Global Warning
Schweiß auf Teagues Stirn kalt werden, als er dem Grenzbeamten drei gefälschte kanadische Pässe hinhielt.
»Würden Sie bitte alle aussteigen?«
»Gibt es ein Problem?«, fragte Teague, der sich darauf konzentrierte, möglichst entspannt auszusehen, als er die Tür öffnete und ausstieg. Udo folgte seinem Beispiel, und Jonas zwängte seinen noch ungewohnt schwerfälligen Körper zwischen den Vordersitzen hindurch.
»Was haben Sie in den Vereinigten Staaten gemacht?«
»Urlaub. Wir sind einfach so in der Gegend herumgefahren, als es losging«, sagte Teague lässig. »Und als die Kacke dann so richtig am Dampfen war, waren wir gerade in Florida. Noch weiter weg von zu Hause geht nun wirklich nicht.«
Der Grenzbeamte musterte ihn misstrauisch und wandte seine Aufmerksamkeit den beiden Deutschen zu. Jonas hatte sich die Augen gerieben, damit sie möglichst rot aussahen, und hustete heftig in die Hand. Sie hatten während der gesamten Fahrt daran gearbeitet, Udos sowieso schon kaum noch wahrnehmbaren Akzent völlig zum Verschwinden zu bringen, sodass er beim Beantworten einfacher Fragen nicht mehr zu hören war, doch bei Jonas war das aussichtslos. Eine starke Kehlkopfentzündung war das Beste, was ihnen eingefallen war.
»Würden Sie bitte die Türen öffnen?«
Teague ging nach hinten und öffnete beide Türen, sodass das sorgfältig inszenierte Durcheinander auf der Ladefläche des Vans sichtbar wurde. Die medizinischen Geräte aus dem Labor hatten sie weggeworfen und durch Kleidung, Broschüren, Kühlboxen und Reiseführer ersetzt. Der Grenzbeamte kroch auf die Ladefläche, schob ein paar Sachen zur Seite und erstarrte plötzlich.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte Teague, dem das Herz
bis zum Hals klopfte, obwohl er mit einer Durchsuchung des Wagens gerechnet hatte.
»Sie haben einen Zusatztank«, sagte der Mann. Als er aus dem Van kletterte, war seiner Stimme anzuhören, dass er wütend war.
»Den haben wir in Louisiana einbauen lassen, damit wir es quer durch die Vereinigten Staaten schaffen«, erwiderte Teague. »Es ist einfacher, sehr viel Benzin auf einmal zu kaufen, als jeden Tag nach jemandem zu suchen, der achtzig Liter für einen hat.«
Das konnte den Grenzbeamten offenbar nicht überzeugen. »Es gibt kein Gesetz, das Ihnen verbietet, mit einem Zusatztank nach Kanada zu kommen«, sagte er. »Aber es gibt Bestimmungen darüber, wie viel Benzin Sie in die Vereinigten Staaten mitnehmen können. Wenn Sie den Zusatztank auffüllen und versuchen, wieder über die Grenze zu fahren, werden Sie Probleme bekommen.«
»Machen Sie Witze? Wir fahren nie wieder zu den Amis. Können Sie sich vorstellen, was das für ein Gefühl ist, wenn man zurzeit mit so einem Schluckspecht und kanadischem Kennzeichen in den Vereinigten Staaten unterwegs ist? Wir haben Glück, dass man uns nicht erschossen hat.«
Der Grenzbeamte, der immer noch skeptisch aussah, öffnete die Fahrertür und beugte sich ins Innere des Vans. Nachdem er das Handschuhfach durchsucht und sich den Boden angesehen hatte, fiel sein Blick auf die große Thermosflasche aus Edelstahl, die zwischen den beiden Vordersitzen steckte.
Nervös sah Teague zu, wie er mit einem Fingernagel dagegenklopfte und die Hand an den Deckel legte, um ihn
aufzuschrauben. Obwohl Teague wusste, dass dies aufgrund der versteckten Verriegelung unmöglich war, hielt er unwillkürlich die Luft an, bis der Grenzbeamte seine Anstrengungen aufgab und ihm die Thermosflasche entgegenstreckte. »Was ist da drin?«
Die Zukunft , dachte Teague, während er sich durch die Tür beugte, die Thermosflasche umdrehte und auf den Starbucks-Aufkleber auf der Vorderseite wies.
35
»Ein richtiges Labor«, sagte Jenna, während sie mit der Hand über den Edelstahl und ein paar Kunststoffteile strich und Beamon folgte. Das Labor war auf dem neuesten Stand der Technik - jede Oberfläche blitzte nur so vor Sauberkeit, jedes Gerät war in einen Tisch oder an die Wand montiert, jeder Computer war brandneu.
»Nachdem Sie zwei Wochen auf dem Boden geschlafen und mit Minibacköfen gearbeitet haben, sieht das hier sicher aus wie das Paradies«, sagte Beamon.
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Ich hätte Sie viel früher anrufen sollen. Ich hätte nicht warten sollen, bis...«
»Es hat keinen Sinn, andauernd ›ich hätte, ich hätte‹ zu sagen«, warf Erin ein.
»Er hat recht«, stimmte Beamon zu. »Außerdem, wenn Sie mich gleich angerufen hätten, wären Sie vermutlich von der CIA in
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