Global Warning
passt nicht zu Teague. Soweit ich mich erinnern kann, steht er eher auf künstliche Wasserfälle und schwedische Models.«
Jenna sah sich noch einmal in dem Gebäude um, während sie auf ihrer Unterlippe herumkaute. »Vielleicht haben sie noch nicht alle Bohrlöcher infizieren können, die mit Injektionssonden arbeiten. Vielleicht haben sie hier die Bakterien gezüchtet, die sie brauchen, um das Ganze zu Ende zu bringen.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen, Jen.«
Sie kam auf Erin zu und blieb so nah vor ihm stehen, dass er verlegen wurde. »Vielleicht haben wir doch etwas tun können. Vielleicht haben wir ihn davon abhalten können, noch mehr Schaden anzurichten. Und jetzt ist er auf der Flucht.«
Erin antwortete nicht. Sie kam noch näher, kniete sich vor ihn und legte ihm die Hände auf die Oberschenkel. »Es tut so gut, dich wiederzusehen.« Sie brachte ein Lachen zustande, doch es hörte sich so an, als würde jeden Moment ein Schluchzen daraus werden. »Nach allem, was passiert ist, hört sich das ziemlich dumm an. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich dir noch einmal so nah sein würde.«
Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen und geküsst. Und dafür gesorgt, dass das alles ein Ende hatte. Aber das wäre noch dümmer gewesen.
Als sie von einem schrillen Klingelton aufgeschreckt wurden, krabbelte Jenna zu einem kaputten Bildschirm in der Nähe, unter dem sie die Quelle des Geräusches fand.
»Großer Gott«, sagte sie, während sie auf das Display des Mobiltelefons starrte.
»Was ist denn?«
Zögernd hob sie das Telefon ans Ohr. »Hallo, Michael.«
Erin kniete sich neben Jenna, und sie hielt das Telefon ein Stück von ihrem Ohr weg, damit er mithören konnte.
»Es sieht ganz danach aus, als hätte ich dich schon wieder verpasst, Jenna. Tut mir leid. Ich hätte gern mit dir geredet.«
»Worüber, Michael? Über das, was ihr hier gemacht habt? Über Saudi-Arabien?«
»Auch. Und über ein paar andere Sachen.«
»Warum? Verstehst du denn nicht, dass...«
»Weil es jemand tun musste, bevor es zu spät dafür war. Das weißt du genauso gut wie ich, Jenna. Du hast nur nicht den Mut, es dir einzugestehen. Als die Menschen vor Hunderten von Jahren ihre Umwelt zerstörten, sind sie dabei gestorben oder abgewandert, und die Erde konnte sich selbst heilen. Doch mit uns ist das anders geworden.«
»Bist du verrückt geworden? Wie soll das etwas retten? Du sorgst doch nur dafür, dass die Ärmsten der Armen verhungern und die reicheren Länder zu noch schmutzigerer Energie wechseln, um alles am Laufen zu halten.«
»Das mag sein. Ist Erin bei dir?«
Sie zögerte einen Moment. »Ja.«
»Frag ihn, ob er die Nachrichten gesehen hat.«
»Du kannst mich mal«, brüllte Erin, während er ihr das Telefon aus der Hand riss. »Warum kommst du nicht wieder her, dann können wir...«
»Hör auf!«, sagte Jenna. Sie nahm ihm das Telefon ab und warf einen Blick auf das Display. »Er hat aufgelegt.«
»Scheißkerl!«
Erin stand auf und ging in der Halle auf und ab, wobei er wahllos mit dem Fuß gegen die kaputten Gegenstände auf dem Boden trat. Es ließ sich nicht leugnen, dass Teague gewonnen hatte. Er würde verschwinden und weiter sein Luxusleben führen, während man sie beide verfolgte und für die Katastrophe verantwortlich machte, die er verursacht hatte - es war der letzte Nagel an dem Sarg, den Teague seit Erscheinen von Erins Buch für ihn gebaut hatte.
»Erin, beruhige dich. Lass dich nicht von ihm provozieren. Er macht das doch mit Absicht.«
Jenna hatte natürlich recht, aber es fiel ihm schwer, sich nicht in Fantasien zu verlieren, in denen er Teague die Hände um den dünnen, bleichen Hals legte und zudrückte.
»Wir haben keine Zeit mehr«, sagte sie. »Wir müssen uns entscheiden. Du weißt, was ich denke, aber das letzte Wort hast du. Ich habe dich in diese Sache hineingezogen, und ich werde das tun, was du willst.«
Erin ging langsamer und blieb dann hinter einem der wenigen Tische in der Halle stehen, die nicht umgestürzt waren. Weglaufen war immer noch das Vernünftigste, aber hatten sie eigentlich noch eine Chance? Inzwischen war sein Gesicht vermutlich auf jedem Fernsehbildschirm dieser Erde zu sehen.
Er holte tief Luft und atmete langsam auf. »Ich habe Angst, Jenna. Ich gebe es nicht gern zu, aber ich habe eine Scheißangst. Was wird passieren, wenn wir uns stellen oder verhaftet werden? Wir werden keine Anwälte haben.
Und keine Rechte. Für Terroristen gibt es das nicht.
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