Glitzerbarbie
wird, herumzuschlagen!« Drohend gehe ich auf Estefania zu.
Die weicht zurück und stößt gegen ein Regal mit einigen basics.
»Ist das klar?« Schweigen. »Ob das klar ist?« Nicken. »Gut!« Ich nehme meine Tasche, gehe zur Tür, drehe mich nochmal um und sage: »In einer Viertelstunde, meine Beste, sind Sie gefeuert! Und ich werde dafür sorgen, dass Sie nie wieder irgendwo einen Fuß in die Tür kriegen!«
»Ding dong« macht die Tür, als sie hinter mir zufällt. Dann hole ich mein Handy raus und rufe Sylvester Löwenthal in Berlin an. Von einer Typberaterin Estefania Huber habe ich seitdem nie wieder etwas gehört.
Am nächsten Tag gehe ich mit Gero einkaufen, und wir finden tolle Sachen, und ich bekomme wieder einen Anflug von guter Laune.
Dann besuchen wir Richard. Er liegt in einem wirklich schönen Einzelzimmer und strahlt vor Glück. Neben ihm liegen stapelweise Kataloge und Perücken. Eine davon hat er auf.
»Wie sehe ich aus?«, fragt er freudig erregt.
Um ehrlich zu sein sieht er aus wie jemand, der an Fasching beim Männerballett mitwirkt und jubelnd Gassenhauer singt, vom betrunkenen Publikum angeheizt. Aber ich sage natürlich: »Du siehst klasse aus, Richard! Richtig weiblich!«
»
Felizitas
! Das wird alles noch richtig gut«, meint er. Die Hormone wären ja wirklich der absolute Hammer. Er hebt sein Pyjamaoberteil. »Schaut nur!« Wir schauen, sehen aber nichts als eine behaarte Männerbrust. Aber das wird ja alles noch. Richard muss noch circa eine Woche im Krankenhaus bleiben. Dann wird das alles. Richard freut sich darüber, dass wir ihm die »Freundin«, die »Brigitte« und die »Amica« mitgebracht haben. »Ich muss doch wissen, für was ich mich jetzt interessieren muss«, sagt er.
Dann wieder ein Termin in Berlin: Vertragsunterzeichnung. Da Strawberry sehr großzügig ist und die Kosten übernimmt, kann ich fliegen und komme mir vor wie eine Businessfrau.
Obwohl ich Fliegen nicht ausstehen kann. Aber es geht nun mal schneller.
Die ersten Entwürfe für ein Logo sind schon da und Briefpapier und Entwürfe von Pressemeldungen. »ContraDrei hat einen
neuen Star! ›Anders, aber klar‹ heißt es bald in jedem deutschen Haushalt«, und so weiter und so fort. Ich bin überfordert, weil ich sogar ein eigenes Büro habe, nur für mich allein, wenn ich mich auf meine Sendung vorbereiten muss oder einfach mal meine Ruhe haben will. Das Redaktionsteam ist sehr okay. Felix tut so, als hätte er das alles, aber auch alles organisiert und als ob ohne ihn überhaupt nichts laufen würde. Die ganze Zeit rennt er herum. Felix hat die schreckliche Angewohnheit, alles mit den Worten »it’s up to you« abzuschließen. Selbst Anweisungen.
Und fast jeden Satz beginnt er mit »On top«. On top müssen wir jetzt hier die Pflanzen noch näher ans Fenster schieben, Bea, machst du das mal eben, it’s up to you.
Ich sitze bei Sylvester und unterschreibe den Vertrag. »Ich halte große Stücke auf dich, Carolin, du wirst das schon machen, und wie du das machen wirst. Mach dir keine Gedanken, mach einfach.« Der Vertrag hat noch nette Zusatzvereinbarungen: Wenn ich mal in Berlin bleiben möchte, kann ich dort im Adlon wohnen, Frisör- und Kosmetikstudiobesuche kann ich komplett absetzen, und alle drei Monate gibt’s Kohle fürs Neueinkleiden.
Und essen kann ich gehen, so viel ich möchte. Und mit dem Taxi fahren. Also wirklich, es gibt Schlimmeres. Rufe Marius an, der freut sich mit mir und meint, er sei stolz auf mich. Ich selbst kann das alles noch gar nicht glauben. In knapp sechs Wochen habe ich die ersten Aufzeichnungen, und es wäre gut, meint Sylvester, wenn ich in der Anfangszeit immer einen Tag vorher da wäre, um mich gründlich vorzubereiten. Ich sage, dass das kein Problem wäre. Dann entschuldigt er sich nochmal wegen Frau Huber. Das sei ja fast schon Körperverletzung gewesen. »Ich habe es ja überlebt«, sage ich und versuche, diesen entsetzlichen Nachmittag zu verdrängen.
»Gestern habe ich übrigens mit Roland in Hamburg telefoniert, dem geht’s ja gar nicht gut«, meint Sylvester.
Schön zu hören. Wahrscheinlich ist er mit einem Boot auf eine Sandbank aufgelaufen, und langsam, aber sicher geht das Trinkwasser aus. »Ach, der Arme«, sage ich zuckersüß, »was hat er denn?«
Sylvester beugt sich verschwörerisch nach vorn. »Eheprobleme.« Er schüttelt den Kopf. »Seine Frau überlegt gerade, sich von ihm zu trennen. Eine Katastrophe.«
»Sag doch bitte Roland,
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