Global Warning
es sicher logisch, so zu denken. Aber so verrückt das auch klingt, ich bin immer noch der Meinung, dass mein Leben mit dir besser war als ohne dich.«
Der Rauch zwischen ihnen wurde immer dichter. Jenna ging einen Schritt auf ihn zu und schlang die Arme um ihn. Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Vor Sauerstoffmangel wurde ihr schon schwindlig.
»Ich muss dir was sagen«, fing sie an. Doch dann schwieg sie.
»Was?«
Die Umrisse eines Schattens im Rauch, den sie für eine Sinnestäuschung gehalten hatte, wurden immer schärfer. Er kam hinter Erin auf sie zu. Der Schatten sah fast so aus wie …
»He!«, brüllte Beamon. »Ich störe Sie ja nur sehr ungern, aber wenn Sie mir folgen, haben wir noch eine Chance, hier rauszukommen.«
Epilog
Erin Neal hielt sein Gesicht in die Sonne von New Mexico und schloss für einen Moment die Augen, was dazu führte, dass sich sein Fahrrad langsam auf den Rand der leeren Straße zubewegte. Der Himmel war gleichmäßig blau, die Luft kühl und ruhig. Er hatte fast schon vergessen, dass es Tage wie diesen geben konnte.
Nachdem er und Jenna nur knapp dem Tod in den Flammen entkommen waren, war er noch eine Weile geblieben und hatte sieben Monate in eiskalten Zelten und Metallhütten zugebracht, um der Erde unvorstellbar Grausames anzutun. Kein Verfahren zur Ausbringung giftiger Chemikalien in der unberührten Wildnis war ausgelassen worden - er hatte Hubschrauber, Tankwagen, Löschflugzeuge benutzt. Es war sogar die Rede von Blimps gewesen, bis sich herausgestellt hatte, dass sie mit den für diese Region typischen Querwinden nicht zurechtkamen. Am Ende hatte er ganz allein eine Umweltkatastrophe ausgelöst, bei der sogar die Sowjets zusammengezuckt wären.
Jetzt war die Welt gewissermaßen in einem Wartezustand und gab Milliarden dafür aus, in Boden, Luft und Grundwasser nach Teagues Bakterien zu suchen. Wenn man in ein paar Jahren immer noch keine gefunden hatte,
wollten sich die Kanadier mit den Vereinigten Staaten und Europa zusammenschließen und ein Multi-Milliarden-Projekt starten, bei dem Gott weiß wie viele Tonnen Erde abgetragen und entsorgt werden sollten. Wie man das anstellen wollte, wusste allerdings noch niemand so ganz genau.
Erin stellte sich auf die Pedale und fuhr einen Hügel hinauf, von dem aus ein gigantischer Forschungskomplex am Ende der Straße zu sehen war. Kleine Häuser mit Solarelementen auf dem Dach, die durch ein Netz schmaler, unbefestigter Straßen miteinander verbunden waren, sprenkelten die Wüste um den Komplex herum. Der Ölpreis hatte sich auf etwa 450 Dollar pro Barrel eingependelt, was das Asphaltieren von Straßen wirtschaftlich unsinnig machte, wenn es nicht absolut notwendig war.
In einiger Entfernung konnte er den Farmer des Ortes sehen. Er fuhr mit seinem Traktor über die Felder, auf denen der größte Teil der Lebensmittel für die etwa 250 Menschen, die hier arbeiteten, angebaut wurden. Das durchzusetzen war ein harter Kampf gewesen - die Regierung warf immer noch mit Geld um sich, während sie über nicht vorhandene Sicherheitsrisiken dozierte -, doch bei einem Benzinpreis von zwölf Dollar für die Gallone war es letzten Endes billiger, als Lebensmittel zu ihnen zu transportieren.
Sein kleines Landwirtschaftsprojekt war nur ein Beispiel für die zahllosen Veränderungen, die die Welt in den letzten eineinhalb Jahren erlebt hatte. Natürlich war anfangs Panik ausgebrochen, als klar geworden war, dass eine vierzigprozentige Reduzierung der weltweiten Ölproduktion mehr oder weniger von Dauer sein würde. Das
war allerdings keine Überraschung gewesen. Es lag in der Natur des Menschen, absolut sicher zu sein, dass jede Abweichung vom Status quo ein Zeichen für die Apokalypse war. Doch es lag auch in der Natur des Menschen, sich anzupassen, wenn Veränderungen unvermeidlich wurden.
Nach Jahren, in denen die Welt immer kleiner geworden war, schien sie fast über Nacht unendlich groß geworden zu sein. Da ein Flugticket nach Übersee in der Touristenklasse inzwischen ein Drittel des erheblich gesunkenen amerikanischen Durchschnittsgehalts kostete, waren die meisten Fluggesellschaften bankrott gegangen. Auch Imund Exporte gab es so gut wie gar nicht mehr, und militärische Abenteuer gleich welcher Größenordnung wurden von Wählern, die genau wussten, wie viel Benzin man für ein kleines Scharmützel im Ausland brauchte, nicht mehr toleriert.
Und so hatten sich die Vereinigten Staaten nach innen gewandt. Sie produzierten
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