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Global Warning

Titel: Global Warning Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills Bea Reiter
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Strompreise in die Höhe geschnellt, da die Kosten für den ölintensiven Abbau und Transport von Kohle sprunghaft angestiegen waren. Kommerzielle Gebäude auf arktische
Temperaturen herunterzukühlen, war jetzt wohl zu teuer geworden.
    Doch das war noch das geringste Problem. Als Jenna durch den Supermarkt ging, fielen ihr die teilweise leeren Regale und die hastig geänderten Preise auf. Die Privatwirtschaft reagierte mit der ihr eigenen kaltherzigen Effizienz auf die Situation. Die Lebensmittelbranche gab ihre unwirtschaftlichen, zentralisierten Verteilsysteme auf und lieferte nur noch saisonale Produkte aus der Region, um die Transportkosten auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Obst und Gemüse aus dem Ausland waren entweder gar nicht oder nur zu maßlos überzogenen Preisen zu bekommen. Selbst der Preis von Bananen aus Florida hatte sich mehr als verdoppelt. Texanisches Rindfleisch dagegen war im Überfluss vorhanden und billig zu haben, ebenso die regional angebauten Süßkartoffeln und Äpfel, die in die leeren Behälter überquollen, in denen zuvor die Importe angeboten worden waren.
    Der New York Times von gestern zufolge war der Markt in Maine mit Hummern überschwemmt, die halb so billig wie Hamburger verkauft wurden. Wer hätte gedacht, dass einmal der Tag kommen würde, an dem sich die Leute keinen Big Mac mehr leisten konnten und sich mit einem Hummer in Sahnesauce begnügen mussten?
     
    »Vielen Dank«, sagte Erin, als der schwergewichtige Postangestellte ihm half, den letzten der Kartons auf den Rollwagen zu wuchten.
    »Das sind jetzt alle«, sagte der Mann, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte und zurücktrat, damit Erin den gefährlich schwankenden Stapel aus Mikroskopen,
Brutschränken und anderen Laborgeräten durch die Tür rollen konnte.
    So weit, so gut. Die Baseballmütze und die Sonnenbrille schienen zu genügen, um die Leute davon abzuhalten, ihn mit den Fotos von sich in Verbindung zu bringen, die sie ständig im Fernsehen sahen. Jetzt musste er sich nur noch überlegen, wie er die Kartons in den Kofferraum von Jonas’ Toyota quetschen konnte. Er hätte Jenna bitten sollen, ein Seil zu kaufen, um einige der Sachen auf dem Dach festbinden zu können, doch es fiel ihm immer noch schwer, einen vernünftigen Gedanken zu fassen, wenn sie in der Nähe war - was zum Teil daran lag, dass er sich viel Mühe geben musste, um weiterhin wütend zu sein, und zum Teil daran, dass er Angst vor dem hatte, was zum Vorschein kommen würde, wenn ihm das nicht mehr gelang.
    »Das ist aber eine Menge Zeug.«
    Erin ging langsamer und blieb dann stehen, aber er brachte es einfach nicht fertig, sich umzudrehen und den Mann anzusehen, der ihn angesprochen hatte. »Sie glauben mir sowieso nicht, wenn ich Ihnen sage, dass es ganz anders ist, als es aussieht.«
    Mark Beamon trat neben ihn, nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und blies Erin den Rauch ins Gesicht. »Die Ausrede kenne ich schon.«
    Seine Augen lagen im Schatten eines breitkrempigen Strohhuts und waren fast nicht zu erkennen. In Kombination mit dem verschwitzten Polohemd, der zerknitterten Baumwollhose und Birkenstocks sorgte das dafür, dass ein unvorteilhafter Gesamteindruck entstand, bei dem Erin zuerst das Wort »langsam« in den Sinn kam.

    Erin trat einen Schritt zurück und musterte einen Zaun, über den Beamon nur mithilfe eines Krans kommen würde, doch nach einem schnellen Blick auf die Umgebung gab er seinen Fluchtplan sofort wieder auf. Bei der Frau, die kaum einen Meter neben ihm einen Kinderwagen auf die Straße schob, schlängelte sich ein dünnes Kabel am Ohr vorbei, genau wie bei dem mexikanisch aussehenden Mann, der den eingetrockneten Rasen vor dem Postgebäude harkte. Zwei heftig tätowierte Motorradfahrer am Ende des Gehsteigs wirkten nicht ganz so deplatziert, aber sie bemühten sich auffällig unauffällig darum, nur ja nicht in seine Richtung zu sehen.
    Letztendlich war es dann der Mann, der Erin geholfen hatte, die Kartons auf den Rollwagen zu wuchten, der ihm die Handschellen anlegte. Beamon sah zu, von dem kleinen Schattenstreifen aus, den er neben dem Gebäude gefunden hatte.
    »Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, mit ihnen zu sprechen«, sagte er, während er Erin den Arm um die Schulter legte und ihn zu einem am Bordstein geparkten Van führte, genau in dem Moment, in dem Jenna um die Ecke kam. Erin schüttelte fast unmerklich den Kopf, und sie ging einfach weiter die Straße hinunter. Er war

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