Gletschergrab

Schuld an allem.
    Wenn wir es schaffen, die Tür aus den Angeln zu heben, können wir uns vielleicht später freischaufeln. Die Fenster sind zu klein, um durch sie hinauszukriechen. Uns war nicht klar, dass wir hier drinnen eingeschlossen werden könnten. Das Wetter tobt immer noch wie verrückt. Von logischem Denken kann keine Rede mehr sein. Schwierig mit diesen Leichen hier drinnen. Die wurden beim Absturz in Stücke gerissen. Ich habe den Gletscher erst gesehen, als wir aufprallten. Herrgott! Ich habe überhaupt nichts gesehen. Ich war der Meinung, ich wäre sehr viel südlicher von Island. Den einen Augenblick noch im Flug, und im nächsten schlittern wir schon über das Eis. Zwei von denen standen hier vorne bei mir, wurden nach hinten geschleudert und waren auf der Stelle tot. Ich hatte ihnen wer weiß wie oft gesagt, sie sollten sich setzen. Einer von ihnen hat, glaube ich, Dietrich geheißen.
    Wir versuchen, uns an den Petroleumlampen zu wärmen.
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    Reden kaum miteinander. Ich höre, wie sie manchmal über von Manteuffel sprechen. Ich habe es ihnen nicht erzählt, aber es besteht die Möglichkeit, dass uns jemand gesehen hat. Wir flogen so tief, dass ich durch das Schneetreiben hindurch unter uns ein Haus gesehen habe. Da wusste ich, dass wir verloren waren. Habe versucht, die Maschine hochzureißen, aber wir waren zu nah am Gletscher. Die müssen das doch melden, sie melden es bestimmt.
    Berlin war wie London, völlig zerbombt. Der Flughafen war völlig zerstört. Sind außerhalb der Stadt gestartet. Die Delegation, mit der ich kam, blieb zurück. Wer war der Schwede? Ausgesucht höflich, alles lauter Adlige. Ich versuche, dir zu beschreiben, was passiert ist, falls du uns jemals finden solltest.
    Als wir uns in Kopenhagen trennten, habe ich die beiden Männer vom Geheimdienst getroffen, die du mir genannt hattest.
    Sie haben mir nie gesagt, wie sie hießen. Haben im Park auf mich gewartet, wie du gesagt hast, und sind dann mit mir in einem Militärjeep nach Süden gefahren. Die Stadt hieß Flensburg, da warteten zwei Deutsche auf uns, ein Feldwebel und ein Oberstleutnant. Und der schwedische Graf. Wir mussten durch die Front. Menschen auf der Flucht. Bombenkrater. Die Ardennen-Offensive ist seit einigen Tagen im Gange. Wir durchquerten Schleswig-Holstein, ich bekam eine deutsche Uniform verpasst. Fuhren durch Hamburg, da haben wir getankt. Dann die Elbe entlang nach Berlin, wo wir gegen Abend eintrafen. Wenn wir angehalten wurden, reichte es, wenn der schwedische Graf seine Papiere schwenkte, und wir wurden durchgelassen.
    Ich habe meine Jacke wiederbekommen. Sie hatten eine lange Besprechung auf dem Flughafen. Ich kannte niemanden. Alles hoch gestellte Nazis, die der Schwede offensichtlich gut kannte.
    Mit ihm kamen, glaube ich, zwei deutsche Generäle. Es war aber auch einer von uns dabei, wie du gesagt hast. Weiß nicht, 213

    woher er kam. Bei der Besprechung war ich nicht dabei, ich bin bloß der Fahrer. Soldaten trugen zwei Kisten in die Maschine.
    Goldbarren und etwas Proviant. Mehr nicht. Die Maschine ist in unseren Tarnfarben gestrichen. Eine tolle Maschine, die Junkers.
    Die Verhandlungen dauerten länger als geplant, eine Ewigkeit. Deswegen sind wir jetzt hier, denn sonst wären wir nicht in diesen Orkan geraten, davon bin ich überzeugt. Einmal stürzte unser Mann aus der Verhandlung heraus, aber der Schwede holte ihn zurück. Viel später kamen die beiden noch einmal heraus und besprachen etwas miteinander. Sie redeten über die Russen und die Ardennen, und dann glaubte ich, Argentinien zu hören. Kann das sein? Sie haben mich nicht gesehen, gingen wieder hinein. Und dann zogen sich die Verhandlungen in die Länge. Ich versuchte, mit den deutschen Soldaten zu reden, aber sie verstanden kein Wort Englisch. Ich gab ihnen Zigaretten. Das waren noch Jungen, keine zwanzig.
    Sie lächelten.
    Die Stadt lag völlig im Dunkeln. Diese seltsame Stille über allem. Sie wissen, dass alles vorbei ist. Ich begreife nicht, was sie da zwischen sich aushandeln. Geht es um das Kriegsende?
    Wollen sie den Krieg auf dem Verhandlungswege beenden? Wir wissen, dass es nicht mehr lange dauern wird. Können sie das abkürzen? Es würde tausende von Menschenleben retten. Die Russen werden vor uns in Berlin sein. Geht es darum? Wir haben etwas gehört über einen Einmarsch in Russland. Du hast gesagt, dass Patton die Russen angreifen will. Es heißt, Churchill sei nicht dagegen, er habe schon eine Strategie