Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
benommen Dankesworte Murmelnden über die Reling und das überhängende, festgemachte Fallreep hinunter, während Tinkler von rückwärts »Hier!« rief und ein Bündel schwenkte und der alte Edelmann hinter ihm den Männern der Besatzung winkte und ihnen zurief, daß sie ihm folgen sollten, womit Quires Befürchtungen sich erfüllten. »Langsam, Sir, seid unbesorgt.« Er half dem zögernden König in das hüfttiefe Wasser. »Hier entlang.« Er nahm ihn beim Arm und zog. Tinkler folgte ihnen, aber der alte Mann war noch am oberen Ende des Fallreeps und rief seinen Leuten. Vielleicht wollte er, daß sie es losmachten und hinunterließen.
    Quire und sein Schützling kamen aus dem Wasser und stapften triefend über den Sand, als O’Bryan und die anderen in Sicht kamen. »Wir reiten, O’Bryan!« rief er ihm zu. »Du hältst die anderen zurück, Tink, und wir treffen uns in der Mühle.« O’Bryan streckte die Hand aus, um den König zu ihrem Beipferd zu führen. »Kommt, Sir, steigt auf.«
    Der König blickte zurück und schüttelte den Kopf. O’Bryan
    sagte etwas auf polnisch, und der König nickte, erwiderte etwas mit einem kleinen Lachen und bestieg bereitwillig den Rotfuchs. Quire fand seinen Rappen und saß auf, nahm den Rotfuchs beim Zaumzeug, während O’Bryan sich auf der anderen Seite des Königs in den Sattel schwang. Er hörte Tinkler einen Befehl schreien, als Seeleute im Gefolge ihres Königs an Land wateten, und das Dutzend Spitzbuben unter Tinklers Kommando ließ die Musketen und Pistolen krachen und schoß die vorderste Gruppe von Seeleuten über den Haufen.
    Der König rief O’Bryan eine Frage zu, und O’Bryan antwortete wieder, wie er und Quire besprochen hatten, daß es an dieser Küste Briganten und Strandräuber gebe, die bei jedem Schiffbruch aus ihren Schlupfwinkeln kämen, daß die Männer der Küstenwache die Bösewichter jedoch zurückhalten würden. Sie galoppierten durch das seichte Wasser des Watts, welches die Insel vom Festland trennte, als der König von Polen etwas rief und sein Pferd zu zügeln versuchte.
    »Was will er, O’Bryan?« brüllte Quire durch den Wind.
    »Er macht sich Sorgen um seine Leute, meint, er solle bleiben.«
    »Sehr edel. Sag ihm, daß die Flut kommt und daß wir höheren Grund erreichen müssen, und daß unsere Männer sich um den Rest der Besatzung kümmern.«
    O’Bryan sprach in stockendem Polnisch. Der König antwor
tete, noch immer widerwillig.
»Was hat er jetzt, O’Bryan?«
    »Er sagte, die Strömung scheine seewärts zu ziehen.«
    Quire grinste. »Er ist ein Schlaumeier, scheint aber die Augen offenzuhalten. Sag ihm, daß die Strömungen hier im Watt zwischen den Inseln und Sandbänken trügerisch sind. Wir müssen weiter, sonst geraten wir wirklich in Schwierigkeiten. Sag ihm das und leg ein wenig Dringlichkeit in deine Stimme, O’Bryan.«
    Der bitterkalte Wind fiel sie mit wütenden Böen an, die sie mit solcher Gewalt trafen, daß die Pferde schwankten. »Reite, bei Mithras!« schrie Quire.
    Weit hinter ihnen, wo das gestrandete Schiff lag, krachten weitere Schüsse. Der König versuchte seinen Rotfuchs zu wenden. »O süße Ariadne!« Quire drängte sein Pferd neben den Rotfuchs, nahm dem König die Kappe vom Kopf, zog eine Pistole aus dem Futteral an seinem Sattel und schlug sie dem König, als dieser sich eben umwenden wollte, um zu sehen, was geschah, hart ins Genick seines ungekämmten Schädels, faßte ihn, ehe er vom Pferd fiel, legte ihn über den Sattelknopf, umwickelte ihn mit den Zügeln, um ihn vor dem Herabfallen zu bewahren, nahm den Rotfuchs am Zaumzeug und führte ihn weiter. O’Bryan feuerte eine seiner Reiterpistolen ab, anscheinend nur zum Spaß, und fuchtelte mit der anderen. Vor ihnen zeichnete sich die sanftgewellte Linie der grasbewachsenen Dünen ab, wo schimmernder Schnee anzeigte, daß sie das Wattenmeer größtenteils durchquert hatten und bald auf sicherem Boden sein würden.
    Sie ritten im Galopp nach Osten und landeinwärts, fort von der kleinen Hafenstadt Rye, denn Quire hatte entschieden, daß sie wenigstens fünfzig Meilen zwischen sich und das Wrack legen sollten, um vor zufälliger Entdeckung sicher zu sein. Quire blickte zurück und sah ein paar Lichtblitze in der Ferne, hörte dann einige Schüsse und Geschrei. Wenn er richtig vermutete, hatten Tinkler und die Männer weniger Schwierigkeiten als erwartet gehabt und waren schon jetzt beritten und verließen die Mikolaj Kopernik und ihre Besatzung, die sich

Weitere Kostenlose Bücher