Global Warning
Verzögerungen und Ausflüchten losgegangen. Udo war engagiert bis zur Besessenheit, aber er war nicht Jenna, die alles nur Mögliche unternommen hatte, um sicherzugehen, dass ihre Kreatur nicht außer Kontrolle geraten konnte. Es war schwieriger als erwartet gewesen, die Schutzmaßnahmen zu überwinden, die sie in die genetische Struktur der Bakterien eingebaut hatte.
Die große Kunststoffröhre, vor der sie jetzt stehen blieben, war eines der wenigen Geräte im Labor, mit dem Teague sich auskannte. Die über sechs Meter lange Röhre mit einem Durchmesser von dreißig Zentimetern war
von Höhensonnen umgeben und an verschiedene Kühlschläuche angeschlossen. An beiden Enden ging sie in eine Glaskugel von der Größe eines Wasserballs über, die zur Hälfte mit Öl gefüllt war.
Udo deutete auf die rechte Seite der Röhre. »Da! Sieh dir das an, Michael.«
Zögernd trat Teague einen Schritt vor, streckte den Arm aus und berührte das kalte Glas mit den Fingerspitzen.
Er hatte dieses Experiment so oft misslingen gesehen. Wenn Udo das Öl auf der linken Seite der Versuchsröhre mit Bakterien kontaminierte, starben diese fast unmittelbar darauf, weil sie der Sonneneinstrahlung, der Umgebungstemperatur und zu viel Sauerstoff ausgesetzt waren - genau dafür waren sie von Jenna konstruiert worden. Schließlich war es dem Deutschen gelungen, das Bakterium so zu verändern, dass es lange genug lebte, um das Öl zu zerstören, mit dem es in Kontakt geriet. Doch in dem Moment, in dem es seine Nahrungsquelle verlor, starb es.
Jetzt allerdings konnte Teague nur wenige Zentimeter von seinen Fingerspitzen entfernt den typischen rötlichen Fleck auf dem Öl sehen - sechs Meter von der Kontaminierungsquelle entfernt.
»Es hat überlebt«, sagte er leise. »Es hat sich ausgebreitet.«
Udo berührte einen der Kühlschläuche und zog dann die Hand zurück. Er hinterließ einen deutlich sichtbaren Fingerabdruck auf dem Frost. »Es ist unter null und extrem trocken dort drin, und die UV-Strahlung ist erheblich höher als in der Natur. Trotzdem hat das Bakterium eine Strecke von sechs Metern überwunden.«
»Dann haben wir es geschafft? Es ist fertig?«
»Ich muss noch ein paar Tests durchführen, aber ich bin sehr zuversichtlich. Mit etwas Glück können wir in einer Woche mit dem Züchten anfangen.«
Teague drehte sich um und ging wie benommen nach draußen in die heiße Sonne von Texas. Er hatte sich schon gefragt, ob dieser Tag jemals kommen würde. Ob Udo in der Lage war, das zu liefern, was er versprochen hatte.
Doch jetzt war alles anders. Sie standen am Abgrund einer völlig neuen Welt. Wenn dieser neue Stamm in der entsprechenden Menge freigesetzt wurde, konnte er sich über die Luft ausbreiten, ohne dass jemand eingreifen musste. Und während die Regierungen dieser Welt wegen der bereits infizierten Ölreserven in Panik gerieten, würde sich eine neue Art von Bakterien still und leise über jegliche Form von Öl hermachen, egal, wo es sich versteckt hatte. Die Industriegesellschaft, eine Anomalie, die nur mit Energie im Überfluss möglich gewesen war, würde zusammenbrechen.
Dieser Zusammenbruch war unvermeidbar, egal, ob er seine Hände im Spiel hatte oder nicht. Die Menschen machten sich etwas vor und verschlossen die Augen vor der Tatsache, dass das Öl zu Ende ging. Doch es war eine geologische Tatsache, die die Welt irgendwann zerstören würde, auf eine Art und Weise, die sich die meisten gar nicht vorstellen konnten.
Zuerst würden sich die Menschen behelfen, indem sie der Erde die wenigen noch verbliebenen Ressourcen raubten, und bei dem vergeblichen Versuch, den unhaltbaren Lebensstandard von Milliarden Menschen zu sichern, jeglichen Umweltschutz aufgeben. Dann, wenn die kompakte, sofort verfügbare Energie zu Ende ging, würden
die Kriege beginnen, um das zu kontrollieren, was noch übrig war. Letztendlich würden sich Regierungen und Militärmächte auflösen, und es würde Chaos ausbrechen, wenn sich Nachbar gegen Nachbar wandte bei dem verzweifelten Versuch, es warm zu haben und Essen zu beschaffen. Weltweit würde man Tiere jagen, so lange, bis sie ausgerottet waren, während gleichzeitig die Wälder niederbrannten und die Luft sich mit Treibhausgasen füllte. Und ganz zum Schluss, wenn alles zerstört war, würde bei dem Wunder des Lebens das Licht ausgehen.
Sein Plan dagegen würde seiner Spezies und anderen Lebensformen, die sich auf der Erde ausgebreitet hatten, eine Zukunft garantieren, obwohl
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