Global Warning
tatsächlich stecken geblieben war.
Der Vorschlag, auf Staatskosten dem Regen zu entkommen, in dem Washington D. C. gerade ertrank, und stattdessen den blauen Himmel über Tucson zu genießen, hatte theoretisch sehr verlockend geklungen. Ein bisschen Sonne, mexikanisches Essen, vielleicht eine kleine Runde Golf. Aber dies war nicht Tucson. Dies war ein gottverlassenes Stück Wüste am Arsch der Welt.
Die Frage, was einen halbwegs normalen Menschen dazu brachte, in dieser kaktusverseuchten Staubschüssel leben zu wollen, drängte sich ihm geradezu auf. Keine Swimmingpools, keine gepflegten Fairways. Und nirgendwo Schatten.
Beamon steckte den Kopf aus dem Fenster, um sich zu vergewissern, dass keine Geier über ihm kreisten, bevor er Vollgas gab und den Wagen aus der Fahrspur holte.
Dann fuhr er auf dem schmalen Streifen weiter, der hier als Straße durchging.
Als fünf Minuten später sein Telefon klingelte, hatte er nur einen Kilometer hinter sich gebracht. Die neun Löcher, die er für den Nachmittag geplant hatte, wurden immer unwahrscheinlicher.
»Hallo?«
»Hallo, Mark.«
»Das wird aber auch Zeit.«
»Sie sagten sechzehn Uhr. In Arizona ist es exakt sechzehn Uhr. Genau genommen bewegt sich der Minutenzeiger auf meiner Uhr gerade auf die Zwölf. Und zwar - jetzt.«
Beamon musste grinsen. Von den Leuten, die für ihn arbeiteten, war ihm Terry Hirst am sympathischsten. Der Mann war nicht nur unglaublich tüchtig und geradezu unangenehm pünktlich, er ließ sich zudem von nichts und niemandem einschüchtern. Was in der nervösen, politisch korrekten Welt der Regierungsbehörden heutzutage eine Seltenheit war.
»Okay, Sie haben gewonnen, Terry. Was haben Sie herausgefunden?«
»Die E-Mail mit den wichtigsten Informationen über ihn haben Sie bekommen, ja? Beruflicher Werdegang, Ausbildung und so weiter?«
»Ja. Jetzt erzählen Sie schon...«
»Okay. Zunächst einmal sind alle einhellig der Meinung, dass Erin Neal ein Genie im wahrsten Sinne des Wortes ist. Er ist die Koryphäe auf dem Gebiet der Bioremediation.«
»Was zum Teufel ist Bioremediation?«
»Das habe ich auch gefragt. Im Grunde genommen geht es darum, Giftmüll, der in die Umwelt gelangt ist, mithilfe von Bakterien zu beseitigen. In der Regel bedeutet das Öl, aber er hat auch Bakterien entwickelt, die radioaktive Abfälle auffressen, und solche, die selbst unter extremen Bedingungen funktionieren, wie zum Beispiel bei der Kohleverarbeitung.«
Beamon fuhr über einen Hügel, konnte aber immer noch keine Spuren einer menschlichen Besiedlung ausmachen. Wo wohnte der Kerl? In einer Höhle?
»Erin hat eine Firma für Bioremediation gegründet, die überall auf der Welt tätig war, und eine Menge Geld damit gemacht«, fuhr Hirst fort. »Den größten Teil davon hat er in Forschungsprojekte für Umweltschutz gesteckt...«
»Großer Gott«, stöhnte Beamon.
»Was ist denn?«
»Er ist ein Hippie, stimmt’s?«
»Nicht ganz«, erwiderte Hirst. »Ich glaube, man könnte durchaus behaupten, dass der harte Kern der Umweltschützer ihn nicht ausstehen kann. Er hat ein ziemlich einflussreiches Buch geschrieben, in dem es um Energie und Natur geht. Ich habe es für Sie bestellt.«
»Warum geben Sie mir nicht einfach eine Zusammenfassung davon?«
»Im Wesentlichen geht es um die Zukunft von Energie und Umwelt, die vor dem Hintergrund von Politik und der menschlichen Natur untersucht werden. Neal hat eine sehr pessimistische Meinung von den Menschen. Er glaubt, dass wir vielleicht etwas für den Schutz unserer Umwelt tun würden, wenn es uns nicht das Geringste kosten würde, die Entscheidung aber klar sei, wenn man uns vor die
Wahl stelle, einen Baum zu retten oder die Klimaanlage laufen zu lassen. Daher war er der Ansicht, dass die Umweltschutzbewegung sich darauf konzentrieren müsse, Technologien und realistische Strategien zu entwickeln, die die Leute begeistern, und zwar unabhängig davon, ob es der Umwelt zugute kommt oder nicht. Er hat zum Beispiel gesagt, dass es völlig sinnlos wäre, ein Elektroauto zu bauen, es sei denn, es sieht gut aus, hat einen Allradantrieb und beschleunigt von null auf hundert in unter sechs Sekunden.«
»Lassen Sie mich raten«, sagte Beamon. »Er hat es sich mit beiden Seiten verdorben.«
»Mehr oder weniger. Die Umweltschützer haben ihn als Nestbeschmutzer angesehen, und die Wirtschaft ließ sich nicht dazu überreden, Geld für Forschungsprojekte rauszurücken. Jedenfalls hat Neal ein Jahr nach Erscheinen
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