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Glockengeläut

Glockengeläut

Titel: Glockengeläut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Aickman
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Strümpfe schimmerten leicht, ihr Haar glänzte, und ihr Gesicht konnte man nur als strahlend bezeichnen.
    »Alles still wie ein Grab«, sagte sie.
    »Maureen!« rief ich aus, umarmte und küßte sie. Es blieb mir gar nichts anderes übrig.
    »Plötzlich«, fuhr sie fort. »Ganz plötzlich. Am Wochenende. Ich war sehr krank, weißt du, Roy, und dann war ich auf einmal wieder gesund. Das war gestern, und seitdem fühle ich mich ein wenig wie in Trance. Den Morgen habe ich damit verbracht, Kleider zu kaufen, die wir uns eigentlich gar nicht leisten können, zum Friseur zu gehen, faul herumzusitzen, und alles und jeden anzustrahlen.«
    Ich küßte sie wieder.
    »Wie lange sind diese Leute schon weg?« Dann sagte sie: »Gilbert ist das Wochenende über mit den Kindern weggefahren. Dachte wohl, ich sei in sicherem Gewahrsam. Ich frag’ mich nur, was er vorhat?«
    »Die Leute waren am Samstag, bevor ich wegfuhr, noch da. Komm mit nach oben, Maureen.«
    Arm in Arm stiegen wir die Treppen hoch, obwohl ich auch noch meinen Koffer tragen mußte.
    Auf Mr. Millars Etage hielten wir an, und ich drückte nur so zum Spaß die Klinke seiner Außentür herunter, jener Tür, die in den pinkfarbenen Raum mit den Blumengirlanden führte. Und dieses Mal ließ sie sich öffnen.
    Ich versuchte noch, Maureen herauszudrängen, was mir jedoch nicht gelang. Dort hing Mr. Millar im Vorraum zu seinem Allerheiligsten. Für jeden sichtbar hing er an einem jener großen Kleiderhaken, die man für Mäntel benutzt, ein Haken, den er oder jemand anderer unter großen Anstrengungen in den Putz der Decke oder in eine der hölzernen Fußbodendielen meines Dachgeschosses geschraubt haben mußte. Das Seltsamste an der ganzen Sache war indes, daß der Körper, obwohl in dem Raum kein Luftzug auszumachen war, deutlich hin und her schwang, so als bestehe er aus Pappmaché oder einem ähnlichen federleichten Material. Sogar seine Kleidung wirkte zart, körperlos. War es tatsächlich Mr. Millar, der da vor sich hin schaukelte? Kaum möglich, das zu entscheiden.

    Seltsamerweise war ich, nachdem mich die Ereignisse in diesem Haus lange Zeit fast (und Maureen vermutlich vollends) verrückt gemacht hatten, seit jenem Sonntag dort immer recht glücklich, sogar sehr glücklich, wenn ich an Maureen dachte oder ihr süß duftendes Haar mit Küssen bedeckte. Den Umzug vergaß ich vollkommen, oder doch zumindest so vollkommen, wie einem das Leben zu vergessen erlaubt.

Nicht stärker als eine Blume
    »Schönheit, nicht stärker als eine Blume ...«
    William Shakespeare

    Aber natürlich ist mir das ganz egal - schließlich liebe ich dich«, sagte Curtis. »Ich denke nur an dich.«
    Nesta war in dem Glauben erzogen worden, daß Männer, was immer sie auch sagen mochten, in Wahrheit doch nur am Aussehen einer Frau interessiert seien; und eigentlich glaubte sie diesen Standpunkt sogar recht gut zu verstehen. Ja, ihr Verständnis reichte so weit, daß sie lange mit der festen Überzeugung gelebt hatte, sich auf immer mit den traurigen Konsequenzen dieses Tatbestands abfinden zu müssen. Aus diesem Grund hätte sie auch Curtis’ Heiratsantrag nie angenommen, wenn sie nicht heftigst - allerdings noch nicht sehr lange - in ihn verliebt gewesen wäre. Sie besaß eine instinktive Abneigung gegen extreme Gefühlslagen.
    Dieser Charakterzug und ihre allgemeine Unerfahrenheit im Umgang mit Männern hatten Nesta nicht erkennen lassen, daß Curtis ein noch weit hoffnungsloserer Fall als sie selbst war. Aus der leidenschaftliche Liebe zu einer wunderschönen Frau - er war damals Anfang zwanzig gewesen - hatte er eine Lehre gezogen: Schönheit hatte ihren Stellenwert, aber man konnte mit ihr nicht sein Leben verbringen. So wandte er sich fortan anderen Werten zu. Aus diesem Grunde war er auch entsetzt über sein eigenes, anfangs ganz unbewußt an den Tag gelegtes Verhalten, das sich hingegen bald zu hartnäckigen Überredungsversuchen auswuchs, Nesta möge doch bitte irgend etwas für ihr Aussehen tun. Diese Kampagne, soviel begriff er instinktiv, hatte ihren Anfang bereits zu einer Zeit genommen, als er sich ihr noch gar nicht erklärt hatte. Der jüngste Überredungsversuch bildete ihren vorläufigen Höhepunkt.
    »Ich sehe wirklich keinen Sinn darin«, sagte Nesta.
    »Aber Liebling, wie kannst du so etwas behaupten, wenn du es noch gar nicht ausprobiert hast?«
    Eine Auseinandersetzung dieser Art war natürlich nichts Neues.
    Nesta erwiderte nichts.
    »Ich sehe wirklich nicht, was

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