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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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wie ich an diesen schlichten weiblichen Pazifismus. Oh, versteht mich recht, ein solches Verlangen ist in jeder Frau zu bewundern. Doch muß zwischen den männlichen und den weiblichen Instinkten ein Gleichgewicht hergestellt werden, und hier gibt es ein solches nicht. Es sollte ein Mann da sein, in seiner Weise so stark wie die Königin. Mein Herr, der Großkalif, ist stark …«
    »Aber die Königin wünscht nicht zu heiraten. Sie betrachtet
die Ehe als eine weitere Bürde – und sie trägt bereits viel Ver
antwortung.«
»Sie begünstigt andere?«
    »Sie begünstigt niemanden. Es versteht sich, daß die Auf
    merksamkeiten des Großkalif s ihr schmeicheln …«
    Prinz Sharyar strich sich den Bart. »Nun ist es an mir, Euch an meine Intelligenz zu erinnern, Milord. Was ich im Hinblick auf Ihre Majestät und ihre Bedürfnisse gesagt habe, ist gut gemeint. Wir sind um sie besorgt.«
    »Dann teilen wir dieses Bewußtsein fürsorglicher Empfin
    dungen«, antwortete Lord Montfallcon. »Und wenn Ihr sie so respektiert, wie ich es tue, dann werdet Ihr auch die Entscheidungen Ihrer Majestät respektieren. Ich habe mir das zur Regel gemacht.« »Ihr tut nichts ohne ihre Zustimmung?«
    »Sie ist meine Königin. Sie ist Albion, sie ist das Reich.« Lord Montfallcon blickte den anderen bedeutungsvoll an. »Sie ist das Gesetz.«
    Prinz Sharyar lächelte wieder. »Nicht immer wirksam.« »Wie belieben?«
    »Ihr Gesetz. Wie es scheint, führt es Verbrecher nicht in je
    dem Fall der Strafe zu.« »Ich kann Euch nicht verstehen.«
    »Mein Neffe Ibrahim wurde in London ermordet, als ich mich in Ben Gahshi einschiffte. Bei meiner Ankunft erfuhr ich von seinem Tod – seiner Ermordung – und daß sein Mörder straflos ausgegangen ist.«
    »Dieser Raufbold namens King? Er ist verurteilt und soll nächste Woche deportiert werden.«
    »Es war noch ein anderer beteiligt – derjenige, der die schändliche Tat beging und für den Ihr ein Wort einlegtet, wie ich höre, Mylord.«
    »Es war noch einer angeklagt, freilich. Ich sprach für ihn, weil er in Wahrheit in meinem Auftrag unterwegs war und nicht an dem Streit beteiligt sein konnte, mag er gleich ein Spitzbube von der Art sein, daß man ihm die Tat zutrauen möchte.«
    »Dann seid Ihr Euch der Unschuld Eures Dieners völlig sicher?« Prinz Sharyar faßte Montfallcon scharf ins Auge. »Dieser schwarzgekleidete Fechter, dieser Euer Spion und Agent …«
    »Quire? Ein Spion und Agent? Ein Kurier für die Königin, nicht mehr.«
    Prinz Sharyar nickte. »Quire ist der Name, ja. Er war mir entfallen. Dieser Quire genießt unter dem gemeinen Volk dieser Stadt einen Ruf als skrupelloser Übeltäter und gefährlicher Duellant. Er forderte meinen Neffen heraus und verleitete ihn zu einem Zweikampf, um ihn zu ermorden und ihn zu berauben. Soviel habe ich durch meine Mittelsmänner erfahren. Was denkt Ihr darüber, Milord?«
    »Ich kenne Quire gut. Er würde seine Zeit niemals mit einem derartigen Plan vergeuden. Er ist zu stolz.«
    »Dann gebt Ihr mir Euer Wort als Ehrenmann, Milord, daß Euer Kapitän Quire meinen Neffen nicht getötet haben kann?« »Ich gebe Euch mein Wort, Hoheit«, sagte Lord Montfallcon und erwiderte den Blick des Arabers, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Kann ich den Mann vielleicht sprechen – nur um mich zu vergewissern, daß er Euch nicht getäuscht hat?« fuhr Prinz Sharyar fort.
    »Er ist in einer anderen Mission für mich unterwegs. Er hält
sich nicht in London auf.«
»Wo ist er?«
    »Er hilft in dieser Angelegenheit, die den König von Polen betrifft. Wenn Ihr Euer Ohr Gerüchten leiht, so werdet Ihr davon gehört haben, nicht wahr?«
    »Daß Kasimir von Briganten entführt wurde, um ein Lösegeld zu erpressen? Ja, ich hörte davon. Meint Ihr, daß er noch am Leben ist?«
    »Polnische Kaufleute empfingen eine Lösegeldforderung. Die Schurken glauben, sie hätten nicht mehr als einen gewöhnlichen Aristokraten in ihrer Gewalt.«
    »Nun, ich hoffe, er wird mit Eurer Justiz und ihrer Wirklichkeit besser fahren als mein Neffe.« Der Sarazene erhob sich. »Es scheint, daß Albion rasch zu einem gesetzlosen Land wird, in welchem es Briganten und Mördern gestattet ist, nach Belieben umherzustreifen, Standespersonen zu erschlagen, Könige gefangenzunehmen …«
    »In Eurer Heimat gibt es keine Mordtaten, Hoheit?« »Einige, natürlich …«
    »Es gab viel mehr Mord und Ungesetzlichkeit, bevor Albion den Schutz Eurer Heimat übernahm und sein Gesetz zu Euren Völkern

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