion, das wußte sie. Offensichtlich entdeckte er in ihren Augen nicht das, was er erwartete; also seufzte er und sagte: »Blickt in das Glas und sagt mir, was Ihr seht. Vielleicht werden die Omen besser sein, wenn Ihr sie selbst lest.«
    Aidris blickte in den Spiegel. Sie sah eine trübe Spiegelung ihres eigenen Gesichts. Sie lächelte, und die Reflexion tat das gleiche. Sie blickte wieder auf und sagte enttäuscht: »Ich sehe nichts als mich selbst.«
    »Wirklich?« Er schien erleichtert, als hätte sie ihm eine ungewöhnlich gute Neuigkeit mitgeteilt. »Wie seht Ihr aus?«
    »Ich sehe mein eigenes Spiegelbild«, erwiderte Aidris wütend; aber im selben Augenblick bereute sie ihre voreiligen Worte. Das Gesicht im Spiegel erstarrte, während ihres sich weiter bewegte. Sie versuchte es anzulächeln, aber die Mundwinkel der Reflexion sackten nach unten. Die Augen hörten auf zu funkeln. Und dann begann das Gesicht - mein Gesicht!, dachte Aidris - anzuschwellen. Insekten krabbelten in

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