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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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einen Augenblick lang war sie fest überzeugt, ohnmächtig zu werden. Jay senkte den Kopf und atmete tief durch. Der Schmerz ließ nach, so daß sie gehen konnte. Vielleicht war doch nichts gebrochen… jedenfalls nichts Wichtiges… hoffte sie.
    Jay glaubte, daß Sophies leiser Ruf aus ihrem Lager gekommen war.
    Sie ging in die entsprechende Richtung, doch dann verharrte sie regungslos und hielt die Luft an. Irgend etwas huschte vorbei. Es war ein wenig größer als eine Fledermaus. Jay konnte es im silbrigen Licht des Mondes nicht genau erkennen. Die fledermausartigen Flügel des Wesens waren hauchdünn und durchsichtig. Es besaß einen langen Schwanz, der am Ende gespalten war. Nachdem es sich wieder entfernt hatte - offensichtlich ohne zu bemerken, daß es beobachtet worden war -, sackte Jay gegen einen Baum und atmete tief durch. Sie hatte immer noch eine Chance. Schnell machte sie sich wieder auf den Weg in Richtung Sophie.
    Dann vernahm sie hinter sich ein leises Knurren. Ihr Herz raste.
    Sie blieb stehen und unterdrückte das Verlangen zu schreien. Sie fürchtete, beim geringsten Laut angegriffen zu werden. Jay drehte sich um. Langsam… ganz langsam. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen, doch es war unmöglich. Am liebsten wäre sie voller Panik einfach nur davongerannt, noch bevor sie gesehen hatte, was hinter ihr war. Bevor sie sah… was zum Teufel war das ?
    Das Wesen war mannshoch und besaß vier Beine. Im blassen Licht des Mondes konnte Jayjay keine Einzelheiten erkennen. Sie war nicht sicher, was ihr gegenüber stand. Ein Wolf, schoß es ihr durch den Kopf… aber… nein, kein Wolf. Es war so groß wie ein Bär. Das Tier trat einen Schritt auf sie zu und stieß ein leises, tiefes Knurren aus.
    Jays Puls raste. Sie fühlte sich wie ein eingesperrter Vogel, der hilflos mit den Flügeln schlug, während eine Katze sich an seinem Käfig zu schaffen machte. Jay konnte den Atem des Tieres riechen, den Gestank von verfaultem Fleisch… und von Tod.
    Das ist wohl nicht meine Nacht, dachte sie. Ihr Verstand amüsierte sich auf Kosten ihres Körpers.
    Das Biest hatte noch nicht angegriffen. Es starrte Jayjay nur mit seinen grünen Augen an. Sie wagte nicht loszulaufen. Im selben Augenblick würde das Wesen sich auf sie stürzen. O Gott, dachte sie, macht es denn einen Unterschied, wenn ich stehenbleibe? Was ist das? Was ist so groß wie ein Mensch und läuft auf vier Beinen? Was?
    Das Monster stieß ein schreckliches Jaulen aus, und in diesem Augenblick versagten Jays Nerven. Sie wirbelte herum und rannte los.
    Mit einem einzigen Sprung hatte es sie erwischt… hatte sie auf den Boden geworfen und hielt sie mit einer klauenbewehrten Pfote fest. Es besaß ungeheure Kräfte. Das Tier senkte seine Schnauze neben Jays Kopf… dieser Gestank! Jay preßte ihr Gesicht in den feuchten Waldboden. Dreck und Blätter drangen in ihren Mund.
    Sie schloß die Augen und wartete darauf, daß die dolchartigen Zähne ihren Schädel zerquetschten oder den Rücken aufreißen würden… Jay wartete auf den Tod. Sie fühlte sich wie eine Maus in den Fängen einer Katze. Dreck und Laub klebten an ihrer Zunge. Bald würde auch sie hier liegen und verrotten, und niemand würde je eine Spur von ihr finden. Niemand würde es je erfahren.
    Das Wesen lachte leise.
    Jays Gedanken überschlugen sich. Ein Lachen? Nein, das war kein Lachen… das war eine Art Knurren, ein Tierruf. Aber sie wußte genau, was sie gehört hatte.
    Plötzlich drang eine kühle, amüsierte Stimme durch die Dunkelheit, die irgendwie zivilisiert wirkte. »Du hast sie also gefunden.«
    Das vierbeinige Monster lachte erneut und knurrte: »Natürlich… das kleine Häschen. Ich mag sie. Sie schmeckt bestimmt sehr gut.«
    »Ich schmecke fürchterlich.«
    Das Biest lachte laut auf. »Sollen wir das überprüfen? Ich genehmige mir einen kleinen Happen und sage dir, was ich davon halte. Wenn ich recht habe, fresse ich dich. Wenn du recht hast, kannst du gehen.«
    Die zivilisierte Stimme seufzte. »Ein tolles Experiment. Aber du kannst sie nicht haben, Grah. Das ist unmöglich !«
    »Aidris Akalan wird das kleine Häschen nicht vermissen. Sie will einen mächtigen Magier.«
    »Ja, aber wir müssen sie und ihre Freundin zu Matthiall bringen« - er sprach den Namen voller Verachtung aus - »damit er sie der Schutzherrin übergeben kann. Vielleicht darfst du alle beide fressen, wenn sie herausfindet, daß sie nicht diejenigen sind, nach denen sie sucht.«
    Jay fand es

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