Glueck (TaschenGuide)
formuliert: ob wir in ihr aufgehen oder nicht.
Alles im Fluss
Dieses Aufgehen in der Arbeit oder einer anderen Tätigkeit hat der ungarischstämmige Psychologieprofessor und Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi „Flow“ (Fließen) genannt – und damit der Schimäre Arbeit ganz offiziell einiges von ihrem Schrecken genommen. Wenn wir im Flow sind, befinden sich unser Fühlen, Wollen und Denken im Einklang; die Zeit vergeht wie im Fluge, und unsere eigene Person tritt hinter die Tätigkeit zurück, die scheinbar mühelos vonstatten geht.
Das lustbetonte Prinzip des Flows ist nicht nur auf Arbeitszusammenhänge beschränkt, sondern kann sich auch in der Freizeit und bei der Ausübung von Hobbys einstellen. Wir sprechen von Flow, wenn folgende Merkmale erfüllt sind (wobei nicht alle gleichzeitig vorhanden sein müssen):
Wir sind der Aktivität gewachsen: Wir sind in der Lage und qualifiziert, die Herausforderung, die uns gestellt ist, anzunehmen.
Wir sind fähig, uns auf unser Tun zu konzentrieren: Nichts kann uns ablenken, Sorgen und Probleme sind ausgeblendet.
Die Aktivität hat deutliche Ziele: Wir wissen genau, was wir tun müssen, um das gesteckte Ziel zu erreichen.
Die Aktivität hat unmittelbare Rückmeldung: Wir erfahren oder wissen, wenn wir etwas falsch oder nicht gut gemacht haben.
Wir haben das Gefühl von Kontrolle über unsere Aktivität: Eben das Gefühl ist entscheidend – und nicht, ob es auch tatsächlich zutrifft.
Unsere Sorgen um uns selbst verschwinden: Wir gehen im gegenwärtigen Moment auf und machen uns keine Gedanken um uns selbst.
Unser Gefühl für Zeitabläufe ist verändert: Wir haben das Gefühl, dass die Zeit verfliegt.
Die Tätigkeit hat ihre Zielsetzung bei sich selbst (sie ist autotelisch): Sie ist für uns zum Selbstzweck geworden.
Der Flow ist dann am effektivsten, wenn sich die Anforderungen der Tätigkeit und unsere Fähigkeiten die Balance halten. Denn ein solchermaßen ausgewogener Flow macht vor allem eines – glücklich.
Wichtig
Flow ist weder den Überfliegern unter uns noch anspruchsvollen Tätigkeiten vorbehalten. Wir alle können bei allen möglichen Aktivitäten Flow erleben – vorausgesetzt, wir gehen in unserem Tun auf und vergessen darüber alles andere.
Flow und Glück
Es scheint vor allem die Intensität des Flow-Erlebnisses zu sein, die uns so gut tut – und unsere Arbeit so gut macht. Csikszentmihalyi fand heraus, dass sich diese Momente höchster Konzentration bei allen Berufsgruppen – seien es nun Akademiker oder Arbeiter – ähneln und unabhängig von der tatsächlichen Tätigkeit sind. Seine Feldforschungen machten außerdem deutlich, dass wir in der Regel unsere Freizeit verklären: Demnach erleben wir Flow viel öfter bei intensiven beruflichen Tätigkeiten als bei der Ausübung unserer Hobbys, im Kreise von Freunden und Familienangehörigen oder bei anderen Freizeitaktivitäten. Verallgemeinernd lässt sich also sagen: Wer seinen Beruf liebt, wird leichter in den Sog des Flows geraten als andere.
Beispiel
Es ist bereits weit nach Mitternacht, aber Irene kann nicht aufhören zu schreiben. Endlich ist der Knoten geplatzt, endlich hat sie einen Anfang für ihren Roman gefunden. Mit Feuereifer ist sie bei der Arbeit und vergisst alles um sich herum. Erst als ihr fast die Augen zufallen und es draußen schon dämmert, kommt sie wieder zu sich. Müde, aber glücklich und zufrieden lässt sie es für heute gut sein und schaltet den Laptop aus.
Erleben wir Flow, dann sind wir übrigens nicht notwendigerweise während der Tätigkeit glücklich: Wenn unser Vortrag gut gelaufen ist, erleben wir erst im Nachhinein Glücksgefühle. Würden wir uns während des Vortrags darüber Gedanken machen, so würde unsere Konzentration leiden – und der Flow wäre dahin.
Flow oder Arbeitssucht: Aufgehen oder Aufarbeiten?
Nicht zu verwechseln mit Flow ist übrigens die Arbeitssucht, die mittlerweile nicht nur in Japan zum weitverbreiteten Phänomen geworden ist, sondern allmählich auch bei uns immer häufiger vorkommt. Der Begriff Workaholic wird für das Krankheitsbild eines arbeitssüchtigen Menschen verwendet. Es zeichnet sich durch überdurchschnittlichen Arbeitseinsatz aus, der aber mehr und mehr zu krankhaftem Suchtverhalten führt.
Private Interessen und Pflichten werden zunehmend vernachlässigt. Der Süchtige beginnt nach Ausflüchten für seinen übertriebenen Arbeitseinsatz zu suchen. Alle privaten Bereiche werden der Arbeit untergeordnet. Er
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