Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Global Warning

Titel: Global Warning Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills Bea Reiter
Vom Netzwerk:
nächste Mal würde es vielleicht anders sein.
    Jenna wollte wieder zurück in die Lagerhalle, doch stattdessen ging sie über den von tiefen Rissen durchzogenen Boden und setzte sich auf einen großen Felsblock.
    Sie machte sich über so vieles Sorgen, dass es Todeskommandos der Regierung und übergeschnappte Deutsche kaum unter die ersten fünf schafften. Erin war jetzt seit über drei Tagen verschwunden, und sie hatte noch nichts von ihm gehört. Die Nachrichtensender brachten zunehmend detaillierter werdende Berichte über sein Leben,
in denen inzwischen auch sie als Exfreundin vorkam, doch es wurde mit keinem Wort erwähnt, dass er verhaftet worden war. Erin war einfach nur verschwunden.
    Und er war nicht der Einzige. In der New York Times hatte sie einen Artikel über andere Umweltschützer gelesen - von denen sie viele persönlich kannte -, die vom Heimatschutz mitgenommen worden und nicht wieder aufgetaucht waren. Bis auf deren Familien schien das niemanden zu kümmern. Das amerikanische Volk musste jeden Tag mehr aushalten und war absolut nicht gewillt, sich Wege zu verbauen, die sein Leiden unter Umständen lindern konnten.
    Die Ressentiments gegenüber Europäern und Asiaten, denen es besser ging, weil sie erheblich weniger Energie verbrauchten als die Amerikaner, wuchsen, wurden jedoch immer noch von der feindseligen Haltung Kanada gegenüber in den Schatten gestellt. Daran waren zum größten Teil die Medien schuld, denn sie ließen keine Gelegenheit aus, nach Bildern von Verkehrsstaus in Toronto und Montreal die fast leeren Straßen amerikanischer Städte zu zeigen und zunehmend komplizierter werdende Grafiken zu basteln, um die sprunghaft angestiegenen Gewinne aus dem Verkauf kanadischen Öls zu verdeutlichen.
    Der Aktienmarkt hatte seine Talsohle immer noch nicht erreicht, und die Arbeitslosenquote stieg weiterhin, da inzwischen klar war, dass die amerikanische Wirtschaft schon seit Jahren kurz vor dem Zusammenbruch gestanden hatte, da sie abhängig war von billiger Energie und sich immer mehr verschuldet hatte, um dem drohenden Desaster zu entgehen. Und die Suppenküchen und Armenspeisungen einer Depression, die vor ein paar Monaten
noch in weiter Ferne gelegen hatte, wurden immer wahrscheinlicher.
    Wegen ihr.
    Jenna ging wieder hinein und setzte sich an ein Mikroskop, das sie in einem Spielzeuggeschäft gekauft hatte. Sie fragte sich, was sie tun sollte.
    Sie machte sich sowieso schon heftige Vorwürfe, weil sie sich nicht gestellt hatte, doch jetzt, wo sie sich auch noch fragen musste, was mit Erin und den anderen Umweltschützern geschehen war, wurden ihre Schuldgefühle unerträglich. Warum war das vorhin nicht die Polizei gewesen? Die nahe liegende Erklärung war, dass Erin ihnen nicht gesagt hatte, wo sie war. Aber warum? Glaubte er etwa, dass man sie beide in irgendein Loch werfen und kein Wort von dem, was sie sagten, glauben würde? Tat er es aus fehlgeleiteter Loyalität? Oder noch schlimmer - aus Liebe? Das wäre für sie am Schlimmsten. Nach allem, was sie ihm angetan hatte - nach allem, was sie der Welt angetan hatte -, hatte sie das Schicksal verdient, das die Regierung ihr zugedacht hatte. Doch bis jetzt hatten immer nur die anderen den Preis zahlen müssen.
    Das Problem bestand darin, dass Jenna nicht wusste, welche Beweggründe Erin hatte, und sie konnte sich auch nicht dazu durchringen, Spekulationen darüber anzustellen. Er hatte angedeutet, dass der Mann, der die Ermittlungen leitete - ein gewisser Mark Beamon, der offenbar kamerascheu war -, ganz in Ordnung war. Erin konnte ihm jederzeit sagen, wo sie war. Und deshalb musste sie fürs Erste hierbleiben.
    Jenna hob einen der zerstörten Computer auf und warf ihn zur Tür hinaus auf den gefährlich schwankenden Stapel
aus Schrott, den sie aus der Lagerhalle geräumt hatte. Das Labor war inzwischen wieder mehr oder weniger funktionsfähig, da sie alle Möbel aufgestellt und improvisierte Geräte auf die Tische gestellt hatte. Sie ging davon aus, dass Erin gefunden worden war, indem man die Verkäufer von medizinischen Geräten überwacht hatte. Deshalb war ihr nichts anderes übrig geblieben, als das Labor mit Hobbymikroskopen, Petrischalen, die sie aus Warenbehältern von Wal-Mart gebastelt hatte, und Minibacköfen, die als Brutschränke zweckentfremdet wurden, einzurichten.
    Sie ging zu einem der improvisierten Brutschränke und warf einen Blick hinein. Obwohl sich Udo viel Mühe gegeben hatte, war es ihm nicht gelungen, das Labor

Weitere Kostenlose Bücher