Global Warning
Gewahrsam genommen worden, und dann wären wir jetzt nicht hier. Also sehen Sie es als eine falsche Entscheidung, die etwas Gutes hatte.«
»Erin! He, Alter. Gut, dass du endlich da bist.«
Steve Andropolous schob sich an den beiden Männern in Laborkitteln vorbei und rannte quer durch den Raum auf sie zu. Drei Meter vor ihnen blieb er abrupt stehen.
»Hi, Steve«, sagte Jenna leise.
»Jesus... man hat mir zwar gesagt, dass du noch lebst, aber ich habe es nicht geglaubt. Das tue ich erst jetzt.« Er lief zu ihr und nahm sie in den Arm. »Allein schon der Gedanke daran, dass du da so allein im Meer...« Er schniefte laut. »Wie du untergehst und versuchst, wieder nach oben zu kommen...«
»Ist ja schon gut, Steve.« Sie tätschelte seinen Rücken und versuchte, sich diskret aus seiner Umarmung zu befreien. Schließlich ließ Steve sie los, trat einen Schritt zurück und richtete seinen tränenumflorten Blick auf Erin und Beamon. »Was zum Teufel ist denn mit euch passiert?«
Die Wunde auf Beamons Wange war genäht worden, schrie aber geradezu nach einem Piratenkostüm. Erins Gesicht war geschwollen und mit Blutergüssen übersät, und sein rechtes Auge immer noch blutunterlaufen. Dem Arzt zufolge sah es schlimmer aus, als es tatsächlich war.
»Ich könnte ein paar gute Nachrichten gebrauchen«, sagte Beamon, als Andropolous Erin mit einer ebenso stürmischen, aber nicht ganz so gefühlsbetonten Umarmung bedachte wie Jenna.
»Gute Nachrichten?«, fragte Andropolous, der etwas erschrocken schien, als er Erin losließ und einen Schritt zurücktrat. »Es gibt keine guten Nachrichten. Ich habe nur ›schlecht‹ und ›beschissen‹ zu bieten. Kommt mit, ich zeig’s euch.«
Jenna versuchte, ihren Blick auf Andropolous’ Rücken zu heften, während sie ihm durch das Labor folgten, doch es war unmöglich, die Leute um sie zu ignorieren, die mit ihrer Arbeit aufhörten, als sie vorbeiging. Waren sie nur
neugierig, oder wussten sie, dass sie für all das verantwortlich war? Warfen sie ihr etwa vorwurfsvolle Blicke zu?
»Haben sie dir alle Daten geschickt?«, fragte sie.
»Wir haben alles «, erwiderte Andropolous. »Im Ernst, sie haben die Lagerhalle, in der du gewesen bist, auseinandergenommen und zusammen mit ein paar hundert Tonnen Erde hergebracht. Das Ganze ist in einem Flugzeughangar ein paar Kilometer von hier versiegelt worden.«
»Und was haben Sie herausbekommen?«, fragte Beamon.
»In erster Linie, dass Jenna recht hatte - was natürlich keine große Überraschung ist. Das von ihr entwickelte Bakterium ist erheblich modifiziert worden, um an der Luft überleben und sich ausbreiten zu können.«
»Weißt du schon, wie lange es draußen überleben kann?«, fragte Erin.
»Nein. Bis jetzt haben wir es noch nicht geschafft, das Bakterium zu vernichten. Wir haben Muster davon unter allen möglichen Bedingungen untersucht - wir haben es ausgehungert, eingefroren, hoher Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Nichts funktioniert. Es sieht alles danach aus, als könnte es seine Stoffwechselaktivität stark reduzieren, wenn ihm die Umgebung nicht gefällt.«
»Wie lange kann es in diesem Zustand bleiben?«
»Schätze mal, ganz schön lange.«
»Wie lange?«, fragte Beamon. »Eine Woche? Einen Monat?«
»Vermutlich Jahre.«
»Großer Gott«, stöhnte Erin leise.
»Nur damit wir uns richtig verstehen«, sagte Beamon. »Wenn dieses Zeug freigesetzt wird, könnte es sich überall
auf der Welt ausbreiten, ohne menschliches Zutun in ölproduzierende Anlagen und Ölfelder eindringen und dafür sorgen, dass wir unsere Autos irgendwann mit Pferden ziehen müssen?«
Andropolous antwortete zuerst nicht, und Jenna schien Schwierigkeiten mit dem Atmen zu haben. Schließlich erbarmte sich Erin.
»Mark, Sie denken zu klein.«
»Klein? Das soll klein sein?«
»Kraftstoff ist zwar ein Ölderivat, aber ein Motor braucht Minerölprodukte auch zur Schmierung. Wenn ihr Auto kein Benzin mehr hat, bleibt es einfach stehen. Aber wenn es kein Öl mehr hat, geht es kaputt. Und jetzt extrapolieren Sie das mal. Denken Sie an die riesigen Turbinen, die unseren Strom erzeugen. Oder an Wasserpumpen oder Windmühlen. An die petrochemische Industrie, die unsere Pharmazeutika herstellt. An...«
Beamon hob die Hand. »Schon gut. Ich hab’s verstanden.«
»Das war die schlechte Nachricht«, sagte Andropolous zögernd. »Die beschissene haben Sie noch nicht gehört.«
»Das soll wohl ein Witz sein«, sagte Beamon. »Schlimmer geht’s
Weitere Kostenlose Bücher