Global Warning
persönliche Opfer gebracht. Und jetzt sieh dir an, was wir erreicht haben. Wir sollten jetzt nicht mehr an uns zweifeln. Wir sollten stolz auf uns sein.«
Als sie seinen Blick schließlich erwiderte, sah er gar nicht stolz aus. Er wirkte eher berauscht.
»Michael, ich frage dich jetzt noch einmal. Was willst du?«
Er zuckte mit den Schultern - eine Angewohnheit, die ganz und gar nicht zu dem passte, was sie über ihn wusste. »Ich wollte dich wiedersehen. Eigentlich hatte ich gehofft, dass wir feiern könnten. Aber vielleicht war es ja naiv von mir zu glauben, dass du dich freuen würdest,
weil etwas, für das du sehr hart gearbeitet hast, tatsächlich funktioniert.«
Jenna antwortete nicht.
»Gut. Wenn du nicht feiern willst, reden wir eben über die Zukunft.«
»Die Zukunft?«, erwiderte sie. »Du hast dafür gesorgt, dass wir keine Zukunft haben. Und jetzt haben wir nicht einmal mehr eine Vergangenheit.«
»Es gibt noch viel zu tun, Jenna. Eine Milliarde Chinesen wollen einen SUV haben. Die Welt erwärmt sich noch immer, es sterben noch immer Tierarten aus, es werden noch immer Wälder zerstört...«
»Und wir können nichts daran ändern«, unterbrach sie ihn.
»Weil wir uns verstecken!«
»Nein, nicht weil wir uns verstecken. Wie sollen wir die Chinesen davon abhalten, sich ein Auto zu kaufen? Ich habe eins. Du hast vermutlich fünf. Woher nehmen wir dann das Recht, ihnen zu sagen, dass sie kein Auto haben können? Und selbst wenn ich wollte, für wessen Interessen würde ich mich dann einsetzen? Die der Regierung? Die US-Regierung hat keinerlei Macht über die Chinesen. Letztendlich hängt es von den Menschen ab. Wenn jeder ein Umweltbewusstsein verlangen würde, würden sich die Politiker und die Unternehmen überschlagen, um es ihnen zu geben. Wie soll ich Milliarden von Menschen davon überzeugen, etwas aufzugeben, von dem sie glauben, dass sie es unbedingt brauchen, um sich dadurch in zehn oder zwanzig Jahren irgendeinen Vorteil verschaffen zu können?«
Teagues Gesichtsausdruck verdüsterte sich merklich,
als er ihren letzten Satz hörte. Es war mit Absicht ein fast wörtliches Zitat aus Erins Buch gewesen. Und Erin Neal gehörte zu den Leuten, die auf Michael Teagues Liste von Feinden ganz weit oben standen.
»Dann ist die Erde auf sich allein gestellt. Willst du das damit sagen, Jenna? Wäscht du deine Hände in Unschuld?«
Sie dachte über seine Frage nach, über die Ziele, die sie einst hatten, und darüber, wie stolz sie früher auf ihre Arbeit gewesen war. »Ich habe meinen Teil getan, Michael. Jetzt muss sich die Erde allein helfen.«
8
»Wie machst du das, Mark? Im Ernst, du kannst doch nicht...«
Die Probleme mit den Bohrungen im Naturschutzgebiet waren an die Öffentlichkeit gedrungen, als Beamon ohne Verbindung zur Außenwelt in Alaska gewesen war, was Jack Reynolds veranlasst hatte, ganze vierzehn hysterische und bis jetzt noch unbeantwortete Nachrichten auf seinem Mobiltelefon zu hinterlassen. »Das ist kein teuflischer Plan, den ich mir ausgedacht habe«, protestierte Beamon. »Die Sache in Alaska hat sich eben so ergeben.«
»Das glaube ich dir sogar. Und genau das macht mir Angst«, sagte Carrie Johnstone, während sie sich auf dem Beifahrersitz umdrehte, um ihm in die Augen zu sehen. »In unserem ersten Jahr dachte ich ja noch, du würdest dich aus dem Haus schleichen, weil du Ärger suchst. Aber ich habe beim besten Willen nicht herausfinden können, wie du es fertiggebracht hast, deinen Bauch durch das Fenster zu zwängen.«
»Oh, das ist jetzt aber gemein...«
»Im zweiten Jahr bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es irgendeine merkwürdige Erkrankung des Unterbewusstseins
sein muss. Aber irgendwann hast du es dann geschafft. Inzwischen glaube ich nämlich, dass, wenn du einen Job als Sicherheitsbeamter bei einem 7-Eleven annehmen würdest, al-Qaida hereinstürmen und Geiseln nehmen würde.«
Der Verkehr auf dem Washington Beltway war zum Stehen gekommen, doch Beamon ließ den Wagen weiterrollen, weil er eine Entschuldigung brauchte, um sie nicht ansehen zu müssen. Sie waren nur noch ein paar hundert Meter von dem Krankenhaus entfernt, in dem Carrie arbeitete, und sie hatte bereits auf Psychiaterin umgeschaltet. Ihr Haar, das sie privat offen trug, war straff zusammengebunden, und statt der Brille mit den runden Gläsern, die sie zu Hause immer trug, saß ein Gestell auf ihrer Nase, das etwas streng wirkte.
»Hast du das gehört, Emory?«, sagte Beamon,
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