Global Warning
kenne meine Rechte.«
»Jetzt regen Sie sich wieder ab. Ich durchsuche Ihr Haus doch gar nicht. Mir war nur zu heiß.«
Erin runzelte die Stirn. In das Misstrauen auf seinem Gesicht mischte sich ein schuldbewusster Ausdruck. Offenbar tat es ihm leid, das er so unhöflich gewesen war.
»Meine Freundin«, sagte er schließlich.
»Wohnt sie auch hier?«
»Sie ist tot.«
Beamons Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, doch er nahm sich vor, Terry in einer Kloschüssel zu ertränken, weil er das übersehen hatte. »Tut mir leid.«
»Sie war Umweltschützerin. Sie gehörte zu den Personengruppen, die Sie und Ihre Behörde abhören und beschatten, weil Sie sie für Terroristen halten.«
Jetzt geht das schon wieder los, dachte Beamon.
»Ihr Schiff ist damals mit Mann und Maus gesunken. Gut möglich, dass die Regierung dahintergesteckt hat.«
»Da muss ich Sie enttäuschen. Wir bekommen keine Torpedos von der Regierung«, erwiderte Beamon, was er aber sofort bereute. Da seine Verlobte Psychiaterin war, hatte er gedacht, sein Einfühlungsvermögen im Umgang mit seinen Mitmenschen würde sich verbessern, doch bis jetzt hatte er noch keine Fortschritte feststellen können.
»Was wollen Sie?«
»Sie sollen sich eine Schlammprobe ansehen.«
»Was springt dabei für mich raus?«
»Sie finden Schlamm doch interessant.«
»Nein.«
»Wie wäre es mit dem herzerwärmenden Gefühl, Ihren Mitmenschen zu helfen?«
»Ich hoffe, Ihnen ist jetzt nicht mehr so heiß.«
Beamon seufzte leise. »Wir haben Wind davon bekommen, dass die Saudis ein Problem mit einem Ölfeld haben, und da die Lage dort sowieso schon etwas prekär ist, wird es mit der Ölversorgung knapp. Die Leute, bei denen ich mein Auto gemietet habe, sagten doch tatsächlich, dass sie mir sechs Dollar für die Gallone berechnen, wenn ich den Wagen nicht vollgetankt zurückgebe. Daher sollen Sie sich die Sache ansehen und uns sagen, was Sie davon halten. Wir wollen wissen, ob wir uns Sorgen machen müssen.«
»Moment mal«, sagte Erin. »Hat Rick Castelli Sie auf die Sache angesetzt?«
Natürlich hatte er das, doch als Beamon den Unterton in Erins Stimme hörte, beschloss er, lieber nichts dazu zu sagen.
»Regierungsbehörden sind immer so verdammt melodramatisch. Für euch ist alles eine Katastrophe, es sei denn, es wird tatsächlich mal ernst, und dann ignoriert ihr es einfach. Ich sage Ihnen mal was. Ich werde diese Sache auch ignorieren.«
Beamon sah sich im Haus um. Sein Blick ging zu dem schmutzigen Geschirr auf dem Beistelltisch, den Glassplittern auf dem Boden und zu der Toten, die ihn von allen Seiten anstarrte.
»Damit Sie weiter hier rumhängen können?«
»Sie können mich mal. Das ist ein freies Land. Sie können mich nicht zwingen.«
Beamon lächelte. »Ach nein?«
3
Der Helikopter ging endlich tiefer, doch selbst das machte keine Details der Landschaft sichtbar. Der Sand schien sich endlos hinzuziehen - eine einfarbige Decke, völlig ohne Anhaltspunkte, sodass man fast die Orientierung verloren hätte.
Für manche Menschen war die Wüste schön, und Erin Neal wäre bestimmt auch dieser Meinung gewesen, wenn in diesen Dünen nicht so viele Erinnerungen vergraben gewesen wären. Gar nicht weit von hier hatte das aktuelle Kapitel seines Lebens angefangen. Und jetzt wollte es einfach nicht mehr enden.
Er warf einen Blick zu Mark Beamon, der mit verrutschten Kopfhörern neben ihm saß und döste. Bis auf einen kurzen Energieausbruch während des Fluges von Tucson, bei dem er ein riesiges Tablett Sandwiches verdrückt hatte und ein paar an Bord geschmuggelte Minifläschchen Bourbon gekippt hatte, waren seine Augen praktisch den ganzen Tag über geschlossen gewesen. Er hatte sie nur in den paar Minuten aufgemacht, die sie für den Transfer in den Hubschrauber von Saudi Aramco gebraucht hatten, in dem sie jetzt saßen. Soweit Erin das beurteilen konnte, war der Kerl entweder eine Art Zen-Meister, ein begnadeter
Schauspieler oder völlig desinteressiert daran, wo sie eigentlich hinflogen. Vermutlich Letzteres.
Als sie sich dem heißen Wüstensand näherten, wurde der Flug so unruhig, dass Beamon seine leicht geschwollenen Augen aufmachte und einen Blick aus dem Fenster warf: »Wo sind wir?«
»Woher zum Teufel soll ich das wissen? Sie haben mir ja nichts gesagt.«
Beamon streckte sich ausgiebig und strich sein schütteres Haar unter dem Kopfhörer glatt. »Ich sollte jetzt eigentlich zu Hause sein und Smokings anprobieren, aber da
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